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Die schwimmende Stadt

Die schwimmende Stadt

Titel: Die schwimmende Stadt
Autoren: Hubert Haensel
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gerettet.«
    »Du meinst, diese… die… sie haben uns…?« In einer verlegen wirkenden Geste rieb Gerrek sich die Nüstern.
    »Die Frauen haben uns aus dem Wasser gezogen.«
    »Puh«, platzte der Beuteldrache heraus und kam mit einer Schnelligkeit, die wohl niemand ihm zugetraut hätte, auf die Beine. »Sie haben nichts Gutes mit uns im Sinn. Lieber will ich jämmerlich ersaufen, als…« Sein Blick bekam etwas Gehetztes, und er brach gurgelnd ab. Bevor jemand ihn zurückhalten konnte, sprang er wieder hoch und hastete auf die Klippen zu.
    Gerrek bot einen überaus traurigen Anblick, wie er, vor Nässe triefend, sich einen Weg durch das halbhohe Gestrüpp bahnte.
    »Nein«, kreischte er. »Ich will mich nicht von solchen Weibern retten lassen.«
    Als der Mandaler schließlich sah, daß niemand ihm folgte, blieb er stehen.
    »Ich werde diesem Leben ein Ende setzen«, rief er pathetisch. »Alle haben mich enttäuscht – selbst du, Honga. Ich glaubte, in dir einen Freund gefunden zu haben, aber das war ein Irrtum. Laß dich zum Sklaven machen – pah.« Zwei kleine Rauchwölkchen ringelten sich aus seinen Nüstern empor. Gerrek schickte sich tatsächlich an, über die Felsen zu klettern.
    »Bleib, du Narr!« schrie Ramoa. »Bist du toll?« Aber der Beuteldrache hörte nicht auf sie.
    Plötzlich lag ein leises Schwirren in der Luft. Eine der Frauen schleuderte eine seltsam anmutende Waffe, die aus drei doppelt ellenlangen Schnüren bestand, an deren Enden faustgroße Kugeln befestigt waren. Diese wickelten sich um Gerreks Beine und brachten ihn zu Fall. Stumm vor Schreck, machte er nicht einmal den Versuch, sich von den ineinander verschlungenen Fesseln zu befreien.
    »Schafft das Monstrum her!«
    Mythor, der sich vom Geschehen vorübergehend hatte ablenken lassen, bemerkte erst jetzt die Frau, die fast die Größe einer Amazone besaß. Sie wirkte weit weniger aufgeschwemmt als die meisten anderen und war trotz ihrer noch muskulös zu nennenden Statur überaus anziehend. Eine gewisse Schönheit zeichnete ihre Züge aus, wenngleich düstere Schatten über ihren Augen lagen. Zweifellos war sie die Anführerin der Frauen.
    »Ich bin Galee«, wandte sie sich an Ramoa, die sie ihrer Kleidung wegen für eine Hexe halten mußte. »Wer seid ihr, und woher kommt ihr?«
    Die Feuergöttin nannte ihren richtigen Namen. »Honga, der Tau, und jenes Geschöpf, das einem Drachen ähnlich sieht, sind meine Begleiter. Von Komm kommend, befanden wir uns auf dem Flug nach Süden, als der Sturm mein Luftschiff aufs Meer drückte.«
    Galee schürzte die Lippen. Ihre Haltung war einigermaßen freundlich, aber doch bestimmt.
    »Tragt ihr Dinge von besonderem Wert mit euch herum?«
    Ramoa schüttelte den Kopf. Ihr fiel auf, daß Galees Blick vorübergehend auf den Ringen ruhte, die sie an jedem Finger trug. Aber nicht einmal eine Amazone würde es wagen, die mit Magie behafteten Schmuckstücke einer Hexe gewaltsam an sich zu bringen. Solches konnte nur Unheil heraufbeschwören.
    Zwei Männer in Lendenschurzen, die abgestumpft und einfältig wirkten und allem Anschein nach geringer geachtet wurden als anderswo Sklaven, schleppten Gerrek herbei. Sie sprangen recht unsanft mit dem Mandaler um, der leise jammerte. Hin und wieder drang auch ein wütendes Fauchen aus seinem Rachen, nur schaffte er es nicht, Feuer zu speien. Die Anstrengung ließ seine ohnehin vorstehenden Glubschaugen noch weiter aus ihren Höhlen hervorquellen.
    »Nehmt ihm die Schlingen ab und stellt ihn auf die Beine«, befahl Galee. »Und du«, fuhr sie Gerrek an, »sei endlich still.«
    Die beiden Männer waren in ihrer Begleitung gekommen. Mittlerweile zählte Mythor fünfundzwanzig Frauen, von denen die Mehrzahl überaus schlampig wirkte. Ein verlorener Haufen, der vom Schicksal nicht mehr viel zu erwarten hatte. Ihr Interesse galt vor allem Gerrek und der Hexe – ihn, Mythor, hielt man wohl für einen Sklaven.
    »Wo befinden wir uns?« wollte Ramoa wissen.
    »Dies ist die schwimmende Stadt Gondaha«, erklärte Galee, und ein eigentümliches Lächeln umspielte ihre Mundwinkel.
    Jemand stöhnte laut und herzerweichend. Es war Gerrek.
    » Gondaha! « schnaufte er. »Ausgerechnet uns muß das passieren. Gondaha, die Verdammte.« Er schien es nicht fassen zu können und schüttelte in deutlicher Verzweiflung den Schädel.
    Die Weiber in seiner Nähe stimmten ein höhnisches Gelächter an. Ehe der Beuteldrache es sich versah, hatten sie ihn gepackt, zerrten seine Arme auf den
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