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Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis

Titel: Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis
Autoren: Anne Bishop
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rieb ihre Brüste an seinem Oberkörper und küsste ihn leidenschaftlich. Dann gurrte sie: »Das soll dich an die Belohnung erinnern, die dir winkt, wenn du mir brav dienst. Und das hier« – sie klemmte ihm die große weiße Feder in den Gürtel – »soll dich an die Strafe erinnern, die dir blüht, solltest du mich enttäuschen.«

Kapitel 1

    Nichts, was man ihm im Laufe der letzten neun Jahre angetan hatte, tat so weh wie die bittere Erkenntnis, dass er selbst schuld daran war. Ein einziges Fehlurteil hatte dazu geführt, dass der achtzehnjährige Junge, der er einst gewesen war, jener junge großspurige Geck, einen Weg voller Schmerzen eingeschlagen hatte. Ein Weg, der bald mit der Brutalität enden würde, die Männer in den Salzminen von Pruul erwartete.
    Während er die letzten Tage darauf gewartet hatte, auf den Sklavenmarkt gebracht zu werden, hatte er versucht, jenem Jungen zu vergeben, der damals die Warnungen seiner Freunde und der älteren Krieger in den Wind geschlagen hatte, als jene Hexe den Gasthof betreten hatte. Er hatte versucht, ihm zu vergeben, dass er sich von dem schönen Gesicht und dem üppigen Körper hatte blenden lassen, dass er die Fäulnis nicht gespürt hatte, die unter der Oberfläche existierte, dass er mit solchem Eifer nach dem Moschusgeruch verströmenden Köder gegriffen hatte. Wie hatte er den geflüsterten Worten Glauben schenken können, die ihm eine Ewigkeit voll süßer nächtlicher Eskapaden versprachen? Wie hatte er so sehr Gefangener der heißen Begierde zwischen seinen Beinen sein können, dass er der Frau gestattete, ihm jenen goldenen Ring um den Schwanz zu legen? Bloß weil sie ihm mit geschürzten Lippen von all den unanständigen Dingen erzählt hatte, die sie mit ihm und für ihn tun wollte – doch erst, sobald er einen Ring des Gehorsams trug, denn sie brauchte ›ein klein wenig ‹ Kontrolle über seine Leidenschaft.
    Einen Tag lang hatte sie mit ihm gespielt, bevor er schließlich herausfand, wie grausam ein Ring des Gehorsams sein
konnte, wenn er von einer Frau benutzt wurde, der es Vergnügen bereitete, anderen Schmerzen zuzufügen.
    Nach neun Jahren als Lustsklave konnte er sich nicht mehr erinnern, warum er jemals mit einer Frau hatte ins Bett steigen wollen.
    Und er machte dem Jungen Vorwürfe. Bittere Vorwürfe. Da nun die Salzminen von Pruul auf ihn warteten, machte er diesem Jungen Vorwürfe. Er konnte ihm nicht verzeihen.
     
    »Was hat ein Krieger mit rotem Juwel in diesem Pferch zu suchen?«, flüsterte einer der Sklaven. »Für gewöhnlich sperren sie seinesgleichen nicht hier unten zu uns.«
    Ein anderer Sklave spuckte aus. »Es ist gleichgültig, welche Juwelen er trägt, solange er hier ist.«
    »Stimmt schon, aber … ich habe ihn schon mal gesehen. Ich dachte, er sei ein Lustsklave.«
    »Das ist er auch gewesen«, antwortete ein dritter Mann, »bis er zum Königinnenmörder wurde.«
    »Ein Königinnenmörder!«
    Königinnenmörder. Königinnenmörder.
    Jared blieb in der Ecke des Sklavenpferches, die er in Beschlag genommen hatte. Er achtete nicht auf das Geflüster, das sich um ihn her erhoben hatte, und tat, als fiele ihm gar nicht auf, dass die anderen Männer ihn mieden. Selbst hier, im schlimmsten Pferch, wollten die Männer, denen man aufgrund ihres Ungehorsams nur noch die niedersten Arbeiten zutraute, nichts mit einem Mann zu tun haben, an dessen Händen das Blut einer Königin klebte.
    Dafür hatte er Verständnis. Als sich die blinde Wut wieder so weit gelegt hatte, dass er die Leichen der Königin und ihres prinzlichen Bruders wahrnahm, als er begriff, was geschehen war, hatte ihn angesichts seiner eigenen Tat Entsetzen gepackt.
    Ihm stockte der Atem, als ihn erneut quälende Gefühle durchzuckten und in Stücke zu reißen drohten.
    Ein Teil von ihm war entsetzt gewesen, das stimmte – der Teil, der von seinem Vater den Ehrenkodex der Krieger beigebracht
bekommen hatte, der dazu erzogen worden war, dem weiblichen Geschlecht zu dienen. Doch ein anderer Teil, ein primitiver Teil, von dessen Existenz er nichts geahnt hatte, hatte ein Triumphgeheul ausgestoßen.
    Die Schmerzen ließen wieder nach, während der wilde Fremde in seinem Innern unruhig an den Rändern seines Geistes und seines Herzens entlangstrich.
    Er vertraute diesem Fremden nicht, ja er fürchtete dessen Gegenwart sogar. Das war nicht er! Doch er würde sich aus einem ganz bestimmten Grund noch einmal dessen primitiver Wildheit bedienen: Er wollte, musste lange genug
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