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Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub

Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub
Autoren: Garth Nix
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ein paar Sekunden in der Nähe des Schiffes treiben würde. Es war ein Akt vollendeter Seemannskunst von Kapitän und Crew, besonders bei diesem mächtigen Seegang.
    Durch die weiße Gischt sah Arthur zwei Tauschlingen wie Lassos herunterkommen. Die eine fiel über Blatt, die andere, klar für Arthur bestimmt, legte sich stattdessen über den linken Bettpfosten. Er krabbelte hin und wollte sie abstreifen, aber schon spannten sich beide Taue straff. Blatt schoss wie eine Rakete nach oben auf das Schiff zu.
    Das andere Seil kippte das Bett um.
    Arthur verlor den Halt und stürzte ins Meer. Er wurde über einen Meter tief in das salzige Nass gezogen und verlor sämtliche Luft. Durch den Schleier von Wasser und Gischt sah er Blatt und das Bett, die auf die Schiffsreling zusausten. Das Bett schaffte mehrere Meter, dann rutschte die Schlinge ab, und es fiel trudelnd ins Wasser.
    Arthur strampelte, so gut es mit einem unbeweglichen Bein ging, griff mit den Armen aus und bemühte sich verzweifelt, an die Oberfläche und zum Schiff zu kommen. Aber als er endlich aus dem Meer auftauchte und einen halben Atemzug sprühwassergetränkter Luft erhaschte, war der Dreimaster schon mindestens fünfzig Meter entfernt und glitt schräg eine Welle hinauf, wobei er sich schneller als das Wasser selbst bewegte. Unter Arthurs Blicken entfalteten sich neue Segel und wölbten sich im Wind, sodass das Schiff noch mehr an Fahrt aufnahm.
    Das Bett war viel näher, vielleicht nur zehn Meter entfernt. Es war jetzt seine einzige Chance. Arthur begann, wild darauf zuzuschwimmen. Er spürte schon, wie sich seine Lunge zusammenzog und der Asthmaanfall nahte. Er würde höchstens noch ein paar Minuten schwimmen können. Panisch legte er all seine Energie in den verzweifelten Versuch, zum Bett zu gelangen, während dieses seinen Aufstieg auf der folgenden Welle begann.
    Er schaffte es um Haaresbreite und erwischte den Zipfel einer Decke, die sich in den Stangen am Bettende verfangen hatte und wie der Schwanz eines Papierdrachens nachgezogen wurde. Arthur hangelte sich fieberhaft daran entlang und hoffte inständig, dass sie sich nicht löste.
    Nach einem Kampf, der seine letzten Kräfte aufzehrte, gelang es ihm, sich auf die Matratze zu schwingen und mit den Armen in den Stangen zu verkeilen.
    So blieb er zitternd liegen, während das Atmen immer schwieriger wurde. Das bedeutete, dass er nicht im Haus war. Dieses Meer befand sich irgendwo in den Sekundären Reichen.
    Wo es auch sein mag, ich werde wahrscheinlich hier sterben, dachte Arthur, von Kälte und Atemnot bereits benebelt.
    Aber er hatte nicht vor, widerstandslos unterzugehen. Er zog den rechten Arm aus dem Bettgestänge und presste die Hand an die Brust. Vielleicht war da ja noch ein letzter Rest von der Macht des Ersten Schlüssels oder sogar des Zweiten Schlüssels.
    »Atmen«, flüsterte Arthur. »Befreie meine Lunge. Lass mich atmen!«
    Gleichzeitig versuchte er, der Panik Einhalt zu gebieten, die seinen Körper gepackt hatte. Wieder und wieder befahl er sich, Ruhe zu bewahren. Mach langsam. Reg dich nicht auf!
    Ob noch etwas Macht in seiner Hand war oder ob es seinen Bemühungen, ruhig zu bleiben, zu verdanken war, Arthur merkte jedenfalls, dass er zwar noch nicht richtig atmen konnte, es aber auch nicht schlimmer wurde. Er machte sich daran, seine Lage abzuschätzen.
    Auf dem Bett ist es gar nicht so übel, sagte er sich. Es schwimmt. Und selbst nasse Decken werden mir helfen, mich warm zu halten.
    Er sah an der Welle hinauf, auf der das Bett schwamm. Vielleicht hatte er sich schon ein bisschen an diese gewaltigen Brecher gewöhnt, oder er konnte sich einfach nicht noch mehr fürchten, jedenfalls schien sie ein wenig kleiner und am Kamm weniger überstürzend zu sein als die vorigen. Er fand sie zwar beängstigend, aber nicht mehr so bedrohlich.
    Er überlegte, was er sonst noch hatte. Er trug einen Krankenhausschlafanzug und einen Morgenmantel, die beide nicht besonders nützlich waren. Der Verband an seinem Bein machte den Eindruck, als ob er bereits in der Auflösung begriffen sei, und tief im Knochen pochte ein dumpfer Schmerz. Die immateriellen Stiefel hielten seine Füße warm, aber ihm fiel nichts ein, wozu sie sonst noch dienen könnten. Außer diesen Dingen war da noch –
    Der Atlas! Und die Scheibe aus Fischbein!
    Arthur fasste hektisch an seine Pyjamatasche und dann an die provisorische Kette aus Zahnseideschnüren, die er für die Fischbeinscheibe geflochten hatte. Der Atlas
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