Die-Schnaeppchenjaegerin
habe?«
»Was?« Jetzt ist es an Suze, mich anzuglotzen. »Natürlich habe ich nicht gesagt, dass du Pfeiffersches Drüsenfieber hast!«
»Hat sie sich nach meinem Bein erkundigt? Oder überhaupt nach meiner Gesundheit?«
»Nein! Sie hat nur gefragt, wo du bist. Und ich habe ihr gesagt, du bist arbeiten.«
»Suze!«, jammere ich entsetzt.
»Ja, was hätte ich denn sonst sagen sollen?«
»Du hättest sagen sollen, dass ich mit Pfeifferschem Drüsenfieber und einem gebrochenen Bein im Bett liege!«
»Na, vielen Dank für die Vorwarnung!« Suze sieht mich aus zusammengekniffenen Augen an und knotet ihre Beine zum Lotussitz zusammen. Suze hat die längsten, dünnsten, drahtigsten Beine, die ich je gesehen habe. Wenn sie schwarze Leggings anhat, sieht sie aus wie eine Spinne. »Was ist denn überhaupt das Problem?«, erkundigt sie sich. »Hast du dein Konto überzogen?«
Habe ich mein Konto überzogen?
»Nur ein bisschen.« Ich zucke mit den Schultern. »Wird sich schon wieder einrenken.«
Suze antwortet nicht, und als ich aufblicke, sehe ich, wie sie meinen Scheck zerreißt.
»Suze! Was machst du?«
»Gib mir das Geld, wenn du wieder im Plus bist«, sagt sie mit fester Stimme.
»Danke, Suze«, sage ich und nehme sie fest in den Arm. Suze ist einfach die beste Freundin, die ich jemals hatte.
Und trotzdem habe ich so ein flaues Gefühl im Magen, den ganzen Abend lang, und auch am nächsten Morgen, als ich aufwache, ist es immer noch da. Es nagt so hartnäckig an mir, dass ich mich nicht mal mit dem Gedanken an mein Dennyand-George-Tuch davon ablenken kann. Ich liege im Bett, starre an die Decke und rechne zum ersten Mal seit Monaten zusammen, wo ich eigentlich überall mit wie viel in der Kreide stehe. Also: bei der Bank, bei VISA, bei Harvey Nichols (Kundenkarte), bei Debenhams (Kundenkarte), bei Fenwicks (Kundenkarte)... und jetzt auch noch bei Suze.
Das müssten ungefähr... mal nachdenken... ungefähr sechstausend Pfund sein.
Mir wird heiß und kalt, während ich über diese Summe nachdenke. Wo zum Teufel soll ich denn sechstausend Pfund hernehmen? Ich könnte tausend Wochen lang jede Woche sechs Pfund sparen. Oder fünfhundert Wochen lang jede Woche zwölf Pfund. Oder... oder hundert Wochen lang jede Woche sechzig Pfund. Das klingt schon besser. Aber wie soll ich denn bloß sechzig Pfund pro Woche sparen, verdammt?
Ich könnte natürlich auch einen Haufen Allgemeinwissen pauken und mich bei einer Gameshow bewerben. Oder irgendetwas richtig Geniales erfinden. Oder ich könnte... im Lotto gewinnen. Bei dem Gedanken wird mir angenehm warm. Ich schließe die Augen und kuschele mich wieder unter die Decke. Lotto ist mit Abstand die beste Alternative.
Es muss ja nicht der Jackpot sein. Viel zu unwahrscheinlich. Aber einer der kleineren Preise wäre nett. Von denen gibt es doch angeblich so viele. Sagen wir, hunderttausend Pfund. Das würde mir schon reichen. Damit könnte ich alle meine Schulden begleichen, mir ein Auto kaufen und eine Wohnung...
Obwohl - vielleicht doch besser zweihunderttausend. Oder eine Viertelmillion.
Oder noch besser, einen von diesen aufgeteilten Jackpots. »Die fünf Gewinner erhalten jeweils eins Komma drei Millonen Pfund.« (Ich liebe es, wie sie immer »Eins Komma drei« sagen. Als wenn die zusätzlichen dreihunderttausend Pfund nur eine winzige, unbedeutende Summe wären. Als wenn man es gar nicht weiter bemerken würde, ob sie nun dabei ist oder nicht.)
Eins Komma drei Millionen dürften reichen. Und es ist doch nicht irgendwie habsüchtig, sich einen Jackpot teilen zu wollen, oder? Bitte, lieber Gott, denke ich, lass mich im Lotto gewinnen. Ich verspreche auch, brav zu teilen!
Auf dem Weg zu meinen Eltern mache ich also an einer Tankstelle Halt, um zwei Lottoscheine zu kaufen. Ich brauche eine halbe Stunde, bis ich mir überlegt habe, welche Zahlen ich ankreuzen soll. Ich weiß, dass die 44 oft kommt, und die 42 auch. Aber sonst? Ich kritzele ein paar Zahlenserien auf einen Zettel und betrachte sie mit zusammengekniffenen Augen. Wie würden die sich auf dem Bildschirm machen?
1 6 9 16 23 44
Nein! Fürchterlich! Wo bin ich denn mit meinen Gedanken? Erstens kommt die 1 nie. Und 6 und 9 sehen auch irgendwie komisch aus.
3 14 21 25 36 44
Schon besser. Ich kreuze die Zahlen auf dem Schein an.
5 11 18 27 28 42
Beeindruckend. Sieht doch eindeutig wie eine Glücksserie aus. Ich höre schon die Nachrichtensprecherin sagen: »Ein Spieler aus Südwestlondon hat den Jackpot von
Weitere Kostenlose Bücher