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Die schwarze Hostie

Die schwarze Hostie

Titel: Die schwarze Hostie
Autoren: Birgit Kluger
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wirkte plötzlich hellwach.
    „Braver Bursche“, sang Sariel leise in einem, wie sie hoffte, beruhigenden Tonfall. Roscos Ohren stellten sich auf Empfang. Er rührte sich nicht, aber es war offensichtlich, dass er sofort aufspringen würde, sobald sie einen Fuß vor die Tür setzte.
    Angst stieg in ihr auf. Aber sie schluckte sie hinunter. Es war ihr Leben. Ihre Entscheidung, ob und wo sie studieren würde. Torsten Halder hatte kein Recht, ihr seinen Willen aufzuzwingen.
    Sie setzte einen Fuß in den Flur.
    Rosco zog die Lefzen nach hinten.
    Der zweite Fuß folgte.
    Ein leises Knurren drang aus seiner Kehle.
    „Wie wäre es mit einem kleinen Spaziergang, Rosco?“, flötete Sariel und kam sich dabei unendlich blöd vor.
    Der Hund und Sariel musterten sich, als wären sie in einem unsichtbaren Wettbewerb gefangen. Wer würde den ersten Schritt tun? Wer würde als Erster seine wahren Absichten verraten?
    Ohne ihren Blick von Rosco zu wenden, zog Sariel die Tür hinter sich zu, achtete aber darauf, sie nicht zu schließen.
    Das Knurren wurde lauter.
    Trotzdem wagte sie einen Schritt in den Flur hinaus, Richtung Küche. „Komm schon, Rosco. Nur ein kleiner Abstecher zu Martha. Du bekommst von ihr ein saftiges Steak. Ich verspreche es dir.“
    Anscheinend war Rosco nicht hungrig oder besser trainiert, als Sariel erwartet hatte. Sein Grollen übertönte mittlerweile alle anderen Geräusche. Die Botschaft war eindeutig: Eine weitere Bewegung in die falsche Richtung und er würde sie anfallen.
    Mit einem Knall fiel die Tür hinter ihr ins Schloss. Torsten Halder hatte gewonnen.
     

     
    Wut.
    Die Erkenntnis, dass die rot glühende Emotion Torsten Halders Energiefeld wie Lava umspülte, brachte ein Lächeln auf Alexanders Lippen. Das war gut. Sehr gut. Halder war mit etwas anderem beschäftigt. Ihm entging, wie Alexander seine Aura abtastete und versuchte, in seine Gedanken zu dringen.
    Die winzige Flamme, die Alexander am Leben hielt, nährte sich an Halders Wut. Sie wurde stärker. Erlaubte ihm, seine Fühler auszustrecken und zu versuchen, hinter Halders Pläne zu kommen.
    Der Banker war abgelenkt. Die starke Emotion, die er im gesamten Haus verbreitete, sorgte dafür, dass er Alexanders Zugriff nicht spürte. Aber Halder war nicht dumm, seine Gedanken waren von Barrieren umgeben, die Alexander nicht durchdringen konnte. So sehr er auch nach einer Lücke suchte, er konnte keine entdecken. Ein Gutes aber hatten seine Bemühungen: Das rot glühende Gefühl umgab Halder in einer pulsierenden Wolke. Für Alexander war es ein Lebenselixier. Noch ein wenig mehr davon und Alexander würde stark genug sein, um diesem Gefängnis zu entfliehen.
    Warum war der Banker wütend?
    Irgendjemand oder irgendetwas hatte ihn in einen Zustand versetzt, in dem er töten wollte.
    Noch hatte Halder sich unter Kontrolle. Nicht mehr lange und der Damm würde brechen. Dann würde er die Ursache für seine Rage vernichten.
    Sariel.
    Die Erkenntnis fuhr wie ein Stromschlag durch Alexanders Bewusstsein. Sie war es, die Halder in diesen Zustand versetzt hatte. Das Wissen bewirkte, was Alexanders vorsichtiges Tasten zuvor nicht erreicht hatte: Torsten Halders Gedanken öffneten sich ihm. So verschlossen er vor wenigen Sekunden noch gewesen war, so offen lag er jetzt vor ihm. Ahnungslos in seiner Arroganz.
    Wie eine Welle stieg das Gefühl, einen Sieg errungen zu haben, in Alexander auf. Er hatte es geschafft, sich den Zutritt zu dem Allerheiligsten zu verschaffen. Halders Denken lag wie eine Landkarte ausgebreitet vor ihm. Die einzelnen Gedanken wie silberne Stränge. Sie liefen alle auf ein einziges Ziel zu. Schwarz pulsierte es in der Mitte des funkelnden Netzes. Die von dieser dunklen Masse ausgehende Gefahr war so greifbar, dass Alexander kurz davor war umzukehren.
    Schwarze Hostie
    Das Wort, das Alexander in Halders Gedanken las, katapultierte ihn in seinen eigenen Körper zurück und unterbrach die energetische Verbindung, die er mit dem Banker aufgebaut hatte. Erstarrung senkte sich über ihn, als er darüber nachdachte, was diese Entdeckung bedeutete.
    Die schwarze Hostie war eine der schlimmsten schwarz-magischen Kreationen. Ein magisches Gebäck mit dem Sinn, demjenigen, der die Hostie aß, zu Unsterblichkeit und Macht zu verhelfen.
    Ein Schauer erfasste Alexander mit einer Heftigkeit, die ihn mehrere Minuten lang in schmerzhaften Krämpfen gefangen hielt. Dann ließ die Kälte nach, die das Wort in ihm hervorgerufen hatte. An ihre Stelle
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