Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schlimmsten Dinge passieren immer am Morgen

Die schlimmsten Dinge passieren immer am Morgen

Titel: Die schlimmsten Dinge passieren immer am Morgen
Autoren: Wolfgang Brenner
Vom Netzwerk:
riesiger Gorilla aus dem Dschungel packte mich, riss mich in die Büsche und …«
    »Pfeifenberger, ich kann’s mir denken. Bitte, es ist schon spät!«
    »Aber ich war doch noch gar nicht fertig. Kommt also der Gorilla aus dem Dschungel, sagt die Blondine, reißt mich in die Büsche und nimmt mich gleich vier Mal …«
    »Pfeifenberger, ich lege jetzt auf.«
    »Ach, übrigens, wenn meine Frau dich fragt, wo ich vorgestern war: mit dir in der Sauna!«
    »Nein!«
    »Was heißt denn ›nein‹?«
    »Ich lüge nicht mehr für dich.«
    »Carola macht mir die Hölle heiß, wenn sie erfährt, dass ich nicht mit dir sondern mit der Bodybuilderin aus Darmstadt erst in der Sauna und dann bei ihr zu Hause war …«
    »Mit der Bodybuilderin aus Darmstadt?«, fragte Schmalenbach bitter.
    Elke schüttelte angewidert den Kopf.
    »Klar. Seit langem mal wieder. Und ich kann dir sagen: Sie ist immer noch so gut drauf wie früher. Bodymäßig, meine ich.«
    Schmalenbach hatte einen Kloß im Hals. »Schämst du dich denn gar nicht? Du hast eine Familie. Kinder. Eine Frau, die sich für dich aufopfert …«
    »Hehehe! Kann es sein, dass du mal wieder eifersüchtig auf den großen Pfeifenberger bist? Kann es sein, dass du deshalb einen auf Moral machst? Oder hört Elke etwa zu?«
    »Ich finde, du benimmst dich schäbig«, sagte Schmalenbach mit einem Seitenblick auf Elke, die zufrieden nickte.
    »Ich bin einer, der sich nimmt, was er will«, tönte Pfeifenberger. »Und du bist ein Feigling. Frauen spüren das.«
    Schmalenbach legte auf.
    »Er wollte also mit dir in die Sauna gehen?«, sagte Elke später. »Wirst schon sehen, was passiert. Wenn sich ganz Frankfurt hinter vorgehaltener Hand von deiner Phimose erzählt.«
    »Phimose? Spinnst du? Ich habe doch keine Phimose.«
    »Meinst du, das interessiert deinen feinen Freund Pfeifenberger? Der würde auch erzählen, dass du über und über tätowiert bist, mit lauter splitternackten Knaben.«
    Schmalenbach wurde übel bei dem Gedanken. In dieser Nacht tat er kein Auge zu. Er zermarterte sich das Hirn. Morgens gegen halb sieben fällte er einen Entschluss: Er würde sich von Pfeifenberger trennen. Das war er sich und seinem Ruf schuldig. Ein übermenschlicher Druck fiel von ihm ab – und er konnte endlich einschlafen. Doch da klingelte der Wecker.
    »Hast du dich schon mal von einer Freundin getrennt?«, fragte Schmalenbach Elke.
    »Ich trenne mich ständig von irgendwelchen Freundinnen. Meistens aus nichtigen Gründen.«
    »Aber so ein alter Freund, das ist doch ein Stück von einem selbst«, jammerte Schmalenbach.
    »Du musst ihm, wenn du ihm das nächste Mal begegnest, nur die kalte Schulter zeigen«, riet Elke. »Dann ist es wichtig, dass du seine Anrufe auf deinem Anrufbeantworter sofort löschst und unter keinen Umständen zurückrufst. Seine Briefe und Karten schmeißt du einfach weg. Die ganze Prozedur dauert vielleicht sechs bis acht Wochen, dann bist du den Parasiten los.«
    Schmalenbach kamen die Tränen, wenn er daran dachte. Aber er hatte den Entschluss gefasst – und würde es tun. Abends ging er mit zitternden Knien ins »Promi«. Pfeifenberger saß an seinem Platz und unterhielt sich mit Elvira. Seine Hand lag natürlich auf ihrem Knie. Schmalenbach konnte nicht hinsehen, es widerte ihn an, wie Pfeifenberger mit Frauen umging. Schmalenbach stellte sich an die Theke und orderte bei Dieter ein Bier.
    Elvira schrie spitz auf. Hoffentlich knallte sie ihm eine. Nein, sie fiel ihm um den Hals und lachte. Sie schüttete sich aus vor Lachen. Vor lauter Lachen sah sie Schmalenbach nicht, als sie zur Theke kam und Dieter fragte: »Hast du Pfeifenbergers neuesten Blondinenwitz schon gehört? Irre!«
    Natürlich musste Dieter sofort an Pfeifenbergers Tisch. Jetzt saßen sie schon zu viert um ihn herum – und Pfeifenberger führte das große Wort. »Kommt also der Gorilla aus dem Dschungel, reißt mich in die Büsche und nimmt mich gleich viel Mal hintereinander …«
    Die Kerle klopften sich vor Vergnügen auf die Oberschenkel. Noch niemals zuvor hatte Schmalenbach sich in seiner Stammkneipe so fremd gefühlt. Elke hatte Recht: Er entwickelte sich weiter, er wurde reifer. Pfeifenberger und Konsorten waren kein Umgang mehr für ihn.
    »Zahlen!«, rief Schmalenbach. Niemand reagierte. Alle grölten sie vor Vergnügen.
    Germersheimer kam herein. Er stellte sich neben Schmalenbach an die Theke und seufzte. »Ich habe eben Golo Manns Wallenstein zum siebenundvierzigsten Mal
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher