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Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag
Autoren: Garth Nix
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Schritt auf die verbrannte Erde und hob die Flagge. Hinter ihm schloss sich die Ausfallpforte. Nach ein paar Schritten blickte er zurück nach oben. Die Zinnen der Bastion ragten fünfzehn Meter über ihm empor, und durch die Schießscharten beobachteten ihn die Soldaten.
    Arthur richtete sein Augenmerk wieder auf die feindlichen Linien und ging weiter über die von Feuerwellen verwüstete Fläche, die zwischen der Bastion und den vordersten Gräben des Feindes lag.
    »Ich hoffe, das klappt«, zischte das Vermächtnis. »Das ist eine tollkühne Aktion von dir, Lord Arthur. Ich vermute, dass die ersten drei Teile des Vermächtnisses dir nicht die guten Ratgeber gewesen sind, die sie hätten sein sollen. Wahrscheinlich sind sie aus dem Gleichgewicht geraten, weil sie nur drei von sieben Teilen sind. Mit der Hinzufügung meiner selbst werden wir zu viert sein, sodass die Karten ein wenig besser verteilt sind.«
    »Ich will, dass Sie still sind, falls es zu einem Treffen mit den neuen Nichtlingen kommt«, erklärte Arthur. »Ich will keine Unterbrechungen. Und bitte greifen Sie auch niemanden an; das Letzte, was wir gebrauchen können, ist ein vergifteter Bote.«
    »Ich kann wahlweise giftig sein oder nicht«, teilte ihm das Vermächtnis mit, »je nach Erfordernis der Situation. Ich habe sogar die Wahl bei der Art meines Giftes.«
    »Nun, dann sparen Sie Ihr Gift, bis ich etwas anderes befehle«, sagte Arthur energisch. Er sah an seiner Fahnenstange entlang. Ein Ölzweig war nicht aufzutreiben gewesen, aber auch die weiße Flagge allein müsste eigentlich eine unmissverständliche Bitte um Waffenruhe und Verhandlungen sein, dachte Arthur.
    Er hatte halb befürchtet, das Niemandsland könne eine grauenhafte Fundstätte toter Nichtlinge sein, doch waren keine Leichen, ja nicht einmal Blutspuren zu sehen. Nur eine feine, graue Asche, die zentimeterdick den Boden bedeckte und unter jedem Schritt aufstob, den er auf die Gräben zuging.

Als er etwa die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatte, fand Arthur einen Flecken aufgelockerter Erde, wo wahrscheinlich im frühen Stadium der Belagerung eine Kanonenkugel eingeschlagen war, und steckte den Stab dort in den Boden. Dann stellte er sich unter die Fahne und wartete.
    Er konnte die vordere Grabenreihe ganz genau erkennen und auch die Köpfe der Neuen Nichtlinge, die ihn aufmerksam beobachteten. Soweit ihm bekannt war, benutzten seine Gegenüber keine Musketen oder sonstige weit reichenden Waffen, dennoch kribbelte seine Haut vor Anspannung, als ob jeden Moment ein Schuss fallen oder ein Pfeil die Sehne verlassen könnte.
    Eine ganze Weile lang geschah gar nichts. Die Sonne zog ihre Bahn am Horizont und sank tiefer. Arthur fing sogar an, sich zu langweilen, was ihn überraschte. Die Neuen Nichtlinge liefen in den Gräben hin und her, trugen Leitern und anderes Kriegsgerät und schoben weiter hinten größere Belagerungsmaschinen. Aber keiner machte Anstalten, seinen Graben zu verlassen und auf ihn zuzukommen.
    Arthur hätte es beinahe verpasst, als sich schließlich etwas tat. Das Muster der Nichtlingsbewegungen veränderte sich, und jegliches Hantieren mit großem Gerät hörte auf. Auch wurde es viel stiller.
    Eine große Gestalt kletterte aus dem vordersten Graben und schritt auf Arthur zu. Ein bürgergroßer Bote in einem bauschigen gelben Armeemantel mit Napoleonhut und Stahlmaske. Er führte keine sichtbare Waffe mit sich, aber der Armeemantel konnte nahezu alles verbergen, und wahrscheinlich hatte er eine Pfeife dabei.
    Die Bote kam bis auf zwei Meter an Arthur heran und blieb stehen. Dann bedachte er ihn mit einem flüchtigen militärischen Gruß. Ohne nachzudenken, erwiderte Arthur hackenknallend und nahm Habtachtstellung ein.
    »Ihr seid höflich«, stellte der Pfeifer fest. Seine Stimme war hell und irgendwie eigenartig und ließ Arthur etwas verträumt dastehen. Er verstand nicht, wie es geschah, aber er verspürte das überwältigende Bedürfnis, dem Pfeifer in allem zuzustimmen. Er schüttelte den Kopf, um wieder klar denken zu können, und umfasste den Vierten Schlüssel fester.
    »Ich sehe, dass Ihr geschützt seid«, sagte der Pfeifer. Seine Stimme klang noch genauso, doch hatte sie nicht mehr dieselbe Wirkung. »Ich nehme an, das war zu erwarten.«
    »Warum sind Sie hier?«, fragte Arthur barsch. Im Vergleich zu dem Wohlklang des Pfeifers krächzte er wie ein Rabe. »Ich meine, warum greifen Sie die Armee an?«
    »Sollten wir uns nicht zuerst einmal miteinander
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