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Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag

Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag
Autoren: Garth Nix
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Panik stieg in ihm auf, aber Arthur bezwang sie, als er merkte, dass er die Medizin nicht wirklich brauchte. Er atmete zwar nicht so leicht und unbeschwert wie im Haus, aber seine Lunge war auch nicht völlig blockiert. In seiner Atmung lag ein Stocken, und seine Lunge schien Schlagseite zu haben, als ob mehr Luft in den linken Flügel strömen würde. Aber es ging ihm gut.
    Eric parkte das Auto nicht, sondern ließ es einfach vor der Eingangstür stehen. Sie sprangen beide heraus und rannten hoch. Sie trafen Bob und Michaeli an der Tür; die waren gerade auf dem Weg nach unten, um nachzusehen, wer da war. Nach hastigen Umarmungen begaben sich alle in Bobs Studio. Wo immer sie gewohnt hatten, das Studio war der Ort für Familienkonferenzen und wichtige Ereignisse gewesen.
    »Emily geht es gut«, war das Erste, was Bob sagte. »Aber das hier ist richtig übel. Eine echte Epidemie. Sie wissen nicht, was es ist, woher es kommt, und noch nicht einmal, was es anrichten kann.«
    »Mama wird es herausfinden«, sagte Michaeli, und Eric nickte zuversichtlich.
    Bob bemerkte, dass Arthur nicht nickte. Er streckte die Hand aus und klopfte seinem jüngsten Sohn auf die Schulter. »Ihr wird nichts passieren«, tröstete er ihn. »Uns allen wird nichts passieren.«
    »Ja«, meinte Arthur. Er berührte seine Tasche. War um, warum nur hatte er nicht etwas verlangt, das die Seuche sofort beendete? Alles Mögliche konnte in den nächsten zehn Stunden passieren. Er konnte selbst die Schlafseu che bekommen und einschlafen.

K APITEL N EUNUNDZWANZIG
     

     
    D
    ie nächsten zehn Stunden waren die längsten in Arthurs Leben. Eine Weile verbrachte er im Studio und hörte Bob zu, der immer wieder dieselbe Melodie auf dem Klavier spielte. Dann sah er sich mit Michaeli die Nachrichten im Fernsehen an, aber nur kurz, weil er es nicht ertragen konnte, von den vielen neuen Fällen zu hören oder von den Versuchen, die Quarantäne zu durchbrechen. Und zu jeder vollen Stunde starben einige Patienten. Es waren bis jetzt nur sehr alte Menschen, aber das war kein Trost für Arthur; er fühlte sich verantwortlich für ihren Tod.
    Schließlich zog er sich auf sein Zimmer zurück und legte sich auf sein Bett. Das rote Lackkästchen stand auf seinem Schreibtisch, und daneben lag der Atlas. Arthur verspürte nicht einmal die leiseste Lust, darin zu blättern; stattdessen betrachtete er den Nachtfeger, den er sich auf die Hand gesetzt hatte. Das Pferdchen stand die meiste Zeit still, aber ab und zu ging es ein paar Schritte oder senkte den Kopf, um an Arthurs Fingern zu knabbern.
    Irgendwann, ohne es zu wollen, schlief Arthur ein. Eben noch hellwach gewesen, merkte er plötzlich, dass er eingeschlafen war.
    Eingeschlafen! In seinem Kopf schrillten sämtliche Alarmsirenen, während er darum kämpfte, wach zu werden.
    Wenn ich nun Mitternacht verpasst habe? Wenn ich noch einen ganzen Tag bis morgen Nacht warten muss? Noch mehr Menschen werden sterben! Mama könnte sterben!
    Arthur wachte schreiend und um sich schlagend auf. Es war stockdunkel bis auf das Leuchten seines Digitalweckers. Er stierte mit schlafverklebten Augen darauf:
    11:56! Es war noch Zeit!
    Dann ereilte ihn der nächste Schreck: Er steckte unter einer Decke! Bob musste ihn schlafend vorgefunden und zugedeckt haben. Der Nachtfeger war nirgends zu sehen!
    Arthur schwang sich aus dem Bett und knipste jedes Licht im Zimmer an. Dann riss er die Decke vom Bett – der Nachtfeger musste irgendwo sein!
    Und wenn Bob ihn mit nach unten genommen hatte? Oder wenn Michaeli es gewesen war, der …
    Dann sah er ihn; der Nachtfeger stand auf dem roten Lackkästchen, tänzelnd, ungeduldig darauf wartend, sich an seine Arbeit machen zu können.
    Arthur entschlüpfte der längste Seufzer seines Lebens; er langte hinüber und hob das winzige Pferd auf. Es bäumte sich in seiner Hand auf und wieherte aufgeregt.
    Er brachte es zum Fenster. Als er den Rahmen hochschob, war es kaum noch zu halten.
    »Vorwärts«, sagte Arthur leise und öffnete die Hand.
    Das schwarze Pferd sprang in die Nacht. Arthur sah, wie es wuchs, während es in den Himmel flog. Wuchs und wuchs und wuchs, bis allein seine Hufe größer als ihr Haus waren. Es wieherte, und sein Wiehern war wie Donner, ließ die Fensterscheiben erzittern und das ganze Haus erbeben. Es kreiste einmal hoch oben in der Luft und stürzte sich dann herab; aus seinen geblähten Nüstern strömten schwere, kalte Windböen.
    Der Wind blies Arthur aufs Bett zurück. Er
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