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Die schwimmende Stadt

Die schwimmende Stadt

Titel: Die schwimmende Stadt
Autoren: Hubert Haensel
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Rücken und fesselten ihn.
    »Ihr heimtückisches Pack«, kreischte er. »Ich werde euch zeigen, was es bedeutet, sich mit einem Mandaler anzulegen. Sofort bindet ihr mich wieder los. Der Hintern soll euch brennen, als wäre ein Vulkan ausgebrochen.«
    Tief holte Gerrek Luft, blies seine Backen auf, bis deutlich die Fangzähne hervortraten. Zitternd spreizten sich seine Barthaare ab. Er schloß die Augen, um sich richtig ausmalen zu können, welch Gezeter anheben würde.
    Eine flüchtige Berührung und das Geräusch aufeinanderschlagenden Eisens schreckten ihn jedoch auf. Was er sah, brachte ihn an den Rand der Verzweiflung. Er wollte schreien, aber nur ein klägliches Ächzen drang über seine hornigen Lippen.
    Gleich einer Zwinge lag ein breites Band um sein Maul und bedeckte selbst seine Nüstern. Mit fliegenden Fingern ließ Galee soeben den Verschluß einrasten.
    Gerreks Augen drohten einander zu berühren, als er entsetzt auf den Beißkorb stierte. Langsam färbte sein Gesicht sich blau, bis er zischend die angehaltene Luft zwischen den Zähnen hervorstieß und nach Atem japste. Die Vorrichtung hinderte ihn sowohl daran, Feuer zu spucken, wie auch zu beißen.
    Außerdem konnte Gerrek nur noch nuscheln.
    »Dasch ischt eine grosche Schemeinheit«, brachte er kaum verständlich hervor.
    Galee stutzte, versetzte ihm dann aber einen herzhaften Schlag auf die Schulter, der ihn in die Knie sinken ließ, und platzte lauthals heraus.
    »Führwahr, an dir sollen alle Spaß haben. Es gibt einen Ort auf Gondaha, der wie geschaffen ist für dich.«
    Alles war so schnell gegangen, daß Mythor keine Gelegenheit fand, einzugreifen. Ramoa wurde überwältigt, bevor ihr zwingender Blick die Angreiferinnen verunsichern konnte.
    Den Kämpfer der Lichtwelt beachtete niemand. Lediglich eine ältere, füllige Frau verlangte von ihm, daß er sich vor ihr auf den Boden werfen sollte.
    »Du könntest es gut haben bei mir«, sagte sie, aber ihr gieriger Blick, der andere Gedanken verriet, ließ Mythor schaudern.
    »Geh zur Seite«, fauchte er und fuhr mit lauter Stimme, die alle hören konnten, fort: »Gebt Gerrek und die Hexe frei. Meine Geduld ist schnell zu Ende. Also…«
    Ungläubige Überraschung stand in der Miene der alten Frau zu lesen. Obwohl sie ein prachtvolles Schwert trug, wich sie zurück. Wahrscheinlich hatte nie ein Sklave gewagt, so zu ihr zu reden.
    Zwei der Weiber, die Mythor am nächsten standen, sprangen ihn mit gezückten Klingen an. Sie waren beileibe keine Kriegerinnen, das merkte er schon, als er ihre ersten Hiebe abwehrte. Wobei sie die Schwerter mit Kraft und Geschicklichkeit führten.
    Aus der Drehung heraus prellte Mythor einer die Waffe aus der Hand. Die andere drang brüllend auf ihn ein, aber er unterlief ihren Schlag, packte mit der Linken ihren Schwertarm und zog sie herum. Indem er die Frau derart als Schild benutzte, zwang er die anderen zum Abwarten.
    »Laß sie«, dröhnte Galee, »oder dein Freund stirbt.«
    »Ha«, Gerrek nickte mühsam. »Lasch schie.« Er war merklich blaß geworden. Der Dolch, den Galee an seinen Hals drückte, ritzte die Drachenhaut.
    Mythor mußte einsehen, daß er verloren hatte. Die Anführerin der Frauen würde nicht zögern, den Beuteldrachen zu töten.
    »Du scheinst mutig zu sein«, stellte sie fest. »Aber gib es auf. Ich will dich schonen, wenn du dein Schwert wegwirfst.«
    »Du hast keinen von euren Sklaven vor dir, der widerspruchslos jede Demütigung hinnimmt«, entgegnete Mythor mit gefährlich leiser Stimme. »Wenn du dem Mandaler auch nur ein Haar krümmst, bekommst du meine Klinge zu spüren.«
    »Schind schon krumm«, hauchte Gerrek. »Auf schie, Honga. Scheige ihr, wasch ein Mann kann.«
    Fünf oder sechs der Frauen wollten Mythor gleichzeitig angreifen, aber eine wütende Handbewegung Galees hinderte sie daran.
    »Das Großmaul nehme ich mir vor. Schafft die Gefangenen weg.«
    Den zweischneidigen Dolch behielt sie in der Linken, während sie mit einer weit ausholenden Bewegung ihr Schwert zog. Es war eine der leicht gebogenen Klingen, wie die Amazonen sie trugen.
    »Nun«, höhnte Galee. »Du zitterst vor Angst?«
    Mythor schwieg. Er fühlte, daß sie unsicher wurde, weil er sie unverwandt anstarrte.
    »Hat es dir die Sprache verschlagen? Ich will dich jammern hören. Auf den Knien sollst du um Gnade winseln.«
    Langsam kam Galee heran. Nur noch drei Schritte entfernt, täuschte sie einen Ausfall vor, auf den Mythor aber nicht hereinfiel. Das schien sie
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