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Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag

Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag
Autoren: Garth Nix
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Terz«, wiederholte Susi leise. Sie schniefte und wischte sich mit dem Ärmel über Nase und Gesicht, bevor sie Arthur wieder ansah.
    »Ich hoffe, dass es deiner Familie … dass es ihnen allen … du weißt schon … gut geht.«
    Sie trat schnell auf ihn zu und umarmte ihn verlegen. Bevor Arthur die Umarmung erwidern konnte, hatte sie ihn losgelassen und sich zurückgezogen; sie stand bei Morgengrauen, Mittag und Abenddämmerung.
    »Muss ich sonst noch etwas tun?«, fragte Arthur das Vermächtnis ruhig. »Kann ich jetzt zurückkehren?«
    »Du musst mir den Gebrauch des Schlüssels gewähren«, sagte das Vermächtnis. »Es ist recht einfach. Du reichst ihn mir mit dem Heft zuerst und wiederholst ein paar Worte.«
    Arthur zog den Schlüssel aus dem Gras. Er fühlte sich gut in seiner Hand an. Richtig. Als ob er dorthin gehörte. Er konnte spüren, wie er Kraft in ihn verströmte und ihm Stärke verlieh. Es wäre so leicht, ihn zu behalten. Wahrhaftig Herrscher zu sein und sich nicht um die kleinlichen Belange der Sekundären Reiche zu kümmern …
    Arthur erschauderte und drehte den Schlüssel schnell um; er hielt ihn an der Klinge und streckte ihn dem Vermächtnis entgegen, das ihn nahm.
    »Jetzt wiederhole: ›Ich, Arthur, Herrscher des Unteren Hauses und Träger des Ersten und Geringsten der Sieben Schlüssel zum Königreich …‹«
    Arthur wiederholte die Worte dumpf. Er fühlte sich erschöpft; gezeichnet von seiner Schlacht mit Montag, von allem.
    »›Ich übertrage meinem treuen Diener, dem Ersten Teil des Großen Vermächtnisses der Architektin, all mei ne Kräfte, Besitztümer und Zugehörigkeiten, damit er in meinem Namen von ihnen Gebrauch mache als Verwal ter, bis zu der Zeit, da ich sie erneut für mich beanspruchen werde.‹«
    Arthur leierte die Worte so schnell er konnte herunter und kämpfte unterdessen gegen das Verlangen an, den Schlüssel wieder an sich zu reißen. Als er ihn schließlich losließ, wäre er hingefallen, wenn ihn das Vermächtnis nicht mit einem kräftigen Arm aufgefangen hätte.
    »Nach Hause«, flüsterte Arthur, »ich will nach Hause.«

K APITEL A CHTUNDZWANZIG
     

     
    I
    ch bin immer noch nicht sicher, ob ich zustimme«, sagte das Vermächtnis. »Nieser, befindet sich Sieben Zifferblätter noch im Tagraum, oder wurde es verlegt?«
    »Ich glaube, es ist noch dort, Mylady«, antwortete Nieser. Der Butler hatte eine rasante Veränderung durchgemacht und war jetzt viel sauberer und sorgfältiger gekleidet. Seine Handschuhe waren fleckenlos, ohne Löcher und weiß. Seine Zähne waren nicht mehr gelb und krumm, und die geplatzten Äderchen auf seiner Nase waren verschwunden.
    »Es gibt hauptsächlich zwei Wege, um die Sekundären Reiche vom Unteren Haus aus zu betreten«, erklärte das Vermächtnis Arthur. »Sieben Zifferblätter ist gewiss der einfachste, wenn man weiß, wie man die Zeiger stellen muss. Der andere ist selbstverständlich die Tür.«
    »Ich will nicht noch einmal durch diese dunkle Leere gehen«, sagte Arthur und dachte zurück an Montags Entree.
    »Oh, das müsstest du nicht«, entgegnete das Vermächtnis, wobei seine Stimme Arthur einmal mehr verwirrte, weil sie sich nicht zwischen dem melodischen Tonfall einer Frau und dem Frosch-im-Hals-Schnarren entscheiden konnte. »Du würdest den ganzen Weg durch die Vordertür gehen. Doch diese wird jetzt sicher viel sorgfältiger von den Morgigen Tagen bewacht, und es wäre klüger, deren Aufmerksamkeit so lange wie möglich nicht auf sich zu lenken. Deshalb denke ich, dass Sieben Zifferblätter die beste Lösung ist. Komm mit!«
    Arthur nickte und gähnte. Als er sich umdrehte, um sich zu verabschieden, in erster Linie von Susi, stellte er überrascht fest, dass alle auf dem Gras niedergekniet waren.
    »Auf Wiedersehen!«, rief Arthur. Nach einem kurzen Zögern verbeugte er sich. Alle neigten den Kopf und blieben auf einem Knie. Arthur wurde das Herz schwer; so wollte er sich nicht verabschieden. Dann sah er, dass Susi den Kopf hob; sie winkte und lächelte und verdrehte die Augen wegen der Gesellschaft, in der sie sich befand.
    »Auf Wiedersehen, Montags Terz«, sagte Arthur leise.
    »Bis dann«, antwortete Susi. »Nimm dich vor diesen Morgigen Tagen in Acht!«
    »Lebt wohl, ihr alle!«
    »Lebt wohl, Sir!«, riefen Morgengrauen, Mittag und Abenddämmerung und alle hinter ihnen versammelten Bürger im Chor.
    Arthur winkte noch einmal, dann drehte er sich um und folgte dem Vermächtnis durch die Tür in Montags Tagraum.
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