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Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag
Autoren: Garth Nix
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strammstand.
    »Was hat es mit dem ganzen Papier auf sich?«, wollte Blatt wissen, während sie die Halle durchquerten.
    Niemand antwortete, bis Arthur die Frage noch einmal stellte.
    »Das Mittlere und das Obere Haus bombardieren uns mit Verwaltungskram«, erklärte Dame Primus. »Das stellt einen wirkungsvollen Versuch dar, Kräfte zu binden und unsere Neuorganisation zu behindern. Nimm die nächste Tür links, Arthur. Nieser müsste alles für unsere Ratssitzung vorbereitet haben.«
    Die nächste Tür links war ebenfalls komplett von Papierbündeln umgeben. Sie sah ganz gewöhnlich aus, schlichtes Holz mit einem soliden Knauf aus Bronze. Arthur drehte ihn um und öffnete sie.
    Vor ihm lag ein gewaltiger Raum, vier- oder fünfmal so groß wie die Turnhalle in seiner Schule und zehnmal so hoch. Boden, Wände und Decke waren mit weißem Marmorverkleidet, der golden gemasert war, sodass sich Arthur der Eindruck aufdrängte, das protzige Badezimmer eines Riesen betreten zu haben.
    Im Zentrum dieses gigantischen Raumes befand sich ein runder Tisch, der zirka fünfunddreißig Meter im Durchmesser maß. Er schien aus Gusseisen gefertigt zu sein und war dunkelrot gestrichen. Seine Mitte war ausgespart, und um ihn herum standen hundert oder mehr gusseiserne Stühle mit hohen Rückenlehnen, die weiß gestrichen waren. Einer jedoch überragte die anderen um ein beträchtliches Stück und war aus massivem Gold oder vergoldetem Eisen gearbeitet. Der Stuhl daneben war ebenfalls größer, wenn auch nicht ganz so viel, und wechselte langsam die Farbe von Rot über Weiß zu Golden und wieder zurück.
    Nieser stand in der freien Mitte des Tisches, ein weißes Tuch über einem Ärmel seines jetzt makellos sauberen Fracks. Sein sonst so unordentliches Haar war zurückgekämmt und weiß gepudert; ein goldenes Band hielt es zusammen. Er balancierte ein silbernes Tablett mit drei Kristallbechern, in denen ein orangefarbenes Getränk schimmerte (wahrscheinlich Saft), und einem langstieligen Weinglas, das mit einer blutroten Flüssigkeit gefüllt war, von der Arthur hoffte, dass es sich bloß um Wein handelte.
    Auf den Stühlen saß niemand, aber hinter dem Tisch stand eine große Menge von Bürgern, die alle ruhig warteten. Arthur erkannte Doktor Scamandros und winkte, und dann winkte er noch einmal, als er ein Stück weiter hinten Sonnenstich in Admiralsuniform entdeckte, die er nunmehr als Mittwochs Mittag zu tragen berechtigt war und die ihm hervorragend stand, wenngleich er sich darin etwas unwohl zu fühlen schien. Bald winkte Arthur in einem fort, denn da sah er auch Japeth, den Thesaurus, und Matthias, den Versorgungsbeamten, daneben Montags Morgengrauen und Mittwochs Morgengrauen und noch einige andere von seinen vorangegangenen Abenteuern -wie Blatt sie wohl nennen würde.
    »Nehmt Eure Plätze ein«, brüllte Dame Primus, und ihre raue, tiefe Stimme ließ Blatt erschrocken zusammenfahren. »Die Sitzung soll beginnen. Susanne, du stellst bitte die Transferplatten wieder in die Porzellanvitrine zurück, bevor du dich zu uns gesellst.«
    Susi verzog das Gesicht, bedachte das Vermächtnis mit einem scheppernden Knicks und lief hinaus, wobei sie einmal kurz stehen blieb, um Dame Primus die Zunge herauszustrecken, als diese sich herumdrehte und auf den goldenen Stuhl wies.
    »Das ist dein Thron, Lord Arthur. Alle anderen werden sich entsprechend ihrem Platz in der Rangordnung setzen.«
    »Und wo sitze ich dann?«, erkundigte sich Blatt.
    »Du darfst dich hinter Arthur stellen«, erwiderte Dame Primus kühl.
    »Eigentlich finde ich, dass Blatt einen Stuhl neben mir bekommen sollte«, widersprach Arthur bestimmt. »Als Ehrengast.«
    »Sehr wohl, Sir«, sagte Nieser, und Arthur zuckte erschrocken zusammen, denn plötzlich stand der Butler hinter ihm und bot ihm einen Orangensaft an. »Ich werde einen Stuhl für Fräulein Blatt aufstellen.«
    »Ich habe eine Tagesordnung für dieses Treffen vorbereitet«, verkündete Dame Primus, während sie sich niederließ. Rot, Weiß und Gold wirbelten über ihren Stuhl, und Arthur fiel auf, dass die Rückenlehne ein paar Zentimeter wuchs, bis sie fast so hoch wie seine eigene war.
    Dame Primus klopfte mit dem Zeigefinger auf ein großes, fest eingebundenes Buch von mindestens drei- bis vierhundert Seiten, das vor ihr auf dem Tisch lag. An Arthurs Platz lag genauso ein Exemplar. Er setzte sich, zog es zu sich heran, klappte es auf und las:
    Agenda für eine Ratsversammlung zur Erörterung
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