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Die Schöne und der Tod (1)

Die Schöne und der Tod (1)

Titel: Die Schöne und der Tod (1)
Autoren: Bernhard Aichner
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Auf seinen Schultern Max, wie er Baroni als Leiter benutzt, auf ihm kniet, sich zappelnd nach oben rettet. Wie er seinen Körper aus dem Wasser zieht.
    Dann Baroni. Wie er auftaucht und schreit.
    Er reißt die Maske herunter, brüllt, Max soll ihm helfen, er soll das Seil nehmen, er soll das verdammte Seil nehmen, er kann es nicht mehr halten, nicht mit einer Hand. Baronis Mund weit offen. Max greift nach dem Seil, Baroni steigt aus dem Loch, er schreit immer noch, laut, wütend, gemeinsam ziehen sie den Topf nach oben, reißen ihn aus dem Wasser.
    Dann liegen sie wild atmend nebeneinander auf dem Eis. Baroni, Max, der Topf. Niemand hat sie gesehen. Zwei Männer am Eis, zwanzig Atemzüge lang. Dann, wie Baroni aufspringt.
    – Du musst dich ausziehen, Max, schnell.
    – Mir ist kalt.
    – Decken, Max, ich habe Decken im Auto, zieh dich aus.
    – Scheiße, ich will mich nicht ausziehen, es ist eiskalt hier.
    – Du musst.
    – Ich sollte eigentlich im Bett liegen, bei Hanni, nicht hier.
    – Späte Einsicht.
    – Scheißdreck, ist das kalt.
    – Zieh dich aus und reib dich ab. Du musst dich warm machen, deine Haut massieren.
    – Warum ist das so verdammt kalt?
    – Es ist Winter. Und wir tauchen nach Töpfen.
    – Und warum machen wir das?
    – Damit du nach Wien übersiedelst, damit mir nicht langweilig wird in der Hauptstadt.
    – Abwarten, Baroni, abwarten.
    – Wir haben nach einer Leiche gesucht und nicht nach Töpfen, die irgendwer in den See geworfen hat.
    – Wirst schon sehen.
    – Das hätte ins Auge gehen können.
    – Ist es aber nicht.
    – Alles wegen einem beschissenen Topf.
    – Hast du noch etwas zum Anziehen für mich?
    – Meine Tracht ist im Auto.
    – Deine Tracht? Warum hast du eine Tracht?
    – Ich bin im Dorf aufgewachsen.
    – Wann ziehst du so etwas an? Das ist ja peinlich.
    – Wenn du sie nicht willst, dann halt nicht.
    – Doch, doch, ich liebe deine Tracht.
    – Ich komme gleich.
    – Bitte mach schnell, Baroni. Willst du mich hier sterben lassen?
    –
    – Das zieh ich nicht an.
    – Dann eben nicht.
    – Gib schon her.
    – Schaut doch gut aus.
    – Sei einfach still.
    – Mach dir die Haare trocken und beweg dich, Arme, Beine, du musst deinen Kreislauf in Schwung bringen.
    – Wir müssen schauen, was in dem Topf ist.
    – Was soll da sein? Beton.
    – Warum ist Beton in dem Topf?
    – Warum nicht?
    – Warum liegen Töpfe da unten?
    – Warum nicht?
    – Warum wurden sie versenkt?
    – Warum gehen wir nicht zu mir und frühstücken? Den Topf nehmen wir mit.
    – Nein, jetzt.
    – Was jetzt? Wir sollten schleunigst ins Warme.
    – Wir sollten den Beton zersägen.
    – Den Beton zersägen?
    – Ja, genau. Irgendetwas stimmt da nicht.
    – Tu, was du willst, ich packe zusammen und fahre schon mal voraus.
    – Bitte, Baroni.
    – Ich räum die Sachen ins Auto.
    – Und ich zeig dir, was in dem Topf ist.
    – Der Trachtenmax mit der Motorsäge.
    – Abwarten, Baroni.
    – Was machst du?
    – Ich säge.
    – Pass auf, Max. Was machst du da, lass das, bist du wahnsinnig.
    Überall Splitter. Baroni will Max zurückhalten, doch er sägt, fährt mit der Säge in den Beton, es spritzt, etwas landet in Baronis Kragen. Es rutscht hinter seinen Pullover, seiner Brust entlang nach unten, es ist kalt. Baroni schüttelt sich, zieht seinen Pullover von sich, damit es unten wieder herausfallen kann. Ein Stück aus dem Topf. Er zappelt, es ist wie ein glitschiges Tier, das unter seine Kleider gekrochen ist. Dann fällt es auf den Boden. Max stoppt die Säge, Baronis Mund ist offen. Beide starren. Es ist eine große Zehe.
    Max kniet über den Topf gebeugt, er schaut auf einen zerfetzten Fuß mitten im Beton. Vorsichtig hebt Baroni die Zehe hoch und legt sie zurück in den Topf. Eine Minute lang stehen sie schweigend da, Max überlegt, ob sie noch weitere Töpfe nach oben holen, ob sie Tilda anrufen sollten. Er starrt auf den Fuß. Wie makellos er einmal war. Jetzt zerfetzt und tot vor ihm. Marga in Stücken in einem Topf, einzementiert und versenkt. Max steht auf.
    Er will es selbst zu Ende bringen, er will ihn zur Rede stellen, er will in sein Gesicht treten. Und er will es jetzt. Sie werfen die Ausrüstung ins Auto, heben den Topf in den Kofferraum und fahren ins Dorf. Baroni will Max davon abbringen, ihn überreden, Tilda anzurufen, nach Hause zu fahren, zu Hanni, in die Wärme, frühstücken, duschen. Aber Max besteht darauf. Sie fahren zu August, er, Baroni und Margas Fuß.
    Max läutet, die
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