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Die Schlacht um den Planet der Affen

Die Schlacht um den Planet der Affen

Titel: Die Schlacht um den Planet der Affen
Autoren: David Gerrold
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aber er kannte seinen Herrn und schwieg. Nachdem sie längere Zeit schweigend gesessen hatten, sagte Cäsar in nachdenklichem Ton: »Wir erschaffen eine neuartige Welt, MacDonald. Wir können uns nicht damit begnügen, einen Herren durch einen anderen auszuwechseln; wir müssen diese alten menschlichen Vorstellungen von Herren und Sklaven gänzlich abschaffen. Es darf kein Töten geben, keine Gewalttat oder Unterdrückung irgendeiner Art. Die Menschheitsgeschichte betrachtet das Töten unter bestimmten Voraussetzungen als erlaubt und sogar wünschenswert. Wir brauchen ein neues sittliches Verhalten und eine neue Geschichte, und auf diesem Weg gibt es keine Vorbilder, die uns leiten könnten.«
    MacDonald nagte auf der Unterlippe; er wollte sprechen, hielt es aber für richtiger, nichts zu sagen. Er wußte, daß Cäsar in diesem Punkt unrecht hatte. Die Geschichte kannte Erscheinungen wie Jesus Christus, die indischen Jainas, Gandhi und andere, die eine ähnliche Ethik vertreten hatten. Immer hatte es unter den Menschen auch Edelmut und Nächstenliebe gegeben; ohne die Hilfe guter Menschen wäre es nie zur Befreiung der humanoiden Primaten gekommen. MacDonalds eigener Bruder hatte einst Cäsar geholfen und ihn vor dem Gouverneur der Stadt gerettet.
    Aber es gab keine Möglichkeit, Cäsar davon zu überzeugen, daß es in der Menschheitsgeschichte solche Fälle gegeben hatte. Cäsar war erfüllt von der Überzeugung, daß er der Welt eine neue Idee bringe. MacDonald seufzte zu sich selbst. Er wünschte, er könnte Cäsar klarmachen, daß dieses vermeintlich neuartige Denken nur auf Unkenntnis der Vergangenheit beruhte.
    Die vegetarische Kost wurde aus geschnitzten Holzschüsseln gegessen, und als das Hauptgericht aus Nüssen, Eßkastanien und Haferflocken auf den Tisch kam, unternahm MacDonald einen Versuch, die Stimmung zu verändern und rief aus: »Mmh, ich glaube, ich könnte ein Pferd essen.«
    Lisa hielt erschrocken inne und blickte ihn an. »Ein Pferd?«
    Cäsar blickte auf, erkannte ihr Mißverständnis und lachte. »Du erinnerst dich doch, Lisa, sie pflegten alle möglichen Sachen zu essen – totes Vieh, tote Hühner, tote Schweine, tote Fische ...«
    »Fisch kann ich zur Not noch verstehen«, meinte Lisa, »aber Pferde! Wenn Pferde, warum nicht Hunde und Katzen? Wo soll man da die Grenze ziehen?«
    MacDonald seufzte und warf dem Hausmädchen einen gequälten Blick zu. Es fing den Blick auf und wandte sich achselzuckend ab. MacDonald kaute langsam und überlegte, was er sagen solle. Er hatte das Thema schon mit anderen bis zum Überdruß erörtert. Die entwickelten Primaten, wie sie sich gern nannten, konnten nicht begreifen, daß Menschen Fleisch mochten, daß Fleisch zu den Nahrungsmitteln gehörte, die der Mensch brauchte, weil er sich als Allesfresser entwickelt hatte. Schließlich murmelte er: »Wenn es hier Schweine und Vieh gäbe, wären sie jedenfalls sicher vor uns. Wir essen jetzt auf Befehl unserer Herren Früchte und Nüsse, und das bekommt uns gut.«
    Cäsar runzelte die Stirn. »Wir sind nicht eure Herren«, sagte er ärgerlich.
    »Jedenfalls sind wir euch nicht gleichgestellt«, erwiderte MacDonald ruhig.
    »MacDonald«, sagte Cäsar, »wenn du eine Person kennst und ihr vertraust, wie ich dir vertraue, dann kannst du nicht umhin, sie auch zu mögen. Sobald mein Volk das deine besser kennen und ihm vertrauen lernt, werden wir alle als Gleiche miteinander leben ... bis zum Ende der Welt.«
    MacDonald nickte trübe. »Das könnte eher sein als du denkst.«
    Lisa blickte auf, und auch Cäsar hielt im Essen inne. Etwas an der Betonung, mit der MacDonald es gesagt hatte, ließ sie aufmerken. »Du bist ein Pessimist«, sagte Cäsar, aber es klang kraftlos.
    »Oder ein Prophet«, sagte MacDonald.
    »Nun, da wir am Steuer sind«, erklärte Cäsar, »wird die Erde bis zum Ende aller Zeit sicher durch den Raum segeln. Und Virgil sagt, die Zeit sei kreisförmig, sie habe kein Ende. Ich glaube nicht an deinen baldigen Weltuntergang, MacDonald.«
    »Würdest du daran glauben, wenn du aus dem Mund deiner eigenen Eltern darüber hörtest?« sagte MacDonald, und fast im selben Augenblick tat es ihm leid.
    Cäsar starrte ihn verblüfft an. »Das ist nicht möglich«, murmelte er, dann fügte er hinzu: »Wie meinst du das?«
    MacDonald biß sich auf die Lippe. Er hatte schon zu viel gesagt und wußte nicht, wie er sich herausreden sollte.
    »Wie meinst du das?« wiederholte Cäsar. »Ist es möglich?«
    MacDonald
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