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Die Schuld einer Mutter

Die Schuld einer Mutter

Titel: Die Schuld einer Mutter
Autoren: Paula Daly
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zulassen, dass Sie hier einen Abgang machen, wo Sie doch drei junge Mädchen vergewaltigt haben, oder?«, sagt McAleese.
    Mervyn sieht ihn verwirrt an. »Drei?«, fragt er.

41
    I ch stehe auf der Schwelle eines bildhübschen Häuschens in der Nähe von Grasmere und denke über Welpen nach. Warum ziehen die meisten Leute einen Welpen einem erwachsenen Hund vor? Warum, wenn sie der Aufgabe kein bisschen gewachsen sind?
    Ich habe auf die Klingel gedrückt, aber alle Vorhänge sind zugezogen. Im Haus regt sich nichts. Wahrscheinlich ist der Dobermann hinten im Garten. Doch dann wiederum hätte ich ihn längst bellen hören müssen.
    Welpen sind anstrengend. Sie machen überall hin, sie kauen alles an, sie kosten Geld. Die erwachsenen Hunde, die wir weitervermitteln, sind kastriert, geimpft und gechipt. Allein damit hat der neue Besitzer schon hundertsechzig Pfund gespart. Aber nein, jeder will einen Welpen. Man will sich ja schließlich keinen Problemhund ins Haus holen.
    Und keiner merkt, dass er gerade dabei ist, einen weiteren Problemhund zu schaffen.
    Beim Warten schaue ich mich um. Das Häuschen gehört zu einem Ensemble von vieren. Die Lage ist angenehm, ein wenig zurückgesetzt von der Straße. Ein guter Platz, um ein Haus zu bauen. Um die Türen herum wächst Clematis, deren Stängel jetzt braun und knorrig aussehen, die im Sommer aber bestimmt ganz wunderhübsch blüht. Auch in den anderen Häusern ist kein Leben, nur vor einem parkt der Ford Transit eines Elektrikers. Die Häuser strahlen die saubere Seelenlosigkeit von Feriendomizilen aus.
    Ich klingele noch einmal, und eine Gestalt erscheint hinter der Milchglasscheibe. Die Tür schwingt auf, und ich weiche instinktiv zurück, denn was ich sehe, gibt Anlass zur Sorge. Es ist schon Viertel nach eins, aber die Frau trägt einen Morgenmantel. Das gelbblonde Haar steht ihr nach allen Seiten vom Kopf ab, und ihr Lippenstift ist über ihrer linken Wange verschmiert, fast bis zum Ohr. Ich würde sie auf Mitte vierzig schätzen. Attraktiv, aber ausgemergelt.
    »Ich bin gekommen, den Hund abzuholen. Den Dobermann.«
    »Kommen Sie herein.«
    Es gibt keinen Flur; wir stehen direkt im Wohnzimmer. »Wurde bei Ihnen eingebrochen?«, frage ich erstaunt, denn überall auf dem Fußboden liegen Kleider verstreut.
    »Was?«, fragt sie und sieht sich im Zimmer um. »Oh, nein, ich hatte einfach nur noch keine Zeit aufzuräumen.«
    Neben dem Sofa steht ein überquellender Aschenbecher auf dem Fußboden. Der Teppich drum herum ist mit grauen Flecken übersät, weil der Ascher offenbar mehr als einmal umgekippt ist. Auf dem Wohnzimmertisch haben sich getragene Kleidungsstücke, Kaffeebecher, Dokumente, leere Weinflaschen, DVDs und Unterwäsche angesammelt.
    Im Fernsehen läuft Loose Women , aber der Ton ist abgedreht. Wahrscheinlich war die Frau auf dem Sofa eingeschlafen, denn von der Sitzfläche hängt eine Daunendecke herunter.
    »Entschuldigen Sie die Unordnung«, sagt sie und räumt die Kleider vom Sofa, damit ich mich setzen kann. »Ich habe eine schlimme Woche hinter mir.«
    »Ist der Hund draußen?«
    »Im Gartenschuppen.«
    »Bevor ich ihn mitnehmen kann, brauche ich ein paar Informationen über ihn. Oder handelt es sich um eine Sie?«
    »Er. Diesel«, antwortet die Frau.
    »Sind Sie befugt, den Hund abzugeben? Gehört er Ihnen?«, frage ich.
    »Nein, er gehört meinem Mann … meinem zukünftigen Exmann.«
    Ich lächle matt.
    »Dann brauche ich eine Einverständniserklärung Ihres Mannes«, sage ich, und sie lässt den Kopf gegen die Sofalehne fallen, als wäre das ein Problem.
    Ich beschließe, das Formular auszufüllen, so weit es geht, und mich um den Rest später zu kümmern.
    Sie sagt, ihr Name sei Mel Frain. Ihr Mann heiße Dominic.
    »Ist der Hund kastriert?«
    »Nein.«
    »Wie alt ist er?«
    »Achtzehn Monate. Am Anfang war er ganz lieb, aber dann hat er angefangen, im Haus alles kaputt zu machen. Deswegen mussten wir ihn da draußen einsperren.« Mit einer Geste verweist sie auf den Garten.
    »Irgendwelche Krankheiten?«
    »Nein. Hören Sie«, sagt sie und steht auf, wobei ihr Morgenmantel vorne aufklafft. »Ich brauche was zu trinken, möchten Sie auch etwas?«
    »Einen Tee, bitte.«
    »Ich meine einen richtigen Drink. Ich nehme Wein.«
    »Dafür ist es für mich noch ein bisschen zu früh.«
    »Wie Sie meinen. Wenn Sie mich kurz entschuldigen würden, ich hole mir ein Glas.«
    Sie geht hinaus, und ich höre, wie der Kühlschrank geöffnet wird. Kurz darauf
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