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Die Schule der Nacht

Die Schule der Nacht

Titel: Die Schule der Nacht
Autoren: James Mia
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lassen. Das Mädchen in seinen Armen eng an die Brust gedrückt, stürzte er über die Straße, wich einem Fuhrwerk aus, ohne auf den fluchenden Kutscher zu achten, und stürmte die Stufen zum Portal der Kirche hinauf.
    »Öffnet die Tür!«, rief er und hämmerte mit der Faust gegen das massive Eichenholz. »Lasst uns hinein, um Himmels willen!«
    Das Mädchen noch immer fest in den Armen haltend, wandte er den Kopf und blickte über die Straße. In der Dunkelheit war nichts zu erkennen, doch er wusste, dass sie bald da sein würden. Nichts würde sie davon abhalten, mit spitzen Klauen und gebleckten Zähnen ihre Beute einzufordern.
    »Im Namen Gottes, so helft uns doch!«, flehte er verzweifelt und schlug erneut gegen die Tür.
    »Was wisst Ihr schon von Gott?«, fragte eine Stimme. Knarrend öffnete sich die Tür einen Spaltbreit, und der schwarze Lauf einer Pistole wurde sichtbar. »Schert Euch fort, Teufelsbrut. Ich weiß, was Ihr seid.«
    Der junge Mann richtete seinen flammenden Blick auf die Tür. »Nicht für mich bitte ich um Zuflucht«, sagte er. »Sondern für sie.« Er hob das Mädchen ins Licht. Das kleine silberne Kreuz an der Kette um ihren Hals leuchtete matt auf.
    Einen Moment herrschte Stille, schließlich verschwand die Pistole.
    »Dann bringt sie herein. Rasch.«
    Der Geistliche wirkte für einen Mann seines Standes noch recht jung. Er ging zwar gebeugt, und sein Gesicht war von tiefen Falten durchzogen, doch sein Haar war noch nicht vollständig ergraut. Während der junge Mann zusah, wie der Priester die Tür verriegelte, stellte er fest, dass ihm der gleiche Geruch des Todes anhaftete wie dem Mädchen.
    »Hier entlang«, sagte der Geistliche und hielt seinen Leuchter hoch, um ihnen den Weg zu weisen. Er öffnete eine Tür, die in einen kleinen, aber behaglichen und von Kerzen erhellten Raum führte, in dem ein kleines Kaminfeuer brannte. »Hier, legt sie auf die Pritsche.«
    Als das Mädchen lag, drehte der Priester seine Petroleumlampe auf und hielt sie dicht an ihr Gesicht. In dem harten Licht wirkte ihre Haut aschfahl, ihre Lippen schimmerten bläulich, und auf ihrer Stirn hatten sich Schweißperlen gebildet. Er schüttelte den Kopf. »Es gibt nichts, was wir noch tun können.«
    Der junge Mann griff nach dem Arm des Priesters, umklammerte ihn verzweifelt. »Aber es muss doch etwas geben – ein Gebet oder eine Beschwörungsformel? Bitte!«, flehte er.
    Der Geistliche entzog sich dem Griff und breitete hilflos die Hände aus. »Es ist zu spät. Nun kann nur noch Gott ihr helfen.«
    Der junge Mann sah ihn an, in seinem Blick glomm wilde Entschlossenheit. »Dann muss ich es tun.«
    Die Augen des Priesters weiteten sich entsetzt. »Nein. Nein! Ich flehe Euch an!«
    »Ich habe keine andere Wahl«, sagte der junge Mann finster. »Ich habe versucht, sie zu retten, sie von diesen Dämonen fortzubringen. Aber sie stirbt. Sie stirbt !«
    »Hol Euch der Teufel!«, rief der Priester. »Das ist ein Haus Gottes.«
    Der junge Mann stieß den Priester aus dem Raum. »Dann geht und betet für uns«, zischte er.
    Er verriegelte die Tür und kniete sich neben die Pritsche. Sanft strich er dem Mädchen die feuchten Haare aus dem fiebrigen Gesicht. In ihrer Kehle gurgelte das Blut, und ihre Lider schlossen und öffneten sich flatternd.
    »Die Zeit ist gekommen, Lily. Die Zeit ist gekommen«, murmelte er und fuhr ihr zärtlich über den blassen Hals. »Von nun an werden wir für immer zusammen sein.«
    Er beugte sich über sie, die Lippen wie zu einem Kuss geöffnet. Das Gesicht schmerzerfüllt und dennoch entschlossen, drehte das Mädchen ihm den Kopf zu.
    »Nein«, wisperte sie. »Ich kann nicht. Ich will nicht.« Eine Träne rann über ihre Wange.
    »Aber es ist der einzige Weg, der uns noch bleibt«, drängte er. »Vereine dich mit mir, und du wirst geheilt sein. Ich ertrage es nicht, dich zu verlieren.«
    Sie lächelte schwach, die Zähne von Blut befleckt. »Was wir haben, ist etwas ganz Besonderes, mein Liebster«, antwortete sie. Ihr Blick war klar und bestimmt. »Zerstöre es nicht durch diese Sünde.«
    »Was ich getan habe, habe ich für uns getan«, sagte er sanft.
    »Aber wenn du dies tust, wenn du noch einen Menschen tötest, wird Gott dir niemals verzeihen, und du wirst für immer verloren sein.« Sie sah die widerstreitenden Gefühle in seinem Gesicht und versuchte zu lächeln. »Wir werden wieder zusammen sein, ich verspreche es dir«, sagte sie.
    Das Geräusch splitternden Holzes hallte vom
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