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Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub

Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub
Autoren: Garth Nix
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wenn auch die Fliegende Gottesanbeterin nur mit acht einsatzbereiten Kanonen bestückt war statt der vollen Stärke von sechzehn. Funktionierende Kanonen und Schießpulver waren im Haus nur sehr schwer erhältlich und enthielten immer gefährliche Nichtskörnchen. Seit dem Sturz von Grimmigem Dienstag vor vierzehn Monaten waren die Pulvervorräte äußerst knapp bemessen, und manche behaupteten, der mysteriöse Lord Arthur, der jetzt sowohl über das Untere Haus wie auch über die Fernen Weiten herrschte, horte das Pulver für den Krieg.
    Während die Kanonen schon mit ihren kreischenden Rädern über das Batteriedeck rumpelten, stieg Kapitän Schwell aufs Quarterdeck. Er war ein sehr großer Bürger, selbst in Strümpfen, der stets die Paradeuniform eines Admirals aus einem kleinen Land einer kleinen Welt in einem abgelegenen Winkel der Sekundären Reiche trug. Sie war türkisblau, an der Taille sehr eng abgenäht und hatte enorme Tressen auf Schultern und Manschetten. Demzufolge erstrahlte Kapitän Schwell sogar noch heller als die grünen Segel seines Schiffes.
    »Was gibt es, Mister Pfännchen?«, fragte Schwell seinen Ersten Offizier, einen Bürger, der so groß wie er, aber beträchtlich weniger gut aussehend war. Irgendwann einmal hatte Pfännchen bei einer nichtsversetzten Explosion das Haupthaar und ein Ohr verloren, und sein kahler Schädel war von Narben zerfurcht. Manchmal trug er eine lila Wollmütze, aber die Crew behauptete, dass er damit nur noch schlimmer aussehe.
    »Mysteriöses Tauchboot nähert sich von Backbord«, meldete Pfännchen und reichte dem Kapitän sein Perspektiv. »Etwa vierzig Fuß lang nach meiner Schätzung. Macht sehr schnelle Fahrt. Vielleicht fünfzig Knoten.«
    »Ich sehe es«, sagte der Kapitän, der das Fernrohr ausgezogen und ans Auge geführt hatte. »Ich denke, das muss … ja. Mylady hat uns einen Boten geschickt. Lasst die Männer ihren Dienst beenden, Mister Pfännchen, und ordnet ein Seitepfeifen an, um unseren illustren Gast willkommen zu heißen. Oh, und sagt Albert, er soll mir meine Stiefel bringen.«
    Mister Pfännchen brüllte Befehle, während Kapitän Schwell sein Fernrohr erneut auf den Umriss im Wasser richtete. Durch die starke Linse konnte er deutlich eine mattgoldene, zigarrenähnliche Form erkennen, die sich unter Wasser auf das Schiff zuschob. Im ersten Moment war es unklar, was sie so schnell antrieb. Dann entfalteten sich die riesigen gelbgoldenen Schwingen plötzlich vor ihr und stießen mit Macht zurück, wodurch das Wesen wie ein Pfeil vorwärtsschoss und das Wasser dahinter brodelnd aufschäumte.
    »Gleich taucht sie auf«, raunte ein Matrose dem Steuermann zu. »Du wirst sehen!«
    Er behielt Recht. Die Flügel des Wesens durchbrachen die Oberfläche und schlugen in der Luft weiter. Mit einem atemberaubenden Sprung aus weißer Gischt katapultierte sich das Monstrum bis über den Großtopp. Wasser versprühend umkreiste es das Schiff und sank langsam Richtung Quarterdeck.
    Zunächst sah es wie ein goldener, geflügelter Hai aus, ganz geschmeidige Bewegung und furchterregender, zähnestrotzender Rachen. Aber während es kreiste, schrumpfte es. Sein zigarrenförmiger Körper wölbte und veränderte sich; der goldene Glanz verblasste unter dem Vormarsch anderer Farben. Es nahm eine menschenähnliche Gestalt an, wenngleich es die goldenen Flügel behielt.
    Dann, als seine Schwingen aufhörten zu schlagen und es endgültig einen Fuß auf Deck setzte, wurde es zu einer wunderschönen Frau. Allerdings wusste jeder bis zum Schiffsjungen, dass sie in Wirklichkeit eine hochrangige Bürgerin war. Sie trug ein Reitgewand aus pfirsichfarbenem Samt mit rubinroten Knöpfen und Reitstiefel aus Haifischhaut, komplett mit vergoldeten Sporen. Ihr strohblondes Haar wurde von einem Haarnetz aus Silberdrähten gebändigt, und die Reitgerte, mit der sie sich nervös an die Hüfte tippte, war aus dem spitz zulaufenden Schwanz eines Albino-Alligators gefertigt.

       »Kapitän Schwell.«
    »Mittwochs Morgengrauen«, erwiderte der Kapitän und neigte den Kopf, während er einen bestrumpften Fuß vorschob. Albert, der etwas zu spät eintraf, schlitterte übers Deck und versuchte eilends, den angebotenen Fuß in den Stiefel zu stecken, den er in der Hand hielt.
    »Nicht jetzt!«, zischte Pfännchen und zerrte den Jungen am Genick zurück.
    Der Kapitän und Mittwochs Morgengrauen ignorierten den Knaben wie den Ersten Offizier. Gemeinsam schritten sie zur Reling und blickten
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