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Die-Schnaeppchenjaegerin

Die-Schnaeppchenjaegerin

Titel: Die-Schnaeppchenjaegerin
Autoren: Sophie Kinsella
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und mit der grünen Schachtel in der Hand wieder aufrichtet. Sie schiebt die Schachtel in eine dicke, edle Tragetasche mit dunkelgrünen Kordelgriffen und reicht sie mir. Ich würde am liebsten die Augen schließen vor Glück.
    Dieser Augenblick. Dieser Moment, in dem die Finger die Griffe einer glänzenden, knitterfreien Einkaufstüte umschließen und all die wunderbaren Dinge, die sich darin befinden, mir gehören. Wie lässt er sich beschreiben? Das ist wie... mehrere Tage gehungert haben und sich dann den Mund mit gebuttertem Toast voll stopfen. Wie aufwachen und sich darüber klar werden, dass Wochenende ist. Wie guter Sex. Nichts anderes hat mehr Platz im Kopf. Es ist das pure, selbstsüchtige Vergnügen.
    Ganz langsam schlendere ich - noch immer benebelt vor Freude - aus dem Laden. Ich habe ein Tuch von Denny and George. Ich habe ein Tuch von Denny and George! Ich habe »Rebecca!« Eine Männerstimme unterbricht mich in meinen Gedanken. Ich sehe auf, und mein Magen krampft sich vor Entsetzen zusammen. Luke Brandon.
    Luke Brandon steht direkt vor mir auf der Straße und betrachtet interessiert meine Dennyand-George-Tüte. Ich werde nervös. Was macht er denn hier zu Fuß auf dem Bürgersteig? Haben Leute wie er denn keinen Chauffeur? Muss er nicht bei irgendeinem unglaublich wichtigen Empfang sein?
    »Hat alles geklappt?«, fragt er mit leicht gerunzelter Stirn.
    »Was?«
    »Das mit dem Geschenk für Ihre Tante.«
    »Ach, ja«, sage ich und schlucke. »Ja, das... das hat geklappt.«
    »Ist es das?« Er deutet auf die Tüte, und ich kann spüren, dass meine Wangen feuerrot glühen.
    »Ja«, sage ich schließlich. »Ich dachte, ein... ein Tuch wäre nett.«
    »Ganz schön großzügig von Ihnen. Denny and George.« Er zieht die Augenbrauen hoch. »Ihre Tante muss eine sehr modebewusste Lady sein.«
    »Ist sie auch«, sage ich und räuspere mich. »Sie ist wahnsinnig kreativ und originell.«
    »Das glaube ich gern«, sagt Luke und hält inne. »Wie heißt sie denn?«
    Oh, Gott. Ich hätte mich auf der Stelle aus dem Staub machen sollen. Jetzt bin ich wie gelähmt. Mir fällt kein einziger Frauenname ein.
    »Ahm... Ährmintrude«, höre ich mich sagen.
    »Tante Ermintrude«, sagt Luke nachdenklich. »Na ja, wünschen Sie ihr gute Besserung von mir.«
    Er nickt mir zu und geht davon, und ich sehe ihm erstarrt nach und überlege fieberhaft, ob er mich durchschaut hat oder nicht.

3
    Kaum bin ich zur Wohnungstür herein, sieht Suze zu mir auf- und das Erste, das sie sagt, ist: »Denny and George! Becky, das ist nicht dein Ernst!«
    »Doch«, sage ich und grinse von einem Ohr zum anderen. »Ich habe mir ein Tuch gekauft.«
    »Zeigen!«, ruft Suze und pellt sich aus dem Sofa. »Zeigen, zeigen, zeigen!« Sie kommt auf mich zu und zupft an den Kordelgriffen der Tragetasche. »Ich will dein neues Tuch sehen! Nun zeig schon!«
    Genau darum hätte ich mir keine bessere Mitbewohnerin denken können als Suze. Julia, mit der ich früher zusammen gewohnt hatte, hätte jetzt nur die Stirn gerunzelt und gefragt: »Denny und wer?« Oder sie hätte gar gesagt: »Das ist aber eine Menge Geld für ein Tuch.« Suze dagegen versteht mich. Voll und ganz. Sie ist im Grunde noch schlimmer als ich.
    Aber sie kann es sich auch leisten. Obwohl sie schon fünfundzwanzig ist - wie ich -, bekommt sie immer noch Taschengeld von ihren Eltern. Sie nennen es »Zuschuss«, und so weit ich weiß, stammt das Geld aus so einer Art Treuhandgesellschaft - aber in meinen Augen ist und bleibt es Taschengeld. Außerdem haben ihre Eltern ihr zum einundzwanzigsten Geburtstag diese Wohnung in Fulham geschenkt, und seitdem wohnt sie hier, arbeitet hier und da ein bisschen und lässt es sich ansonsten gut gehen.
    Sie war eine (sehr kurze) Weile im PR-Geschäft, und just zu der Zeit habe ich sie kennen gelernt, auf einer Pressereise nach Guernsey. Sie hat übrigens für Brandon Communications gearbeitet. Ich will nicht unhöflich sein - und sie hat es ja auch selbst zugegeben - aber: Sie war die schlimmste PR-Frau, der ich je begegnet bin. Sie hatte völlig vergessen, welche Bank sie da eigentlich promoten sollte und fing an, in den höchsten Tönen von einem der Konkurrenzunternehmen zu schwärmen. Der Typ von der Bank hat immer finsterer geguckt, während die Journalisten sich alle fast in die Hose gemacht haben vor Lachen. Suze hat ganz schönen Ärger bekommen deswegen. Das war dann auch der Zeitpunkt, zu dem sie beschloss, dass PR doch nicht der richtige Beruf
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