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Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)
Autoren: Brigitte Riebe
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mag.
    Keine meiner Hofdamen mag sie um sich haben. Nicht einmal Mariechen ist ihr willkommen.
    Seltsamerweise ist es Eva, die sie noch am besten erträgt.
    Still wie ein Schatten ist sie wieder in unser Leben geschlüpft, bemüht, es allen recht zu machen, um bloß nicht davongejagt zu werden.
    Sie schüttelt den Kopf, wenn man sie auf Karl anspricht, und auch mein Bruder will nicht, dass ich mit ihm über sie rede.
    Der schlimmste Fehler meines Lebens, sagt er. Ich verdamme den Tag, an dem ich sie gesehen habe!
    Von ihren Schulden erfahre ich erst nach und nach, und als ich den erstaunlichen Betrag erstmals höre, überkommt mich ein Schwindel.
    Damals, nach Karlsbad, habe ich nur einen Teil ihrer Verbindlichkeiten beglichen, weil Liebe unsere Sorgen geheilt hat, nicht Evas Magie. Dennoch fühle ich mich ihr seltsamerweise verpflichtet, als gehöre sie zu mir, mein dunkler Teil, den ich am liebsten ausblenden möchte, damit er mir keine Angst einjagt.
    Denn auch in meinem Leben gibt es jetzt etwas, das ich nicht ansehen möchte, weil es mich zu verschlingen droht.
    Ferdinand erzählt mir nicht mehr vom Meer, das ich noch nie gesehen habe. Stattdessen gehen seine Briefe über die Alpen und wieder zurück.
    Also bezahle ich und bezahle – doch es ist wie ein Fass ohne Boden, das sich immer wieder aufs Neue zu füllen scheint.
    Als es Tante Kat immer schlechter geht, fragt sie nach Klößchen mit frischem Bärlauch.
    Zusammen mit Eva pflücke ich die Blätter im Wildgarten nahe dem Schloss. Ich gebe sie Andrin, der in der Küchenhierarchie immer weiter nach oben gestiegen ist, und weise ihn an, Kats Lieblingsspeise zuzubereiten.
    Schon dieser kurze Ausflug hat mich über die Maßen erschöpft. Mein Herz rast, ich schnappe nach Luft und fühle mich abgekämpft wie nach einer langen Wanderung.
    Eva dagegen wirkt frisch und rosig wie ein junges Mädchen.
    Sie verlässt noch einmal das Schloss, kommt aber bald wieder zurück, im Korb noch mehr von dem zarten Frühlingsgemüse, das neue Lebenskraft schenken soll.
    Es wird Tante Kats letzte Mahlzeit.
    Nach ein paar Bissen legt sie die neue Silbergabel weg, die ich ihr geschenkt habe, sinkt aufs Kissen, schließt die Augen.
    Eva trägt den fast vollen Teller in die Küche zurück.
    Es sind die kleinen Dienste, in denen man die Liebe spürt, behauptet sie mit feinem Lächeln.
    Stunden später erbricht sich Tante Kat, kann nicht mehr schlucken, bekommt Krämpfe und Durchfall.
    Dann streichelt sie noch einmal meinen Arm – und atmet nicht mehr.
    Doktor Handsch kann nur noch ihren Tod feststellen.
    Mir ist, als sei mit ihr auch ein Teil von mir gestorben. Ihr Verlust ist für mich eine Wunde, die sich nie wieder schließen wird.
    Ich will tapfer sein – und kann es doch nicht.
    Bin so matt und elend, dass ich um mein eigenes Leben fürchte. Die gelehrten Herrn Doctores haben mir schon vor einiger Zeit bescheinigt, dass mein Herz viel zu groß ist.
    So vieles in meinem Leben hat es krankgemacht.
    Was geschieht wohl, wenn ein zu großes Herz in einzelne Stücke zerbricht?
     
    *
     
    Schloss Ambras, April 1580
     
    Wann der Argwohn eingesetzt hatte, hätte sie nicht einmal genau bestimmen können.
    Plötzlich war er da, wie ein frisch geschliffenes Messer, und je schlechter Philippine sich fühlte, desto schärfer wurde er.
    Konnte der nahende Tod einen sehend machen? Auch wenn man ein Leben lang blind gewesen war?
    Ihr blieb nicht mehr viel Zeit.
    Sie wusste es, auch wenn Ferdinand noch immer nichts davon hören wollte. Doch in seinen traurigen goldenen Augen las sie sehr wohl, dass sein Herz sich darauf vorbereitete, sie zu verlieren.
    Eva war jetzt ständig um sie, und obwohl Mariechen sich darüber aufregte, weil sie sie nicht mochte, und die anderen Hofdamen schäumten und eiferten, weil sie sich zurückgesetzt fühlten, ließ Philippine es zu.
    Mit ihr konnte sie über den Tod sprechen, als sei er ein Freund, der sie erlösen würde – und kein Feind, den man fürchten musste.
    »Hast du Angst vor dem Sterben?«, fragte Eva.
    »Vor dem Übergang – ja«, erwiderte Philippine. »Aber nicht vor dem, was danach kommt. Ich werde die Menschen wiedersehen, die ich geliebt habe – Onkel Bartholomé, Bruder Georg, Regine, die Mutter, Tante Kat. Meine Engel. Jeden Tag bete ich darum.«
    Eva schwieg, starrte plötzlich zu Boden.
    »Was soll aus deinen Reichtümern werden, wenn du einmal nicht mehr bist?« Ihre Stimme klingt plötzlich rau. »Wirst du alles der Kirche
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