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Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Titel: Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]
Autoren: Michael Cadnum
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und Grüße aus jenem anderen Land auszurichten. So würde der lebende Asquith, er selbst, klingen. »Natürlich bin ich am Leben«, sagte die Stimme als Erwiderung auf Spekes Erstaunen.
    »Du bist verschwunden«, sagte Speke mit einer Stimme kurz vor dem Versagen, einer Stimme, die nicht fähig war, die Last seines Unglaubens zu tragen.
    »Ich war beschäftigt.«
    Das mußte einfach Asquith sein. Niemand sonst konnte so klingen. »Beschäftigt«, echote Speke voller Verwunderung in dem Versuch, den tieferen Sinn hinter solch einem einfachen, alltäglichen Wort zu erahnen. Was immer Asquith auch mit seiner Zeit angefangen haben mochte, Hamilton konnte sich nicht vorstellen, daß ›beschäftigt‹ hierfür die richtige Umschreibung sein sollte. »Ich habe versucht, dich ausfindig zu machen.« Er lachte und setzte hinzu: »Natürlich, ich weiß ja, du bist ein Genie, wenn es darum geht, spurlos zu verschwinden.«
    »Da hast du recht«, erwiderte Asquith. »Ich bin schwer zu finden.«
    Da war ein Schweigen um Asquiths Worte, vergleichbar dem bleichen Schimmer von Kalbfleisch. Es lag an der sorgsam gewählten Artikulation, jener theatralischen Präzision, wo jedes Wort wie der Stich eines Florettfechters sitzt. Aber da war auch noch etwas anderes, ein Gefühl, als seien die Worte mehr aus einer Seele denn aus einer normalen menschlichen Existenz geboren. Asquiths Worte mußten erst aus einer höheren Denkungsart in die gemeine, alltägliche Sprache übersetzt werden. Asquith benutzte die Worte mit einer gewissen Arroganz, ja Verachtung, als wolle er sagen: So muß ich klingen, um verstanden zu werden.
    »Ich will dich erst gar nicht mit der Frage langweilen, wo du gewesen bist«, scherzte Speke. Inzwischen war er überzeugt: Asquith war wieder da.
    Vor Jahren hatte er bei der Suche nach Asquith zwei verschiedene Detektiv-Agenturen eingeschaltet. Und das waren keine Dilettanten gewesen, sondern Profis, wie sie von Banken angeheuert wurden oder von Filmgesellschaften, die sich für den Lebenswandel ihrer Stars interessierten. Die Privatdetektive hatten Asquiths Spur bis in vier Erste-Hilfe-Stationen verfolgt, aber jedesmal war Asquith kurz vor ihrem Auftauchen wieder verschwunden. Einer der Detektive, eine Frau, die für die teuersten – und gerissensten – Anwälte von Los Angeles arbeitete, hatte Speke rundheraus erklärt: »Er ist entweder tot oder liegt im Sterben, und selbst wenn Sie ihn ausfindig machen sollten, hätte er einen schweren Gehirnschaden. In Philadelphia war er einmal so betrunken, daß er bereits einen Herzstillstand hatte. Leute wie er sind nicht gebaut, lange durchzuhalten.«

    Warum sagte Asquith nichts? Aber natürlich, dachte Speke, Asquith hatte sich stets in Schweigen gehüllt, fast wie in eine zweite Lage Kleider, eine Aura aus Bedächtigkeit und Verschlossenheit. Er war so schweigsam, wie man sich einen Violinvirtuosen vorstellen konnte, der sich auf sein Spiel vorbereitete.
    Speke stand da und hätte vor Begeisterung fast den Hörer aus der Hand verloren. Mit jedem Augenblick, der verstrich, nahm seine Verblüffung zu. »Wo hast du gesteckt? Großer Gott – die ganze Zeit. Ich habe einer Menge Leute ein Vermögen bezahlt, um dich ausfindig zu machen. Aber du bist vor Jahren spurlos von der Bildfläche verschwunden.«
    Er merkte bald, daß er die Unterhaltung allein bestritt, und er spürte, wie glücklich er war, endlich wieder mit jemandem reden zu können, den er so lange Jahre nicht gesehen hatte.
    »Erinnerst du dich noch an die Frau, mit der ich seinerzeit in Atherton ein Techtelmechtel hatte? Ihr Mann hatte damals einen Detektiv angeheuert, der uns auf Schritt und Tritt verfolgte und am Ende mit weiter nichts da stand als einem unscharfen Foto, aufgenommen mit einem Teleobjektiv, auf dem außer ihr nichts zu sehen war, außer daß sie auf der Ocean Avenue in Carmel den Arm um irgendeinen Mann gelegt hatte.« Er unterbrach sich. Er begann aufs neue, plauderte –
    Asquith hatte immer wieder dieselbe Wirkung auf ihn; er ließ ihn übereifrig werden in dem Versuch, sowohl Asquith zu imponieren wie auch mit ihm in ein gemeinsames Lachen über die ganze Welt auszubrechen. Er nahm sich ein wenig zusammen und sagte aus vollem Herzen: »Es ist schön, wieder mal von dir zu hören.«
    »Wirklich?« Dieser überlegene, überhebliche Tonfall ließ einen ersten leichten Schatten auf Spekes Seele fallen.
    »Natürlich«, bekräftigte er, und lachte eine Spur zu laut.
    »Du klingst«, sagte
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