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Die schwarze Bruderschaft

Die schwarze Bruderschaft

Titel: Die schwarze Bruderschaft
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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aus, und er hatte ausnahmsweise Glück: Die
Strömung schien nachzulassen, denn der Behälter entfernte sich
jetzt nicht mehr weiter von ihm, sondern sank ganz langsam zu
Boden, so daß der Abstand zwischen ihnen allmählich wieder
kleiner zu werden begann. Als Mike ihn endlich eingeholt hatte
und schweratmend stehenblieb, hatte er sich so weit von der
NAUTILUS entfernt, daß das Schiff hinter ihm schon nicht
mehr sichtbar war. Selbst die Scheinwerferstrahlen waren von
der allgegenwärtigen Dunkelheit hier unten fast verschluckt
worden. »Mike? Herr? Wo seid Ihr?«
Singhs Stimme erklang verzerrt und dünn in seinem Helm,
und es dauerte eine ganze Weile, bis die Gestalt des Inders
hinter Mike erschien. Er bewegte sich, so schnell der
Taucheranzug dies zuließ. »Ich bin hier«, antwortete Mike.
»Großer Gott, was ist in Euch gefahren?« keuchte Singh. »Seid
Ihr verrückt geworden?« Mike wollte über diesen ungewohnt
scharfen Ton auffahren, aber dann begriff er voller Schrecken,
wie weit er dem Behälter gefolgt war. Wäre er auch nur noch
ein Stück weitergelaufen, dann wäre er vielleicht in die ewige
Nacht des Meeresgrundes hineingerannt, ohne es auch nur zu
merken.
»Es ist ja nichts passiert«, sagte er hastig. »Das heißt - mir
nicht. « Er deutete auf den aufgeplatzten Behälter, der vor ihm
im Sand lag. Es kamen nun keine Luftblasen mehr aus ihm, aber
irgend etwas Dünnes, Weißes hing heraus und bewegte sich
träge in der Strömung. »Was ist los?« Singh klang erschrocken,
und Mike konnte hören, wie er überrascht die Luft einsog, als er
neben ihm anlangte und sah, was passiert war. »Ich habe nicht
aufgepaßt«, gestand Mike. »Es tut mir leid. Komm - hilf mir.
Vielleicht können wir irgend etwas tun, damit Yasal nicht
merkt, was ich angerichtet habe. «
Singh schwieg vielsagend, ließ sich aber neben Mike in die
Hocke sinken und half ihm, den Behälter herumzudrehen, so
daß sie hineinblicken konnten. Und im selben Moment schrie
Mike so laut auf, daß man es wahrscheinlich noch drüben auf
der NAUTILUS hören konnte. Er wußte jetzt, was die
sonderbaren Behälter enthielten, die sie aus dem Wrack
geborgen harten. Das Geschöpf sah auf den ersten Blick aus wie
ein Mensch
- das hieß, es hatte zwei Arme, zwei Beine und
einen Kopf, aber damit hörte die Ähnlichkeit mit einem
Menschen auch schon wieder auf. Mike schätzte, daß es nicht
größer als Chris war, also etwa so groß wie ein elf- oder
zwölfjähriges Kind, aber sehr viel schlanker als ein normaler
Mensch. Seine Arme und Beine waren so dünn, daß Mike sie
bequem mit einer Hand hätte umschließen können, und seine
Haut hatte eine fast weiße Farbe. Es hatte sechs Finger an jeder
Hand, die viel schmaler und um einiges länger waren als die
eines Menschen, und nicht ein einziges Haar, weder am Leib
noch auf dem Kopf. Und dieser Kopf war das Unheimlichste an
ihm. Das Gesicht lief in einem spitzen Kinn aus, in dem sich ein
fast lächerlich kleiner Mund befand und keine sichtbare Nase.
Dafür waren die Augen übergroß und von einer seltsamen
Tropfenform. Sie standen weit offen, so daß Mike sehen konnte,
daß sie weder Pupillen noch Iris hatten, sondern einfach nur
schwarz waren. Und außerdem war das Geschöpf tot. »Großer
Gott!« flüsterte Mike erschüttert. »Das ist also ihr großes
Geheimnis!«
Singh ließ sich neben ihm auf ein Knie herabsinken und
streckte die behandschuhte Rechte nach dem Wesen aus, wagte
dann aber doch nicht, es zu berühren. »Was... was ist das?«
flüsterte er. »So etwas... habe ich noch nie gesehen!«
»Ich glaube, das hat noch niemand«, antwortete Mike leise.
»Mit Ausnahme von Lady Grandersmith vielleicht. « »Ihr meint
-« Singh stockte und sah Mike verblüfft an.
»Yasal und die beiden anderen... ?« »Fällt dir eine bessere
Erklärung ein?« antwortete Mike. »Ich weiß nicht, was die drei
sind, aber Menschen sind es bestimmt nicht. So wenig wie
dieses Wesen hier. Vielleicht sind es ihre Brüder. « »Aber das
ergibt keinen Sinn«, sagte Singh kopfschüttelnd, nachdem er
eine Weile überlegt hatte. »Warum sollten sie all diese Mühe
auf sich nehmen, nur um ein paar hundert Särge aus einem
Wrack zu bergen?« »Vielleicht, damit sie niemand findet«,
antwortete Mike. Singh schüttelte erneut den Kopf. »Hier unten
wären sie für alle Zeiten sicher gewesen«, behauptete er. »Sicherer als in der Cheopspyramide. Aber warum haben sie sie
überhaupt auf das Schiff gebracht? Niemand kennt
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