Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag
Autoren: Garth Nix
Vom Netzwerk:
Rückzug veranlasste. Es war Dame Primus selbst. Zweieinhalb Meter groß, gekleidet in einen Armeemantel, der in Farbe und Schnitt dem des Pfeifers überraschend ähnlich war, hatte sie sich mit einem magischen Nimbus wirbelnder blauer und grüner Funken umgeben, die alle paar Sekunden bis zu fünfundzwanzig Meter weit davon schossen und Nichtlinge niederstreckten. Und dabei stand sie nur reglos da. Als sie ihre Fäuste hob, die in den Panzerhandschuhen des Zweiten Schlüssels steckten, und zusammenschlug, wurde eine große Schar Nichtlinge plötzlich in die Luft gehoben und gegen die Mauer der nächstliegenden Zweitlinien-Bastion geschmettert.
    Zum ersten Mal sah Arthur, was es wirklich bedeutete, die Schlüssel zu tragen. Er schrie auf, als Dame Primus den Dreizack des Dritten Schlüssels aus ihrem Gürtel zog und nachlässig schwenkte, denn sogleich lösten sich mehrere Hundert Nichtlinge in eine gespenstische Gischt auf, die auf einen brennenden Laufgang niederregnete und die Flammen löschte.
    »Lasst sie sich zurückziehen!«, schrie Arthur. »Lasst sie gehen!«
    Niemand konnte ihn hören. Selbst Sonnenstich, der nur ein paar Meter von ihm entfernt stand, war eifrig damit beschäftigt, den Mörsermannschaften Feuerbefehl zu geben.
    Arthur nahm den Marschallstab des Vierten Schlüssels aus seinem Gürtel und hielt ihn hoch.
    »Verstärke meine Stimme!«, sagte er. »Und wirf Licht auf das Schlachtfeld!«
    Der Marschallstab tat Letzteres zuerst. Er leuchtete bloß schwach auf, doch der neu aufgegangene Mond strahlte plötzlich heller, so hell, dass es Schatten warf.
    »Lasst die Neuen Nichtlinge sich zu ihrer Grabenlinie zurückziehen!«, befahl Arthur in normaler Lautstärke. Doch als die Worte seinen Mund verließen, wurden sie viel, viel lauter, lauter selbst als die donnernden Mörser und Kanonen. »Lasst sie gehen und stellt das Feuer ein!«
    Sein Befehl wurde sogar von dem neuen Gebirgszug zurückgeworfen, der bei Sonnenuntergang erschienen war.
    »Ein … ein … ein … ein …«
    Der helle Mond verblasste, und plötzlich herrschte Stille.
    »Sie gehen«, sagte Marschall Abenddämmerung, und in seinen Worten schwang Erleichterung mit. »Ob sie wohl wiederkommen werden?«
    »Es hängt alles vom Pfeifer ab«, meinte Arthur und klang vor lauter Erschöpfung dumpf und matt. »Aber jetzt, wo außer mir noch Dame Primus und alle vier Schlüssel hier sind, dazu unsere zusätzlichen Truppen … Ich schätze, er wird entweder Frieden schließen oder sich dorthin zurückziehen, wo er hergekommen ist, und sich auf einen neuen Versuch vorbereiten.«
    »Aber die wandernden Platten …«
    »Er hat eine Ephemeride«, sagte Arthur. »Ich habe eine Ecke davon aus der Tasche seines Mantels ragen sehen. Und wir sind nicht unbedingt in der Verfassung, sie zu verfolgen, nicht wahr?«
    Passend zu seinen Worten ließ sich Arthur zu Boden sinken und lehnte den Kopf gegen die Mauer. Viele folgten seinem Beispiel, doch Marschall Abenddämmerung blieb stehen, und Sonnenstich gab den Kanonieren Anweisung, ihre massiven, hölzernen Geschützrohre auszuwischen und zu reinigen.
    »Nur einen Moment des Friedens«, murmelte Arthur, »bevor Dame Primus hier auftaucht. Nur einen Moment des Friedens, das ist alles, was ich will …«
    Seine Stimme erstarb, und das Kinn sank ihm auf die Brust; der Schlaf hatte ihn übermannt.
    An seinem Finger glitzerte der Krokodilring im Mondlicht.
    Er war jetzt genau zur Hälfte aus reinem Gold.

Kapitel Dreisig
     
     
    Blatt wachte in Panik auf, sie war dem Ersticken nahe. Bevor ihr klar wurde, wo sie war und was ihr die Luft nahm, schoss ein Schwall klarer Flüssigkeit aus ihrer Nase und in einen Eimer, über den ihr Kopf gehalten wurde.
    »Halt still!«, ermahnte sie eine ruhige weibliche Stimme. »Das wird ungefähr fünf Minuten dauern.«
    »Eerggh, ick, eurch«, spuckte Blatt, als das Zeug nicht aufhören wollte zu fließen und so kräftig durch ihre Nase schoss, dass etwas in den Rachen gelangte und sie zum Husten brachte.
    »Du bist gerade aufgewacht«, fuhr die Stimme fort. »Du hast unter Sedierung gestanden. Diese Flüssigkeit ist ein Gemisch aus einem Agens, mit dem wir einen fremden … nun ja, Pilz aus dir herausspülen, und dem denaturierten Pilz selbst. Sobald erst einmal alles draußen ist, wird es dir wieder gut gehen.«
    »Oh isch scho schecklisch«, keuchte Blatt. Sie fühlte sich schwach und zittrig und völlig desorientiert, und ihre Nebenhöhlen taten echt weh. Sie lag in einem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher