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Die schwarze Bruderschaft

Die schwarze Bruderschaft

Titel: Die schwarze Bruderschaft
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zusammenstieß, hatte eine ähnliche Apparatur
wie dies an Bord«, sagte sie mit einer Geste auf das lodernde
Lichttor. »Als sein Kapitän sah, was geschehen war, da nutzte
er all seine Macht und alle Möglichkeiten seines Schiffes, um
das Schlimmste zu verhindern. Es gab Tote, ja, aber nur einige
wenige. Die meisten konnte er retten. « »Retten?« fragte Mike
ungläubig. »Aber... aber wie denn?«
Lady Grandersmith deutete abermals auf das Lichttor und fuhr
fort. »Auf diesem Wege. Die Maschine und auch das
Sternenschiff wurden zerstört, als sie auf dem Meeresboden
aufschlugen, und all seine Besatzungsmitglieder fanden den
Tod, aber zuvor konnten Hasims Brüder die allermeisten
Passagiere retten. « Ihre Stimme wurde leise und traurig. »Die
Zeit reichte, um die menschliche Besatzung der TITANIC in
Sicherheit zu bringen, aber nicht mehr für ihre Ladung. « Mike
begriff nun, was Lady Grandersmith damit gesagt hatte. »Sie...
Sie meinen, Sie haben sich selbst geopfert und ihre Aufgabe
nicht erfüllt
-« »- um das Leben unschuldiger Menschen zu
retten, ja«, sagte Lady Grandersmith. Sie lächelte wieder, aber
plötzlich sah Mike, daß dieses Lächeln gar nicht ihm galt,
sondern auf einen Punkt hinter ihnen gerichtet war. Er drehte
sich herum.
Der Zug der Schwarzgekleideten war fast zu Ende. Aus dem
Wasser erschienen keine weiteren Gestalten mehr, und auch die
Reihe, die auf das leuchtende Tor durch Raum und Zeit
zugingen, wurde bereits kürzer. Es mußte fast Mitternacht sein.
Nur eine einzelne Gestalt näherte sich Mike, und obwohl sie
sich äußerlich nicht von all den anderen unterschied, erkannte
Mike sie sofort. Es war Hasim. In einigen Schritten Entfernung
blieb er stehen und blickte Mike aus seinen grundlosen,
schwarzen Augen an. »Es tut mir leid«, sagte Mike. »Bitte
glaube mir. Ich... ich habe dir mißtraut, aber das war ein Fehler.
Denkt nicht zu schlecht über uns, wenn ihr nach Hause kommt.
«
Hasim blickte ihn weiter an, dann drehte er sich ohne
irgendeine sichtbare Reaktion herum und näherte sich als letzter
dem leuchtenden Tor.
Als letzter seiner Art, hieß das. Kurz bevor er in das Licht
hineintrat, folgte ihm Lady Grandersmith. »Aber was tun Sie
denn da?« rief Mike überrascht. »Um Gottes willen, Lady
Grandersmith!« Lady Grandersmith blieb noch einmal stehen
und sah lächelnd zu Serena, Singh und ihm zurück. »Habt keine
Angst um mich«, sagte sie. »Ich begleite sie. Das ist meine
Belohnung für meine Hilfe. Ich habe all die Jahre davon
geträumt. Und nun lebt wohl!« Mike setzte dazu an, sie noch
einmal zurückzurufen, aber Serena legte ihm rasch die Hand auf
den Arm. »Laß sie«, sagte sie. »Sie weiß, was sie tut. Und sie
wird sehr glücklich sein, dort, wo sie ist, glaub mir. «
Nebeneinander verschwanden die beiden Gestalten in
dem
lodernden Licht, und sie hatten es kaum getan, da begann der
Schein schon wieder zu verblassen. Aber eine Sekunde, bevor
es endgültig geschah, hörte Mike zum ersten Mal in seinem
Leben etwas, von dem er gar nicht gewußt hatte, daß es
existierte: Hasims Stimme. Sie erklang direkt in seinem Kopf,
und was sie sagte, das sollte er niemals wieder vergessen, denn
es war ein Versprechen, das so ehrlich und so fest war wie das,
das er Yasal gegeben hatte und ebenso sicher eingehalten
werden würde.
Es gibt nichts, was ich dir verzeihen müßte. Du bist, wie deine
Art ist, so wie wir sind, wie unsere Art ist. Leb wohl,
Menschenkind.
Vielleicht sehen wir uns eines Tages wieder, denn wir
kommen zurück.
Irgendwann. Wir können so viel voneinander lernen - wir von
euch und ihr von uns.
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