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Die schlafende Armee

Die schlafende Armee

Titel: Die schlafende Armee
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Arrest. Behandeln Sie sie mit dem nötigen Respekt - aber sie dürfen ihre Räume nicht verlassen.« Charity starrte Krämer fassungslos an. »Ich hoffe, Sie bedauern diese Entscheidung nicht noch, Krämer.« »Das hoffe ich auch«, antwortete Krämer. Als Charity sich erhob, begannen überall in der Station die Alarmsirenen zu heulen. Krämer fuhr zusammen und blickte erschrocken auf die Monitorwand hinter sich. Auf den Bildschirmen war nichts Außergewöhnliches zu erkennen, aber in der gleichen Sekunde summte das Telefon. Krämer riß den Hörer von der Gabel, lauschte einen Moment, und plötzlich erbleichte er. Die Bewegung, mit der er nach einigen Sekunden den Hörer wieder einhängte, war von erzwungener Ruhe. »Was ist passiert?« fragte Charity. »Etwas, das vielleicht sogar Sie davon überzeugen wird, daß wir uns in Gefahr befinden«, antwortete Krämer. Seine Stimme zitterte leicht. »Wir haben den Kontakt zu allen unseren Außenstationen verloren.«

Kapitel 17
    Die Stille fiel ihm auf. Er war noch nie zuvor hiergewesen, aber es war nicht das erste Nest, das er sah. Er hatte die Berichte über das, was in den vergangenen achtundvierzig Stunden passiert war, aufmerksam studiert. Der Platz und das Gebäude hätten vor Jared und Dienern nur so wimmeln müssen. Er hatte das Pfeifen und Klicken Tausender Insektenstimmen und das Starten und Landen von Gleitern erwartet und die aggressive Nervosität eines Nestes, dessen Königin im Sterben lag. Statt dessen schlug ihm eine unheimliche Ruhe entgegen. Der riesige Platz vor der Kathedrale bot einen Anblick der Verwüstung. In zahllosen Explosionskratern lagen tote Jared und die Kadaver von Ameisenkriegern. Auch die Kathedrale selbst war in Mitleidenschaft gezogen. Ein großer Teil des Daches war eingestürzt. Aber so schrecklich dieser Anblick war, die Stille, die über allem lastete, war schlimmer. Nirgendwo war auch nur eine Spur von Leben zu entdecken. Nicht einmal Aasfresser waren gekommen, um über die Leichen herzufallen. Stone sah Luzifer alarmiert an. Auch der Moroni wirkte angespannt, fast nervös. Stones Blick tastete über die reglosen Gestalten der Jared und über das ausgeglühte Schiffswrack. Für einen Moment spürte selbst er Angst. Sie war so intensiv, daß er beinahe zum Schiff zurückgerannt wäre. Gleichzeitig fühlte er, daß er vor der Gefahr, die er spürte, nicht weglaufen konnte. Mit klopfendem Herzen ging Stone weiter und zögerte noch einmal, ehe er mit kleinen, mühsamen Schritten die Treppe zum Portal hinaufging. Drinnen angekommen, blieb er einen Moment mit geschlossenen Augen stehen, um sich an das Dämmerlicht zu gewöhnen. Als er die Lider wieder hob, bot sich ihm ein Anblick völliger Zerstörung. Was noch vor wenigen Tagen ein intaktes Nest gewesen war, der Ursprung eines neuen Volkes, war zerrissen und ausgebrannt. Hunderte von aufgeplatzten Eiern lagen auf dem Boden, dazwischen Dutzende von Jared und reglosen Ameisen.  Aber die Königin lebte. Stone hielt erschrocken den Atem an, als er die schweren Verletzungen sah, die sie davongetragen hatte. Doch in ihren riesigen, schimmernden Facettenaugen glühte noch immer jenes unheimliche Feuer, das Stone jedes Mal aufs neue erschauern ließ, wenn er einer dieser gigantischen Kreaturen gegenüberstand. Und im gleichen Moment, als hätte sie seine Schritte gehört, hob sie den Kopf und starrte ihn an. Die Bewegung brach den Bann, der für einen Moment von Stone Besitz ergriffen hatte. Er ging weiter und gewahrte erst jetzt die beiden riesigen, weiß schimmernden Ameisengestalten, die neben dem verstümmelten Leib der Königin standen. Der Anblick überraschte ihn. Ärgerlich wandte er sich zu Luzifer um. »Wieso hast du mir nicht gesagt, daß die Inspektoren hier sind?« »Ich wußte es nicht«, antwortete Luzifer.>> Stone blickte ihn einen Herzschlag lang fast haßerfüllt an und schüttelte zornig den Kopf, als Luzifer ihm folgen wollte. Der Moroni zog sich lautlos zurück, während Stone weiterging. Innerlich fast einer Hysterie nahe, trat der Governor den beiden Inspektoren entgegen und deutete ein Kopfnicken an. Eines der beiden Wesen reagierte gar nicht, aber das andere fuhr herum, musterte ihn eine Sekunde lang mit seinen kalten Kristallaugen. »Wer hat Ihnen erlaubt, hierher zu kommen?« »Niemand«, antwortete Stone ruhig. »Aber es hat auch niemand gesagt, daß ich es nicht darf. Darüber hinaus glaube ich nicht, daß ich Befehle von Ihnen entgegenzunehmen
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