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Die Schwert-Legende

Die Schwert-Legende

Titel: Die Schwert-Legende
Autoren: Jason Dark
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die Unruhe hinein, die einfach nicht weichen wollte und sich auf dem Flug noch mehr verstärkt hatte.
    »Ich muß zu ihm, ich muß ins Kloster.« Wie ein Automat hatte Yakup die Worte wiederholt. So kannten wir ihn nicht. Er stand unter einem perfekten Dauerstreß.
    Wir besorgten uns einen Leihwagen. Raus aus Frisco zu kommen, war nicht so einfach.
    Knallig und blendend stand die Sonne am Himmel. Ihre Strahlen schickte sie auch gegen die Wolken von aufgewühlten Staub, für den sich die Räder unseres Wagens verantwortlich zeigten.
    Sowohl Suko als auch ich kannten die Strecke. Wir fuhren sie nicht zum erstenmal.
    Das Kloster in den Bergen hatte schon manche Stürme überstanden. Auch diesmal würde alles klappen. Davon konnte ich Yakup nicht überzeugen. »Nein, John, nein, es ist anders heute.«
    Ich fragte nicht nach. Auch Suko und Shao, die Hand in Hand im Fond hockten, hielten sich zurück.
    Je mehr wir uns dem Ziel näherten, um so blasser wurde Yakup. So hatte ich ihn noch nie erlebt. Seine Augen schienen dabei tiefer in die Höhlen hineinzurutschen und auch dunkler zu werden. Endlich tauchten die Mauern des Klosters in der Ferne auf. Fast majestätisch lagen sie eingebettet in der Ruhe einer herrlichen Bergwelt. Schräge Sonnenstrahlen tupften gegen das Gemäuer und vertrieben den Hauch der Düsternis.
    Nicht vertrieben werden konnte die Düsternis in Yakups Gesicht. Er bat mich schneller zu fahren, ich tat ihm den Gefallen. Inmitten der hochquellenden Staubwolke näherten wir uns dem mächtigen Eingang des Klosters. Man hatte uns längst gesehen. Die Ninja liefen zusammen, als wir eintrafen und ausstiegen.
    Einer kam auf Yakup zu. Er legte ihm eine Hand auf die Schulter, dann gingen die beiden weg.
    Shao, Suko und ich blieben zurück. Wir wußten plötzlich, daß wir störten.
    »Es ist was mit Ali«, sagte Suko. Er sprach das aus, an das wir unabhängig voneinander gedacht hatten.
    Ich nahm auf der Motorhaube Platz und hielt mein Gesicht gegen die Sonne.
    Es war komisch. Trotz der wärmenden Strahlen fror ich wie oben auf Baffin Island.
    Niemand sprach. Die Ninja standen wie Marionetten herum. Sie bewegten sich nicht. Wir wurden völlig ignoriert. Ich drehte meinen Kopf und schaute dorthin, wo Yakups Zimmer lag. Es war größer als die anderen, dort stand auch das Telefon.
    Das Fenster war nicht geschlossen. Deshalb hörten wir auch den markerschütternden Schrei, der durch die Öffnung drang und über den Hof wehte.
    Suko und ich starrten uns an. Wir sahen beide die zweite Haut auf unseren Gesichtern.
    Shao schlug die Hände vor ihr Gesicht. Sie weinte, die Schultern zuckten.
    Keiner hatte es ausgesprochen, aber wir wußten mit hundertprozentiger Sicherheit, was geschehen war…
    ***
    Später sahen wir es selbst.
    Zwei Ninja führten uns zu Yakups Zimmer. Sie öffneten die Tür so leise wie möglich. Die Öffnung des Fensters war durch ein Tuch verdeckt worden. Vier dunkle Kerzen verbreiteten ihr Licht. Sie umrahmten eine Bahre, auf dem wir den Körper eines jungen Menschen liegen sahen. Es war Ali!
    Yakup Yalcinkaya kniete neben der Bahre. Er hielt den Kopf gesenkt, von seinem Gesicht sahen wir nicht viel. Hinter ihm lag das Schwert der Sonnengöttin. Es wirkte so, als hätte Yakup es einfach fortgeworfen. Mit lautlosen Schritten traten wir näher. Alis Gesicht sah aus, als würde er schlafen. Sie hatten ihn noch nicht umgezogen. Wir sahen die Wunde und das Blut.
    Shimada!
    In meinem Magen krampfte sich alles zusammen. Er hatte sich gerächt. Schlimmer und grausamer konnte es kaum sein. Er war furchtbar, er kannte kein Gefühl.
    Die lebende Legende mußte man vernichten!
    Hätte mich jetzt jemand was gefragt, es wäre mir nicht möglich gewesen, ihm eine Antwort zu geben. Ich starrte ins Leere. Minuten, Stunden?
    Keiner von uns wußte es.
    Irgendwann drehten wir uns um, ohne ein Wort mit Yakup gesprochen zu haben. Ich wußte, daß er jetzt allein mit sich, dem Toten und der Trauer sein wollte.
    Im Hof des Klosters atmete ich tief durch und hatte den Eindruck, die Luft würde nach Blut schmecken. Ich setzte mich in den Wagen, rauchte eine Zigarette und merkte kaum, daß mir die Glut die Finger verbrannte. Meine Augen brannten, nicht nur vom aufgewirbelten Staub. In der Nacht kam einer der Ninja und fragte, ob wir etwas zu trinken haben wollten. Wir lehnten ab.
    »Yakup wird nicht zu sprechen sein. Er wird Ali allein in das Reich der Toten bringen.«
    Ich nickte. »Das kann ich mir denken.«
    »Wir werden
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