Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)
Autoren: Brigitte Riebe
Vom Netzwerk:
vermachen?«
    »Die Familie erbt«, erwiderte Philippine. »Was sonst? Jeder soll den Teil bekommen, den er verdient. Und ich bin frei. Endlich frei!«
    Evas Blick gewann an Schärfe.
    »Klingt ja, als würdest du den Tod regelrecht herbeisehnen«, sagte sie und nahm den Stickrahmen wieder auf, eine Beschäftigung, mit der Philippine niemals viel hatte anfangen können.
    »Ich erwarte seinen Kuss schon sehr bald«, sagte Philippine, ohne sie aus den Augen zu lassen. »Doch zuvor habe ich noch eine große Bitte. Tante Kat hat sich Bärlauch gewünscht, bevor sie ihre Augen für immer geschlossen hat. Bei mir ist es ein Bad. Ein herrliches, entspannendes Bad.«
    Evas Lippen verzogen sich zu einem schmalen Lächeln.
    Die eigene Mutter würdest du ohne Skrupel verkaufen, dachte Philippine. Meinen Bruder ohnehin. Und vielleicht sogar die Kinder, die du niemals mit ihm hattest, weil Weinraute dich davor bewahrt hat.
    Und was ist mit mir?
    Sie musste Gewissheit haben, bevor sie starb.
    »Lass mich alles für dich vorbereiten«, sagte Eva. »Darf ich das für dich tun? Den Ofen anwärmen. Das Wasser auf die richtige Temperatur bringen. Die Kissen aufschütteln. Du sollst es so schön haben wie in deinen Träumen!«
     
    *
     
    Schloss Ambras, 17. April 1580
     
    Vielleicht verkürze ich mein Leben – und kann doch nicht anders.
    Ich liege im Wasser und warte auf ihre Schritte.
    Der Reigen fröhlicher Jugendbilder ist verflogen. Aber keine Schwere macht sich in mir breit.
    Leicht fühle ich mich, beinahe zum Fliegen bereit.
    Ist alles so, wie du es dir gewünscht hast?, sagt Eva.
    Sie trägt den Schierlingsbecher in der Hand. Der Pokal ist mir bekannt. Sein Doppelgänger wartet bereits am Rand des Beckens.
    Nur der Inhalt ist mir noch fremd. Ich bin gespannt, für welches Kraut sie sich dieses Mal entschieden hat.
    Ich nicke, sehe sie offen an.
    Ein Irrlicht, so hat mein Sohn Karl sie einmal genannt. Meinem Bruder Karl hat sie kein Glück gebracht.
    Welchen Tod will sie mir bescheren?
    Du brauchst Ruhe, sagt sie.
    Die werde ich bald haben, erwidere ich.
    Sie reicht mir den Becher. Ich nehme ihn, drehe ihn abwartend in der Hand.
    Ein Stärkungsmittel, sagt sie. Der gewürzte Wein wird dir gut bekommen.
    Wie berechenbar sie doch ist!
    Und wie blind ich war.
    Das Wasser muss ihr bis zum Hals stehen. Kann sie nicht bezahlen, droht ihr der Schuldturm.
    Jetzt ist die Zeit für den Tausch gekommen.
    Ich beginne laut zu husten. Wie von Geisterhand steht auf einmal Mariechen im Bad.
    Eva erschrickt, starrt sie an.
    Ich wechsle die Becher aus. Jetzt steht der Schierlingstrunk am Wannenrand.
    Herrin?
    Ich brauche dich nicht mehr, Mariechen. Meine Stimme ist fest.
    Sie wird sich trotzdem in der Nähe bereithalten. So und nicht anders ist es zwischen uns abgesprochen.
    Sie knickst, verschwindet.
    Noch ein weiteres Balg, sagt Eva. Na ja, mir soll es egal sein. Willst du nicht endlich trinken?
    Ich nehme einen tiefen Schluck. Und noch einen. Und noch einen.
    Ihr schmales Gesicht ist schweißnass.
    Und bekommt es dir?, will sie wissen.
    Was ist es?
    Sie lacht.
    Eisenhut, sagt sie. Wird dir schon kalt?
    Mein Mund ist taub, lüge ich. Wieso hast du dein Gift geändert?
    Du hast die Königin der Gifte verdient!
    Warum dieser Hass?
    Weil niemand mir gibt, was ich brauche. Und du alles hast, wonach ich mich immer gesehnt hab!
    Deine Rechnung geht nicht auf, Eva. Nicht einen Heller wirst du erben. Ich könnte dich hinrichten lassen, aber das ginge viel zu schnell. Leben sollst du mit deiner Schuld, erbärmlich bis zum letzten Tag. Du verlässt Tirol – noch heute. Greift man dich auf, ist es um dich geschehen.
    Mit letzter Kraft erhebe ich mich von dem steinernen Sitz.
    Wieso stirbst du nicht endlich?, schreit sie.
    Weil du nicht Gott bist, Eva.

Aconitum napellus
    auch genannt Fuchswurz, Sturmhut, Mönchskappe, Blaumütze
     

     
    Positive Eigenschaften: Schmerzlindernd bei Ischias, fiebersenkend (keine Selbstbehandlung!).
    Negative Eigenschaften:  Gefürchtetste Giftpflanze der Antike und des Mittelalters. Brennen im Mund, Kribbeln im ganzen Körper, Schweißausbruch, starkes Kältegefühl, Absterben der Gliedmaßen, Tod.

Epilog
EISENHUT
     
    Schloss Ambras, 25. April 1580
     
    Nach schlaflosen Nächten wurde Philippine langsam ruhiger. Alle wollten sie Abschied von ihr nehmen, Hofdamen, Gesinde, Köche, doch Gampasser schickte schließlich alle hinaus, damit sie beichten konnte.
    Tränen liefen über ihre Wangen, während sie stockend und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher