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Die schwarze Hostie

Die schwarze Hostie

Titel: Die schwarze Hostie
Autoren: Birgit Kluger
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trat eine weitere Erkenntnis. Torsten Halder hatte ihn gefangen genommen, weil er ihn brauchte. Eine der beiden wichtigsten Zutaten, die er für die Herstellung der Hostie benötigte, war Blut. Das Blut eines Dämons und eines Halbdämons. Halbdämonen, die Kinder eines Dämons und einer Sterblichen, waren selten; noch seltener als Ifrits. Wie also wollte Halder an diese Ingredienz kommen? Es war Jahrzehnte her, seit Alexander das letzte Mal einem Halbdämonen begegnet war.
    Wie also …? Sariel. Der Name war nur ein Wispern in seinen Gedanken.
    Die Nichte des Bankers war der einzige Mensch, der bisher in der Lage gewesen war, Alexander zu sehen. Der Grund dafür war einfach.
     

5
    Schmerz .
    Eisige Flammen, die statt Blut durch ihre Adern flossen. Mit einem Stöhnen wand sie sich im Bett. Ihr Herz hämmerte, während die Schmerzen sie immer fester umklammerten. Dann endlich wachte sie auf. Schweißgebadet.
    Trotz der erlösenden Erkenntnis, dass es ein Albtraum gewesen war, brauchte Sariel lange, um sich zu beruhigen. Die Bilder in ihrem Traum waren zu lebendig gewesen. Verfolgten sie noch immer, obwohl sie das Licht anknipste und versuchte, sich mit tiefen, regelmäßigen Atemzügen zu entspannen.
    Ein Körper. Unendliche Qualen. Angst, die wie Blut durch die Adern strömte, und der hilflose Versuch, sich zu wehren.
    Allein die Erinnerung daran bewirkte, dass sich ihr Herzschlag erneut beschleunigte. Sie bekam kaum noch Luft.
    „Aufhören! Sofort aufhören!“ Obwohl sie die Worte nur geflüstert hatte, bewirkten sie eine Veränderung. Die Atmosphäre in ihrem Schlafzimmer wurde wärmer. Fast so, als würde sich die eisige Kälte, die sie noch vor Kurzem gespürt hatte, zurückziehen.
    Das helle Mondlicht zog eine silberne Spur durch den Raum. Mit den Augen folgte Sariel der klar erkennbaren Linie bis zu der großen, weißen Scheibe am Nachthimmel. Es war Vollmond. Wahrscheinlich hatte sie deshalb so schlecht geträumt. Ohne Vorwarnung durchzuckte sie ein weiteres Bild. Die Gestalt, deren Schmerzen sie beobachtet hatte, drehte den Kopf und sah sie an.
    Alexander.
    Die Erkenntnis war ein Schock. Dann aber rasten Fragen durch ihren Kopf: Warum sah sie das Gesicht eines Mannes, den sie kaum kannte, in ihren Gedanken? Warum hatte sie diese Vision im Wachzustand? Zuvor glaubte sie noch, es sei ein übler Traum. Aber jetzt?
    Mit einem Satz sprang Sariel aus dem Bett. An Schlaf war nicht zu denken, denn das Chaos in ihrem Kopf würde sich nicht so schnell legen. Dazu waren zu viele Fragen aufgewirbelt worden. Bei all den Dingen, die ihr unklar waren, hatte sie doch eine Gewissheit. Er war in Gefahr. Die Qualen, die Sariel in ihrem Traum durchlebt hatte, waren real.
    Kein Mensch sollte so leiden müssen.
     

     
    Wie ein Sturm wirbelte die Erkenntnis durch seinen Kopf. Sariel Halder war eine Halbdämonin. Da ihr Vater Torsten Halders Bruder war, musste ihre Mutter eine Dämonin gewesen sein. Sariels Gesicht tauchte in seinen Gedanken auf. Umrahmt von Haaren, die wie Lava glühten.
    Sie war halb Ifrit.
    Er hätte es wissen müssen, aber Halbdämonen waren selten. Es war ihm nie in den Sinn gekommen, sie als solche zu identifizieren. Mit einem Seufzen überließ er sich der Gedankenflut. Er musste zur Ruhe kommen, um seinen nächsten Schritt zu planen. Die Energie, die er durch Torsten Halders emotionalen Ausbruch gewonnen hatte, sorgte dafür, dass er sich von Minute zu Minute stärker fühlte. Wut war eine wunderbare Emotion, kein anderes Gefühl war so machtvoll.
    Höchste Zeit, um diese ungastliche Zelle zu verlassen.
    Alexander war zittrig auf den Beinen, als er aufstand und sich in die Mitte des Raumes stellte. Aber er wusste, er hatte genügend Lebenskraft gesammelt. Seine Verwandlung in Rauch würde gelingen. Gerade so.
    Als Ziel wählte er die Sahara. Dort, inmitten der Wüste, befand sich eines seiner Häuser. Gebaut aus Steinblöcken, die er dem alten römischen Fort Tisavar entwendet hatte. Damals war die römische Befestigung bereits eine Ruine, die verlassen den Rand der Sahara säumte. Er hatte Jahre gebraucht, um aus den Steinen eine Behausung zu formen. Die viereckige Struktur schlang sich um einen Innenhof, dessen Mitte ein Brunnen schmückte. Während draußen die Sonne ein helles, in den Augen brennendes Licht verbreitete, herrschte innen ein schattiges Halbdunkel.
    Die Räume mit ihren weiß gekalkten Wänden boten Zuflucht vor der gleißenden Hitze. Bunte Kissen und Diwane sorgten für
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