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Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn

Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn

Titel: Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn
Autoren: Colin Dexter
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gefunden, das allem Anschein nach Bartlett, einen Mann, den er seit vierzehn Jahren kannte, schwer belastete, und er konnte einfach nicht glauben, daß er sich schuldig gemacht hatte. Er war fest entschlossen, mit keinem Wort den Verdacht gegen ihn zu bestärken. Zumindest nicht, ehe er Beweise gegen ihn in der Hand hatte.«
    »Aber dazu kam es nicht mehr.«
    »Nein«, sagte Morse leise. Er lehnte sich zurück und strich sich vorsichtig über die verschwollenen Lippen. »Sonst noch was, mein Sohn?«
    Lewis überdachte noch einmal den komplizierten Fall. So ganz klar war einiges immer noch nicht. »Dann war es Martin, der all das getan hat, was Sie mir über Bartlett erzählt haben?«
    »Ganz recht! Martin hat Quinn genau zum gleichen Zeitpunkt und fast auf die gleiche Art getötet. Der Mord geschah in Martins Büro, und Martin hatte die gleichen Möglichkeiten wie Bartlett. Zugegeben, sein Risiko war etwas größer, aber er hatte die Tat – zumindest bis zu diesem Zeitpunkt – sehr sorgfältig vorbereitet. In groben Umrissen muß der Plan entstanden sein, nachdem Bartlett für Freitag die Feuerübung angesetzt hatte. Die Mitarbeiter hatten erst am Montag davon erfahren, allzuviel Zeit blieb also nicht. Ein bißchen improvisieren mußten sie sowieso. Alles in allem haben sie ihre Chance gut genutzt, haben es aber ein bißchen zu schlau angestellt, besonders im Hinblick auf die Kinokarten, was ihnen durchaus vermeidliche Unannehmlichkeiten einbrachte.«
    »Bitte seien Sie mir nicht böse, aber können Sie mir das vielleicht nochmal erklären? Ich kann immer noch nicht …«
    »Ich glaube, STUDIO 2 kam in dem ursprünglichen Plan gar nicht vor. Ich kann mich natürlich auch irren. An sich ging es ihnen wohl nur darum, eventuelle Besucher von Quinn davon zu überzeugen, daß dieser am Freitag nachmittag irgendwo im Hause war. Es war alles ein bißchen ungelenk, aber gerade noch annehmbar – der Zettel für die Sekretärin, der Anorak, die Schränke und so weiter. Vermutlich war Martin mit den Nerven total am Ende, nachdem er Quinn umgebracht hatte, und ihm muß ein Stein vom Herzen gefallen sein, als er Monica dazu überreden konnte, den Nachmittag mit ihm zu verbringen. Je spärlicher die Geschäftsstelle in dem Nachmittag besetzt war, desto besser, und das Zusammensein mit Monica verschaffte ihm ein gutes Alibi, falls was schiefging. Zu diesem Zeitpunkt war, wie gesagt, meiner Meinung nach nicht daran gedacht, die abgerissene Kinokarte Quinn zuzustecken. Aber bedenken Sie, wie es dann weiterging. Martin und Monica beschlossen, den Kinobesuch zu unterschlagen, und Martin muß eingesehen haben, daß der komplizierte Versuch, den Eindruck zu erwecken, Quinn befinde sich wohlbehalten in der Geschäftsstelle, sinnlos war. Es war niemand da, den man davon hätte überzeugen müssen. Bartlett war in Banbury, er und Monica waren nicht im Hause, Quinn war tot, und Ogleby aß mit den Leuten von der Oxford University Press zu Mittag und würde vielleicht gar nicht mehr in die Geschäftsstelle zurückkommen. Und da hat er seinen Gedankenblitz: Er wird Roope veranlassen, die Kinokarte Quinn in die Tasche zu stecken.«
    »Aber wann …«
    »Moment noch! Nachdem sie das Kino verlassen hatten – da hat übrigens Martin geschwindelt, und eigentlich hätte mir das schon früher auffallen müssen. Er versuchte, sein Alibi zu erweitern, indem er sagte, er sei Viertel vor vier gegangen. Aber wie wir von Monica wissen, sind beide kurz vor Ende des Films gegangen, also um Viertel nach drei. Sie wollten natürlich weg, ehe der allgemeine Ansturm einsetzte, um nicht gesehen zu werden. Als sie draußen waren, ging jeder seiner Wege. Monica fuhr nach Hause, Martin desgleichen, nur fuhr er auf dem Heimweg noch mal bei der Geschäftsstelle vorbei – das war so um 15 Uhr 20 –, sah niemanden, auch nicht Ogleby, und legte die Kinokarte in Bartletts Zimmer, wo Roope sie abholen sollte.«
    »Aber Roope konnte doch nicht wissen …«
    »Bitte lassen Sie mich ausreden, Lewis! Martin muß einen Zettel geschrieben haben – (Steck ihm das in die Tasche!) oder so was in der Richtung –, den er zu der Karte und den Schlüsseln legte. Zehn Minuten später kam Ogleby zurück und fand, daß dies eine gute Gelegenheit sei, sich mal bei Bartlett umzusehen. Und was er dort sah, verblüffte ihn so, daß er die Kinokarte in seinen Taschenkalender zeichnete.«
    »Und dann fuhr Martin heim.«
    Morse nickte. »Und sorgte dafür, daß er gesehen wurde,
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