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Die schwarze Bruderschaft

Die schwarze Bruderschaft

Titel: Die schwarze Bruderschaft
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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seiner seltsamen
Fracht und stiegen mit Yasals Hilfe in die schweren
Taucheranzüge. Mike war kein bißchen überrascht, als er
feststellte, daß die Sauerstoffflaschen schon wieder gefüllt
waren. Und nicht nur das
- Yasal und Hasim hatten je eine
zusätzliche Flasche an ihren Anzügen angebracht, was wohl
bedeutete, daß sie diesmal noch länger draußen bleiben mußten.
Aber zumindest blieb ihnen jetzt der kräftezehrende Weg durch
das gesamte Wrack erspart. Sie kletterten in die Schleuse.
Während sie darauf warteten, daß das Wasser höher stieg, wäre
Mike beinahe eingeschlafen, aber das Wasser war so kalt, daß er
regelrecht mit den Zähnen zu klappern begann. Die Schleuse
war komplett geflutet. Mike trat aus dem Schiff heraus, knipste
seinen Scheinwerfer an
- und erlebte eine gewaltige
Überraschung. Dabei bestand das, was da im weißen Licht des
Scheinwerferstrahles schimmerte, bloß aus zwei fingerdicken,
aus Metall geflochtenen Drähten, die neben der Schleusentür
am Rumpf der NAUTILUS verankert waren und in der ewigen
Nacht verschwanden. Aber es war auch nicht die Konstruktion
selbst, die Mike so erschütterte. Es war der Umstand, daß sie da war. Denn was sie vor sich sahen, war nichts anderes als ein
Flaschenzug, und zwar... »Juans Flaschenzug!« Singh sprach es
laut aus. Und so war es: Was sich da vor ihnen in Richtung der
TITANIC in die Dunkelheit hinein erstreckte, das war genau die
Konstruktion, die Juan vorgeschlagen hatte, um den Transport
der Behälter zur NAUTILUS hinüber zu beschleunigen.
Die Konsequenz dieser Entdeckung war ihnen beiden sofort
klar, aber diesmal wagte es nicht einmal Singh, den Gedanken
in Worte zu kleiden. Yasal und Hasim wußten offenbar über
jedes Wort Bescheid, das zwischen ihnen gesprochen wurde.
Selbst wenn keiner von ihnen im Raum war. Was wiederum nur
eines bedeuten konnte: Sie lasen ihre Gedanken. Und plötzlich
war Mike klar, warum Ben und die anderen den Laderaum nicht
mehr betreten durften. Yasal wußte genau, daß sie die erste sich
bietende Gelegenheit nützen würden, um einen der Behälter zu
öffnen und hineinzusehen.
Hasim - der diesmal anstelle von Yasal mit nach draußen
gekommen war
- bedeutete ihnen ungeduldig, loszugehen, und
sie gehorchten. Direkt unter dem glitzernden Metallseil
hindurch marschierten sie zur TITANIC hinüber und kletterten
durch die gewaltsam geschaffene Öffnung in den Laderaum.
Das andere Ende des Seiles war unter der Decke befestigt
worden, und Hasim hatte auch eine Anzahl von Haken
mitgebracht, die er daran einklinkte; außerdem einige
Seilschlaufen. Er demonstrierte Mike und Singh mit knappen
Bewegungen, was sie zu tun hatten: nämlich die Kokons in
jeweils zwei der Schlaufen hineinzulegen und ihnen einen
leichten Stoß zu versetzen, so daß sie an dem schräg gespannten
Tau entlang wie an einer Seilbahn zur NAUTILUS
hinüberglitten. Mike vermutete, daß Yasal dort drüben wartete,
um sie in Empfang zu nehmen.
Obwohl er so müde war, daß ihm jede Bewegung Mühe
bereitete, machte er sich unverzüglich an die Arbeit, ebenso wie
Singh. Wie es aussah, hatten Yasal und sein Bruder
offensichtlich beschlossen, daß nur sie beide an Bord der
TITANIC gehen durften, und wenn die Arbeit ohnehin allein an
ihnen hängenblieb, konnten sie sie genausogut so schnell wie
möglich erledigen. Es ging leichter, als er zu hoffen gewagt
hatte. Schon nach wenigen Augenblicken fanden sie in einen
Rhythmus, als hätten sie diese Art der Arbeit schon seit Jahren
getan: Während Mike die Kokons herbeischaffte, befestigte
Singh sie in den Seilschlaufen und schickte sie auf den Weg.
Yasals Konstruktion erwies sich als höchst effektiv: Für jeden
Behälter, den sie losschickten, trug das Seil zwei
leere
Schlaufen wieder zu ihnen heran, so daß sie rascher
vorankamen, als Mike zu hoffen gewagt hatte. Er hörte bald auf,
die Behälter zu zählen, die sie zur NAUTILUS
hinüberschickten. Es mußten schon an die hundert sein. Mike
und Singh arbeiteten bis zur Erschöpfung. Erst als die Luft in
seinen Lungen schon wieder bitter zu schmecken begann und er
begriff, daß ihre Tanks fast leer waren, hörte Mike auf und
machte sich zusammen mit Singh auf den Rückweg; allerdings
nicht zu Fuß. Jeder von ihnen ergriff kurzerhand eine der
Seilschlaufen und glitt damit zur NAUTILUS zurück, wo sie
von Hasim erwartet wurden.
Mike erinnerte sich hinterher nicht einmal, wie er in seine
Koje zurückgekommen war. Er schlief auf der Stelle ein, und er
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