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Die schottische Braut

Die schottische Braut

Titel: Die schottische Braut
Autoren: Deborah Hale
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alle von hier, sonst knöpfe ich mir einen nach dem anderen von euch vor.”
    Harris hörte, wie der Hahn einer Muskete gespannt wurde.
    “Wir haben uns lange genug von euch beiden gewalttätigen Halunken einschüchtern lassen. Nun nimm deine Hände von Chisholm, oder ich jage dich zur Hölle.” Sweeney stieß ihn von sich wie ein glühendes Kohlenstück.
    Harris wirbelte herum und sah die Männer Chathams Schulter an Schulter dastehen. Einige von ihnen kannte er von den Wochen, als er in der Herberge ausgeschenkt hatte. Anderen hatte er heute beim Bekämpfen des Feuers zur Seite gestanden oder geholfen, ihre Familien auf der
St. Bride
unterzubringen.
    Einige Männer hatten Flinten. Die anderen drohten mit Mistgabeln. Ihre Gesichter waren rußverschmiert und die nassen Haare wild zerzaust. Hinter ihnen loderte das Feuer um den Miramichi, und sie wirkten wie eine Legion des Teufels.
    Noch nie hatte Harris einen erfreulicheren Anblick gesehen.
    Was hatte es, nach all den Jahren der Unterwerfung durch die Tyrannei Roderick Douglas’ und seiner angeheuerten Schächer, diese Männer gekostet, für ihn einzustehen? Mehr, als er jemals zurückzahlen konnte.
    McBean machte den Fehler, um sein Leben zu laufen. Ein Schuss knallte und durchbohrte den Absatz seines Stiefels. Er warf sich zitternd zu Boden.
    “Nicht schießen! Um Gottes willen, nicht schießen!”
    Ein anderer der bewaffneten Männer sah zu Harris. “Ich kann uns allen viel Arbeit ersparen, wenn ich ihn fertig mache.”
    Obwohl er ernsthaft geneigt war zu nicken, schüttelte Harris den Kopf. “Wir sollten nicht so tief sinken wie diese beiden. Nimm einen starken Strick und schnür die beiden fest zusammen. Wenn das Feuer gelöscht ist, werde ich zusehen, dass sie die gerechte Strafe für ihre Taten bekommen.”
    Einige murrten über dieses Urteil, doch die meisten waren bereit, ihm zu folgen.
    “Jemand soll die Wertsachen in diesem Sack zu Douglas’ Haus bringen. Nun rasch die Äxte her. Sonst ergeht es uns schlecht, wenn diese Ulmen Feuer fangen.”
    Als die Männer ausschwärmten, um seinen Anordnungen Folge zu leisten, trat ein junger Bursche zu Harris.
    “Können Sie mitkommen, Mr Chisholm? Wir haben einen armen Kerl aus dem Fluss gezogen. Er ist mehr tot als lebendig und hat böse Brandwunden. Er ruft immer nach dem Kapitän der
St. Bride
. Wir versuchten, ihm zu sagen, dass die
St. Bride
vor Stunden ausgelaufen ist, doch er achtet nicht darauf.”
    Es lag ihm schon auf der Zunge zu fragen, warum er sich darum kümmern sollte. Doch etwas in den Augen des Jungen ließ Harris verstummen.
    Er blickte um sich, um sicherzugehen, dass man die Ulmen fällte, und rief: “Ich bin bald wieder zurück. Seid vorsichtig, wenn die Bäume fallen.”
    Während er dem Burschen durch die Stadt zum Fluss folgte, begann Harris zu frösteln. War es ein Anzeichen für seine Erschöpfung, oder war die Luft kühler geworden?
    Sie betraten ein Lagerhaus in der Nähe des Docks, das bisher von den Flammen verschont geblieben war. Man hatte es in ein notdürftiges Lazarett für die Verwundeten verwandelt, obwohl den meisten Menschen, die man hierher gebracht hatte, wohl kaum noch zu helfen war. Der Geruch drohte Harris den Magen umzudrehen, und die Narben an seinem Kinn schmerzten unter seinem Bart.
    Der Junge hielt am Fuß einer roh gezimmerten Bahre, auf der eines der Brandopfer lag. Unter dem Segeltuch, das einen Körper bedeckte, lugten Männerstiefel hervor. Nichts an dem entstellten Gesicht ließ erkennen, dass es überhaupt ein Mensch war. Die arme Kreatur zuckte in offensichtlicher Erregung.
    “Kann man ihm nichts gegen die Schmerzen geben?” erkundigte sich Harris.
    “Oh, er hat keine Schmerzen, Sir”, antwortete der Junge. “Zumindest nicht in seinem Körper. Eine leichte Verbrennung schmerzt wie die Hölle, doch eine schwere tötet das Fleisch – das ist ein Segen. Er ist geistig verwirrt. Er fantasiert fortwährend von der
St. Bride
.”
    “Ich will sehen, ob ich seiner armen Seele ein wenig Frieden geben kann.” Harris kniete sich neben den Mann und versuchte, seine Verbitterung zu unterdrücken, dass niemand hier das Naheliegende getan hatte.
    “Ich bin Angus Glendenning, Kapitän der
St. Bride
. Du hast eine Nachricht für mich?”
    Der Mann wurde sofort ruhig. Dann stieß er die Worte aus seiner ausgedörrten Kehle hervor. “Ich bin zum falschen Schiff. Konnte die
St. Bride
nicht finden. Ich habe eine Nachricht von einer Dame …” Er begann zu
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