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Die schöne Ärztin

Die schöne Ärztin

Titel: Die schöne Ärztin
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Lippen – drückten die einen schon Dr. Weidel die Hand und luden ihn zu einer Party ein.
    Das deutsche Wirtschaftswunder ist gar kein Wunder, es hat eine einfache Erklärung: Man muß hart am Mann bleiben.
    Am richtigen Mann, wohlverstanden!
    Anders, nicht so pompös, aber um so lauter, war das Begräbnis Luigi Cabanazzi. Das Lagerorchester spielte, ein Chor sang, Pater Wegerich predigte.
    Man war völlig unter sich. Bis auf eine Abordnung der Kumpels von Emma II, die ausgelost werden mußte, folgten nur die Italiener dem Sarg Cabanazzis. Für sie war es keine Trauerfeier, sondern eher ein Volksfest, mit Musik, mit Chiantiwein, mit Tänzen und Gesängen.
    Die Leiche Pedronellis reiste, in einen Zinksarg verlötet, nach Italien, nach Sizilien. Nach der Freigabe durch die Staatsanwaltschaft hatte sich ein Anwalt gemeldet, der den Wunsch der Witwe Emma Pedronelli anmeldete, ihren Mann in heimatlicher Erde begraben zu sehen. Den Transport bezahlte die Mafia, aber das wußte niemand und es ging auch keinen etwas an. Enrico war ein Held geworden. Sein Begräbnis in Sizilien stand dem in Gelsenkirchen von Dr. Vittingsfeld in nichts nach, denn auch seinem Sarg folgten die Spitzen der Gesellschaft, weil niemand wußte, wo und wer der Kopf der ehrenwerten Gesellschaft war. Nur über den Nachfolger war man sich hier im klaren. Er hieß Mario Giovannoni und hatte den Sarg begleitet. Sein Arbeitsvertrag mit Emma II von Buschhausen war erloschen.
    Noch jemand verließ Buschhausen in diesen turbulenten Tagen.
    Dr. Pillnitz tat dies. Er verließ auch Deutschland. Das wäre nicht weiter aufregend gewesen, sondern nur verwunderlich. Was Staub aufwirbelte, war die Tatsache, daß er Veronika Sassen mitnahm. Er zwang sie nicht dazu, sie ging freiwillig mit ihm.

20
    Dem Entschluß Veronikas war eine kurze Aussprache vorausgegangen, deren Beginn Waltraud Born miterlebte, ohne zu ahnen, welche Folgen die Aussprache haben konnte. Es war nicht lange nach dem Begräbnis Luigi Cabanazzis, an einem Tag, so normal wie die meisten auf der Zeche, mit kleinen Unfällen, Verbandwechseln, Krankmeldungen, Untersuchungen, Injektionen und Bestrahlungen. Dr. Pillnitz hielt die Sprechstunde ab, als sich Veronika Sassen durch Schwester Carla Hatz melden ließ.
    Waltraud Born blickte Dr. Pillnitz fragend an. Sie erwartete Abwehr oder zumindest ein Erstaunen bei ihm zu sehen, aber es schien, als errege ihn der Besuch Veronikas überhaupt nicht, ja, als habe er heimlich damit gerechnet. »Führen Sie Frau Sassen in den Röntgenraum«, sagte er zu Schwester Carla. »Und sagen Sie ihr, daß es noch eine Weile dauern wird, bis ich zur Verfügung stehe. Erst müssen die täglichen Untersuchungen abgeschlossen sein. Der nächste bitte …«
    Ein Püttmann kam herein, den Arm geschient. Er machte ein leidendes Gesicht, aber noch ehe er etwas sagen konnte, winkte Dr. Pillnitz ab:
    »Kein Wort, lieber Schingaski! Seit sechs Wochen trägste deinen Arm in der Schiene spazieren und er wird und wird nicht besser. Sag mal, wer wickelt dir denn den ganzen Kram abends ab und morgens wieder drauf? Wenn er völlig ruhig läge, dein Knochen, wäre er längst zusammengeheilt. Mich kannste doch nicht auf'n Arm nehmen. Ich war sechs Jahre beim Kommiß, da kenne ich alle Tricks.«
    Aber so fröhlich und burschikos Dr. Pillnitz sich auch gab, Waltraud Born merkte an vielen kleinen Anzeichen, wie ihm wirklich zumute war. Seine Nervosität war zu greifen. Er war zutiefst erregt, Waltraud unterbrach deshalb nach dem sechsten Patienten die Untersuchung und winkte Schwester Carla, mit dem nächsten Bergmann zu warten.
    »Was ist los, Bernhard?« fragte sie.
    Dr. Pillnitz sah erstaunt hoch. Aber es war ein gespieltes Erstaunen. »Was soll denn los sein, schöne Kollegin?«
    »Veronika Sassen ist nebenan. Was will sie hier?«
    »Vielleicht sucht sie nach einem Rat, wie man Nymphomanie heilen kann. Leider gibt es gegen Mannstollheit keine andere Therapie, als die Rasende zu ermüden.«
    »Ihr Sarkasmus rettet Sie nicht mehr, Bernhard.« Waltraud Born setzte sich Dr. Pillnitz gegenüber auf die Schreibtischkante. Er betrachtete ihre langen, schlanken Beine und lächelte.
    »Man sollte Sie zur ›Miß Zechenärztin‹ wählen, Waltraud.«
    »Sie wissen, was Veronika von Ihnen will?«
    »Nein. Ich schwöre Ihnen –«
    »Da Sie nicht an Gott glauben, macht es Ihnen nichts aus, ihn zu lästern, indem Sie schwören.«
    »Dann schwöre ich beim Barte des Hippokrates. Ich weiß zwar nicht, ob
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