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Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag

Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag
Autoren: Garth Nix
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nicht. Alle sahen es an, als es mindestens eine Minute lang wie ein Verrückter auf dem Rasen hin und her hüpfte. Schließlich hörte es auf damit und kniete sich zu Arthurs Füßen nieder.
    »Ich werde dein Verwalter des Unteren Hauses sein«, quakte das Vermächtnis.
    Ein einzelner spitzer, schwarzer Buchstabe sickerte durch die Haut des Frosches, gefolgt von einem zweiten, dann ein weiterer, bis ein ganzer Satz auf dem Gras lag. Mehr Wörter folgten und mehr Sätze, als ob sich eine Rolle abspulte. Die Worte begannen zu taumeln und sich um die eigene Achse zu drehen und erhoben sich schließlich in die Luft. Mehr und mehr Buchstaben vereinigten sich mit ihnen und schwirrten hin und her mit Tönen wie von Harfenspiel. Leise Trompeten fielen ein, als sich die Buchstaben zu Gruppen ordneten und diese untereinander tauschten, wodurch sich ständig neue Kombinationen ergaben.
    Dann blieben die Buchstaben alle mitten in der Luft stehen: Sie bildeten den Umriss einer großen, menschen ähnlichen Gestalt. Die Trompeten schmetterten, und weißes Licht blitzte auf, das alle einen Augenblick lang blendete.
    Arthur blinzelte zweimal. Mit dem Lichtblitz war aus den Worten des Vermächtnisses eine Frau geworden. Eine große geflügelte Frau in einem schlichten blauen Kleid, das von ihren geschwungenen und glänzenden silbernen Flügeln zur Unscheinbarkeit verdammt wurde. Sie war weder jung noch alt und eher imposant als schön, hatte ernste dunkle Augenbrauen, eine ziemlich lange Nase und straff nach hinten gekämmter, platinblonde Haare. Ihre Stirn lag in Falten, die entweder von Zorn oder von Nachdenklichkeit hervorgerufen wurden. Sie bückte sich, hob den Jadefrosch auf und steckte ihn in ein kleines spitzenbesetztes Ridikül, das sie in der linken Hand trug.
    »Ich werde eine Brosche daraus fertigen lassen. Er hat mir gute Dienste geleistet.«
    Die Stimme des Vermächtnisses war anfangs klar und harmonisch, ging dann aber verwirrenderweise in das tiefe Schnarren über, das es als Frosch benutzt hatte.
    Das Vermächtnis knickste vor Arthur. Er erwiderte mit einer Verbeugung und war plötzlich viel nervöser. Es war leichter gewesen, mit dem Vermächtnis in Froschgestalt zu verhandeln.
    »Ich werde dein Verwalter sein«, wiederholte das Vermächtnis. »Aber wer soll dein … unser … Morgengrauen, Mittag und Abenddämmerung sein?«
    »Abenddämmerung«, sagte Arthur langsam, »wollen Sie Ihre Stellung behalten?«
    »Nein, Mylord«, antwortete er. Er lächelte und verbeugte sich. »Ich möchte aus dem Schatten treten und in der Sonne stehen, um Euch und Eurem Verwalter entwe der als Morgengrauen oder Mittag zu dienen. Viele mei ner Mitternächtlichen Besucher wünschen sich ebenfalls eine andere Anstellung, falls Ihr das für angebracht haltet. Sie beginnen, ihrer schwarzen Kleidung überdrüssig zu werden.«
    »Dann sollen Sie Mittag sein«, bestimmte Arthur. Er sah zum Vermächtnis und fügte nervös hinzu: »Und wenn es Ihnen recht ist, Vermächtnis, dann soll der alte Mittag der neue Abenddämmerung sein.«
    »Hm!«, rief die imposante Dame aus. Ihre Zunge war immer noch grün, bemerkte Arthur. Blassgrüner feiner Jade. »Auf Probe! Ich werde alle sorgfältig im Auge behalten! Was ist mit Morgengrauen?«
    »Ich schätze, sie kann ihre Stelle auch behalten, für den Moment jedenfalls«, meinte Arthur langsam. Mor gengrauen schenkte ihm ein dankbares Lächeln und einen sehr tiefen Hofknicks, der kleine Sonnenstrahlen über den Rasen tanzen ließ. »Aber eine weitere Ernennung möchte ich noch vornehmen. Kann Mittag einen Assistenten haben?«
    »Selbstverständlich«, antwortete der alte Abenddämmerung, jetzt der neue Mittag.
    Arthur wandte sich an Susi.
    »Ich weiß, dass du nicht zurückkehren kannst«, sagte er stockend. »Es tut mir leid … es tut mir sehr leid, dass ich das nicht ändern kann. Aber du brauchst keine Tin tenbefüllerin mehr zu sein. Möchtest du Mittags Assistentin werden? Dann kannst du den anderen Kindern helfen, die der Pfeifer hierhergebracht hat, und auch ganz allgemein auf die Dinge ein Auge haben. Ein sterbliches Auge.«
    Susi sah zu Boden und scharrte mit dem Fuß über die Erde.
    »Das würde mich zu Montags Morgentee oder so etwas Idiotischem machen, nicht wahr?«, sagte sie barsch. »Schätze, ich kann’s mal versuchen.«
    »Der Posten heißt Terz, die Stunde auf halber Strecke zwischen Morgengrauen und Mittag«, psalmodierte das Vermächtnis. »Montags Morgentee fürwahr!«
    »Montags
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