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Die Schwere des Lichts: Roman (German Edition)

Die Schwere des Lichts: Roman (German Edition)

Titel: Die Schwere des Lichts: Roman (German Edition)
Autoren: Patti Callahan Henry
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Präsident des History Center eine Rede über die Ausstellung. Langsam geht der Abend seinem Ende entgegen, die Menge lichtet sich. Als ich schließlich das Gefühl habe, keine Luft mehr zu bekommen, gehe ich hinaus in die kühlere Frühlingsluft und setze mich auf eine Bank. Ich spüre Hutch neben mir, noch bevor ich ihn sehe.
    »Hey, du«, sage ich, ohne mich umzudrehen.
    Er setzt sich neben mich. »Du siehst wunderschön aus heute Abend.«
    Ich werde rot, was er in der sternen-und mondlosen Nacht nicht sehen kann. Rechts von uns beleuchtet eine einzelne Laterne den Weg, Hutch ist mehr Schatten als Mann. »Du kannst mich doch gar nicht sehen«, sage ich.
    »Oh, glaub mir, ich hab dich gesehen.«
    »Hutch, das ist dein bestes Projekt bisher. Wirklich spektakulär.«
    »Ich danke dir.«
    Wir schweigen einen Moment, dann drehe ich mich in seine Richtung. »Versteckst du dich hier draußen?«
    »Nein.« Er hält inne und sagt dann fast flüsternd: »Ich habe dich gehen sehen und wollte mich verabschieden.«
    »Ich wollte bloß an die frische Luft. Das wurde mir zu viel da drinnen.«
    »Ja.«
    »Und … wie geht es dir, Hutch? Ich weiß, dass du wahrscheinlich in Arbeit versunken warst, aber wie geht es dir?«
    »Gut, zumindest glaube ich das. Du hast recht – die Ausstellung hat mich aufgefressen, und ich kriege erstjetzt wieder den Kopf über Wasser.« Er lacht. »Was für ein Klischee.«
    Ich beschließe, die Wahrheit zu sagen. »Ich vermisse dich, Hutch.«
    »Ich vermisse dich natürlich auch. Bist du okay, Ellie? Kommst du zurecht?«
    »Ja.«
    »Gut.« Er starrt mich an, als ob mein Gesicht ein Buch wäre. Er weiß, dass ich nicht lüge, aber auch nicht die Wahrheit sage.
    »Und … wie geht es Hillary? Ich würde sie gern mal kennenlernen …«
    »Ihr geht es gut.« Nach einer kurzen Pause sagt er: »Es tut mir leid … deine Scheidung.«
    »Danke.«
    »Danke?«
    »Ich weiß nie, was ich sagen soll, wenn jemand sagt, es tut ihm leid. Du hast nichts getan, was dir leidtun müsste.«
    Ein Wind unausgesprochener Worte weht über uns und schreckt uns auf.
    Schließlich fahre ich fort. »Na ja, irgendwie hast du doch was getan.«
    »Was?«
    »Du hast mir etwas gezeigt oder mich daran erinnert: bedingungslose Liebe.«
    »Oh … du hast das doch nicht getan, weil …«
    »Ich habe mich nicht deinetwegen oder wegen sonst irgendwem scheiden lassen.«
    »Gut.«
    »Der Punkt ist: Als ich mich an die bedingungslose Liebe wieder erinnerte, sie sah und fühlte – war alles andere schwarz und schrecklich.« Meine Worte kommenüberhastet, als hätte man den Hahn zurückgehaltener Worte bis zum Anschlag aufgedreht. »Es war nicht deinetwegen, Hutch. Oder für dich. Es ging um Liebe. Mehr wollte ich nicht sagen. Es ging um deine Liebe. Die Art von Liebe. Und ich vermisse dich schrecklich. Und der Schmerz, den ich dir zugefügt habe, tut mir so leid … und …«
    »Psst.« Er legt mir einen Finger auf die Lippen. »Hör auf, ich will nicht mehr, dass es dir leidtut.« Er zieht mich kurz an sich. Wir sagen nichts, weil es nichts mehr zu sagen gibt. »Wir sollten wieder reingehen.« Er lässt mich abrupt los und steht auf.
    »Geh du vor«, sage ich. »Ich komme gleich nach.«
    »Okay …« Er berührt meine Wange, dann ist er weg. Schatten wird zu Schatten.
    Als ich den Raum wieder betrete, sucht Dad nach mir, und ich winke ihm zu. Er kommt auf mich zu. »Wo bist du gewesen, Käferchen?«
    »Ich brauchte frische Luft. Wollen wir los?«
    »Ja«, sagt er. »Ich habe alle meine Worte aufgebraucht.«
    »Ich auch.«
    Dad und ich fahren schweigend nach Hause, bis er die Einfahrt hochfährt und den Garagenknopf am Armaturenbrett drückt. »Ellie, warum löscht man ein ganzes Jahr in seinem Leben aus?« Er dreht sich nicht zu mir um, sondern betrachtet das sich hebende Garagentor.
    Es ist das erste Mal, dass Dad mir eine Frage über Mutter stellt, und sie liegt schwer auf meiner Brust. Ich sehe ihn an und sage die Wahrheit. »Wir haben alle unseren eigenen Weg, Dad.«
    »Eigenen Weg?« Jetzt wendet er sich mir zu, das Garagentor ist offen und wartet, dass wir hindurchfahren.
    »Unsere zerbrochenen Leben zu leben.«
    »Ja«, sagt er, den Fuß noch auf der Bremse. »Ja, da hast du recht.« Und er gibt Gas und fährt das Auto in die Garage.
    Die Rastlosigkeit, die unbeantwortete Fragen mit sich bringen, hat mich fast die ganze Nacht wachgehalten, aber am Morgen finde ich in Mutters Garten ansatzweise Ruhe. Die Blumen sind in den ersten
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