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Die Schwestern

Die Schwestern

Titel: Die Schwestern
Autoren: Portia Da Costa
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wenn eine kleine Stimme in ihrem Inneren ihr etwas anderes zuflüsterte.
    «Ja», sagte sie, als sie sich zu ihm drehte. Von Panik erfasst, sprach sie das Erste aus, was ihr in den Sinn kam. «Sie scheinen
     einer der Wenigen hier zu sein, die sich wirklich für Kunst interessieren. Also dachte ich, es wäre eine gute Gelegenheit,
     Sie anzusprechen und zu hören, wie Sie die Ausstellung finden. Ich bin selbst Künstlerin, und ich wollte   … ich wollte meine Eindrücke mit jemandem teilen.» Nervös hielt sie inne, als ihr klarwurde, dass sie unablässig gequasselt
     hatte, während er sie immer noch mit einem sanften, hintergründigen Lächeln ansah. «Sie sind doch interessiert, oder?»
    «Natürlich. Interesse ist mein Spezialgebiet.» Er schnippte elegant mit den Fingern, während er diese kryptische Bemerkung
     fallenließ. Deana fiel auf, wie sorgfältig seine schlanken Hände gepflegt waren, und plötzlich stellte sie sich vor, wie er
     die Finger wissend über ihren Körper streifen ließ, ihre empfindlichsten Stellen erkundete und sie von Höhepunkt zu Höhepunkt
     brachte. Als sie seine karamellfarbenen Fingerspitzen betrachtete, konnte sie fast ahnen, wie sie glänzen würden, wenn er
     ihre feuchte Höhle berührte.
    «Ist das so?», fragte sie keck und spürte, wie sie errötete. Doch die Hitze in ihr stieg erneut hinauf zu jenem Körperteil,
     der sich nach diesem dunkelhaarigen Fremden verzehrte. «Sind Sie selbst Künstler? Maler? Oder Zeichner?»
    «Nein, bedauerlicherweise verfüge ich nicht über das nötige Talent. Ich begnüge mich mit der Betrachtung von Schönheit», antwortete
     er, während er seinen Blick unverhohlen über ihren Körper streifen ließ. Als er wieder zu ihr aufsah, trafen sie seine dunkelblauen
     Augen wie ein elektrischer Blitz. Es war nicht nur das starke Verlangen, das aus ihnen sprach, sondern auch die Tatsache,
     dass Deana bei seinem dunkleren Teint braune oder graue Augen erwartet hatte.
    Auch die schräge Form seiner Augen war ungewöhnlich. In seinem europäisch angehauchten Gesicht wirkten sie wie die Augen einer
     Katze, irgendwie asiatisch, groß mit dichten dunklen Wimpern und Augenlidern, die sich an der Innenseite leicht wölbten. Mr.   Unbekannt schien östliche Wurzeln zu besitzen.
    Auch sein Haar verriet seine Herkunft. Es war schwarz wie Pech und glatt wie Wasser. Er trug es glatt nach hinten gekämmt
     und im Nacken zu einem Pferdeschwanz gebunden. Der feste, satte Glanz erinnerte Deana an das Fell einer Robbe, doch noch im
     gleichen Moment korrigierte sie ihren Eindruck. Robben waren verspielt und niedlich, dieser Mann war das glatte Gegenteil.
     Er war wie ein Hai oder eine Königskobra, die nur darauf wartete, zuzuschlagen – und dabei mörderisch grinste. Und auf einmal
     wurde Deana bewusst, dass sie sich besser vor ihm in Acht nehmen sollte.
    «Ich auch», antwortete sie schließlich etwas verzögert. Er muss mich für eine komplette Vollidiotin halten, dachte sie, und
     es ärgerte sie, wie wenig sie ihn beeindruckte. «Wir sollten uns zusammentun.»
    Das war eine relativ harmlose Bemerkung gewesen, doch seine dunklen Augen schienen aufzuleuchten, und er blickte sie so herausfordernd
     an, als hätte sie ihn angefleht, er möge sie auf der Stelle ausziehen und nehmen. «Das wäre mir ein Vergnügen», raunte er,
     während er auf ein Gemälde in ihrer Nähe deutete, das die gleiche erotischeWirkung besaß, die Deana vor wenigen Minuten noch so heftig hatte erbeben lassen.
    Großer Gott, dieser Mann ist das reine Klischee, dachte sie, während sie ihm folgte. Ein erotisches Klischee. Der klassische
     «Mann in Schwarz», der vor den blanken Wänden der Galerie wie eine Ikone wirkte. Ein dunkelhaariger, gutaussehender Fremder,
     der zehn von zehn zu vergebenden Punkten für Pflicht und Kür bekam – auch wenn er bei näherem Hinsehen einige weitere aufschlussreiche
     Eigenheiten besaß.
    Natürlich war er hochgewachsen. Gemessen an ihrer eigenen Körpergröße von einem Meter dreiundsiebzig, musste er etwa einen
     Meter fünfundachtzig groß sein. Er war ein dunkler Typ, nicht nur wegen seines dunklen Haares, auch seine Haut war leicht
     getönt. Sie schimmerte wie weiches, poliertes Holz, und sein Teint, bernsteinfarben mit einem Hauch von Oliv, lieferte einen
     weiteren Hinweis auf seine fernöstliche Abstammung.
    Gutaussehend? Ja, wenn auch nicht im gängigen, langweiligen Sinn. Wenn Schönheit seine Leidenschaft war, so erfüllte er sie
    
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