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Die schoene Muenchnerin

Die schoene Muenchnerin

Titel: Die schoene Muenchnerin
Autoren: Kaemmerer Harry
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kann?«, fragte er und zeigte den USB-Stick. Er wurde in ein enges Büro geführt, das dezent schweißelte. Hummel öffnete ein paar Dateiordner und fand darin Excel-Listen, Zahlen­kolonnen, Eingang, Ausgang, Euro, Dollar, Franken. Konto­bewegungen – so viel war klar. Aber keine Bezeichnungen für Produkte oder Dienstleistungen. Und keine Namen. Zahlen, Zahlen, Zahlen. Das mussten sich Profis ansehen. Er griff zum Handy. Es dauerte lange, bis jemand abhob. »Wallicek, Pforte Polizeidienststelle Ettstraße?«
    »Wally, servus, ich bin’s, Hummel. Du, ist irgendwer vom Wirtschaftsressort im Haus?«
    »Es ist Sonntag!«
    »Hast du Kramers Privatnummer?« Hummel wartete, bis Wallicek sich am PC durch die Listen geklickt hatte und ihm die Nummer durchgab. Kramer war nicht erfreut, am Sonntagmittag gestört zu werden, aber als ihm Hummel schilderte, worum es ging, wurde er neugierig. Hummel sollte ihm ein paar Dateien zur Prüfung an seine Privatadresse mailen. Er würde sich dann melden. ›Läuft!‹, dachte Hummel. Sollte er Mader anrufen? Nein. Dann konnte er den Nachmittag knicken. Er würde warten, bis Kramer ihm Bescheid gab, und dann entscheiden, was zu tun war. Jetzt hatte er nur noch einen Wunsch: Chris sehen! Er steckte den Stick in die Hosentasche und ging los.
    Ein fantastischer Herbsttag. Als würden alle Kräfte der Natur noch einmal zum letzten Halali blasen. Der Berufsalltag fiel von ihm ab wie der getrocknete Lehm von den Sohlen seiner Stiefel.
    Als er sich der Eingangstür des Schlosscafés näherte, verwehrte ihm ein blasierter Kellner den Einlass. »Mein Herr, nur für Hotelgäste …«
    »Ich werde erwartet«, unterbrach Hummel ihn forsch.
    »Das bezweifle ich«, sagte der Pinguin mit Blick auf Hummels schmutzige Stiefel.
    Hummel spähte an ihm vorbei. Er entdeckte Chris an einem der Bistrotische und winkte ihr. Sie winkte zurück. Hummel las in den Augen des Kellners: Wie kann so eine Dame mit so einer Null verabredet sein? Dennoch geleitete der Pinguin ihn mit einem Minimum an Höflichkeit an den Tisch der Dame.
    »Der Herr ist mit Ihnen verabredet?«, fragte er Chris.
    »Danke, Willibald, so ist es. Komm, Klaus, setz dich.«
    »Depp«, murmelte Hummel, als Willibald Leine zog.
    »Möchtest du noch was essen, trinken?«
    »Nein, danke.«
    Sie deutete auf das Panoramafenster. »Na komm, ­gucken wir uns das live an. Was für ein toller Tag!«
    ›Wie recht sie doch hat‹, dachte Hummel, nachdem er seine Tasche mit dem Anzug in ihrem topgepflegten alten 911er verstaut und sie ihre Bergschuhe angezogen hatte. Sie gingen nebeneinander den Wirtschaftsweg hinauf in Richtung Wettersteinalmen. Hummel staunte, welches Tempo Chris vorlegte. Eine vielseitige Frau: schön, klug, sportlich.
    »Und, wie war’s im Almbach ?«, fra gte sie.
    »Schön, äh … Es war ja dienstlich und …«
    Sie winkte ab. »Dienstlich geht mich nichts an.«
    »Na ja, wenn es Veronika Saller und Andrea Meyer betrifft, schon. Wir suchen immer noch den Typen, der das getan hat.«
    »Hier?«
    »Nicht wirklich. Na ja, wir dachten, dass die Todesfälle vielleicht etwas mit diesen Schönheits-OPs zu tun haben.«
    »Deswegen das Almbach – der Kongress.«
    Er sah sie erstaunt an. »Woher weißt du das?«
    »Hat mir der Kellner im Schlosscafé gesagt.«
    »Quasimodo.«
    Sie lachte schallend.
    »Hat er sonst noch was erzählt?«, fragte Hummel.
    »Ja, dass ein toter Mann in der Partnachklamm gefunden wurde. Habt ihr damit auch was zu tun?«
    Hummel schüttelte den Kopf. »Ein Kongressteilnehmer. Muss gestern bei der Nachtwanderung abgestürzt sein. Tragisch. Aber die Kollegen tragen es mit Fassung. Diese Skalpellkünstler sind nicht zimperlich. Ich mag die nicht.«
    »Ach, das ist auch nur ein Beruf wie jeder andere.«
    »Findest du?« Hummel schluckte.
    »Ja. Hey, warum guckst du mich so komisch an? Du glaubst doch nicht …?! Mensch, Klaus, das ist hundert Prozent Natur, was du hier siehst!«
    Hummel errötete. Ihr schönes Gesicht. Und im Geiste war er schon bei ihren Brüsten, die unter der Soft­shell­jacke nur zu erahnen waren. Und die ganz gewiss so waren, wie die Natur sie erschaffen hatte.
    Schweigend gingen sie weiter.
    Plötzlich ergriff sie seine Hand.
    Wow! Hummels Kopf war mit einem Schlag leer. Total leer. Und sein Herz randvoll. Er wollte etwas sagen. Er konnte nicht. Er wagte es nicht, sie anzusehen. Sie gingen einfach nebeneinander, inmitten der herrlichen Natur, Hand in Hand.
    »Und du warst da ganz allein, in dem
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