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Die schlafende Armee

Die schlafende Armee

Titel: Die schlafende Armee
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gewußt?« fragte sie leise. Hartmann schüttelte den Kopf. »Daß es ein Risiko gab, war uns klar. Jeder einzelne dieser Männer hat sich freiwillig hierher gemeldet, Captain Laird. Und jeder einzelne wurde darüber aufgeklärt, daß seine Chancen, wieder zu erwachen, bestenfalls bei achtzig Prozent lagen. Aber diese Entwicklung konnte niemand voraussehen.« »Auch wenn Sie es gewußt hätten, hätten Sie es in Kauf genommen, nicht wahr?« fragte Skudder böse. »Immerhin bleiben Ihnen ja noch zwei von drei Männern.« »Wir wußten es nicht!« verteidigte sich Hartmann. »Verdammt, wir haben auch früher schon Männer aufgeweckt, aber so etwas ist noch nie vorgekommen!« »Was ist mit ihnen geschehen?« fragte Charity hastig, ehe Skudder etwas einwerfen konnte. »Ich nehme doch an, Sie haben sie untersucht?« »Natürlich«, antwortete Hartmann mit einem letzten, bösen Blick auf den Hopi. »Organisch sind sie völlig gesund. Sie sind nur völlig katatonisch. Sie reagieren kaum auf äußere Reize. Nicht einmal auf Schmerz.« »Vielleicht liegt es an der Technik, mit der Sie sie in Tiefschlaf versetzt haben«, warf Net mit einer Sachlichkeit ein, die Charity überraschte. Hartmann sah die Wasteländerin eine Sekunde lang fast hilflos an, ehe er mit den Achseln zuckte. »Das ist möglich, aber nicht wahrscheinlich. Ich sagte bereits: nur acht von zehn wachen überhaupt wieder auf. Aber das da ist ... völlig unerklärlich.« Während Net und Hartmann weiter diskutierten, trat Charity wieder an die Glasscheibe heran und betrachtete den jungen Mann auf der anderen Seite. Der Soldat bewegte sich. Langsam, wie eine Marionette, an deren Fäden ein unerfahrener Spieler zog, stemmte er sich in die Höhe, machte einen unbeholfenen Schritt auf die Glasscheibe zu und hob die Arme. Charity wich instinktiv ein Stück von der Scheibe zurück, und hinter ihr verstummte das Gespräch abrupt. »Was zum Teufel...?« murmelte Skudder. Der Soldat prallte mit einem hörbaren Laut gegen die Glasscheibe, die von seiner Seite aus ein Spiegel war, und preßte die Hände dagegen. Der Blick seiner leeren, erloschenen Augen suchte Charity. »Charity! Hilf ... uns...« flüsterte er. Skudder sog hörbar die Luft ein, während Charity das erschlaffte Gesicht auf der anderen Seite der Scheibe fassungslos anstarrte. »Hilf ... uns«, wiederholte die flüsternde Stimme. »Aber das ist doch unmöglich!« stammelte Hartmann. »Er ... kann Sie nicht gesehen haben. Und er kann Ihren Namen nicht kennen!« Der Soldat taumelte. Seine Hände glitten mit einem furchtbaren Geräusch an der Glasscheibe herunter, während er ganz langsam in die Knie brach, als wiche jede Kraft aus seinem Körper, aber sein Blick hielt Charity weiter fest, und obwohl es noch immer die leeren, toten Augen waren, spürte Charity deutlich die verzweifelte Bitte, die in ihrem Blick lag. Und plötzlich wußte sie es. Von einer Sekunde auf die andere begriff sie, woran sie diese Augen erinnert hatten. Und sie begriff auch, wie entsetzlich sie sich alle geirrt hatten. Noch bevor der Soldat völlig zusammengebrochen war, fuhr sie herum und stürmte aus der Tür. »Sie sind ja völlig verrückt!« sagte Krämer. Er bemühte sich krampfhaft, wenigstens äußerlich die Ruhe zu bewahren. Eine Sekunde lang starrte er Charity an, als warte er auf irgendeine Reaktion auf seine Worte, dann ließ er den Stift, den er in den Händen hielt, mit einem Ruck fallen und sprang auf. »Ich habe Ihnen erklärt, daß im Moment niemand diese Station verlassen darf. Und Sie verlangen von mir, daß ich Ihnen einen Hubschrauber zur Verfügung stelle, damit Sie zurück zu jenen Wilden fliegen, aus deren Gewalt unsere Leute Sie gerade mit Mühe und Not befreit haben?« »Das ist nicht ganz die Version, die ich abgeben würde«, sagte Charity, aber Krämer unterbrach sie mit einer zornigen Geste. »Und Sie wollen mir nicht einmal den Grund verraten!« fuhr er aufgebracht fort. »Ich bitte Sie, Captain Laird - was würden Sie an meiner Stelle tun?« »Das weiß ich nicht«, gestand  Charity. »Aber ich würde zumindest darüber nachdenken.« »Worüber?« Krämer versuchte spöttisch zu lächeln, aber es wurde nur eine Grimasse daraus. »Über diese ... diese völlig verrückte Geschichte, die Sie da erzählen?« »Ich weiß, daß sie sich verrückt anhört«, sagte Charity. »Aber ich weiß auch, daß ich recht habe. Was immer mit Ihren Soldaten geschehen ist, es hat etwas mit den
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