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Die Schlacht um den Planet der Affen

Die Schlacht um den Planet der Affen

Titel: Die Schlacht um den Planet der Affen
Autoren: David Gerrold
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Negeruniversität, die längst zu Asche zerfallen war, an die Bretterwand geheftet. An einer anderen Wand war über MacDonalds Liegestatt ein postkartengroßes Porträt seines toten Bruders befestigt, der einst Cäsar geholfen hatte. MacDonald hatte seinen Bruder geliebt, und seit er als Untertan der Affen in diesem Dorf lebte, hatte er sich oft nach den alten Tagen zurückgesehnt.
    Er war gegen jede Form von Sklaverei, aber wenn es Herren und Sklaven geben mußte, so zog er es vor, zu den Herren zu gehören. Der Gedanke pflegte ihn an eine Erklärung zu erinnern, die Abraham Lincoln um das Jahr 1851 abgegeben hatte. Wenn es einen Unterschied zwischen der schwarzen und der weißen Rasse geben müsse, hatte er gesagt, dann würde er, Lincoln, es vorziehen, daß die weiße Rasse die herrschende sei. Die Geschichte hatte Lincoln den Gefallen getan, diese Bemerkung zu vergessen und ihn als den Vater der formalrechtlichen Gleichstellung der Farbigen in Erinnerung zu behalten.
    Cäsar hatte manches von Lincoln. Er wollte die Gleichheit von entwickelten Primaten und Menschen, aber wenn es Herren und Sklaven geben mußte, dann zog er es vor, unter den Herren zu sein. Dieser Wunsch war offenbar universal verbreitet, und ihm war es zuzuschreiben, daß es Zeiten gab, da MacDonalds Sehnsucht nach den vergangenen Tagen die Oberhand über seine praktische Vernunft gewann. Dies war ein solcher Tag.
    Der einfache Brettertisch war für drei Personen gedeckt. In seiner Mitte brannte eine einzige Kerze. Es gab rostige Messer und verbogene Gabeln und gesprungene Porzellanteller.
    Der Lehrer verhängte das Fenster mit zwei Decken und vergewisserte sich, daß die Tür verriegelt war. »Affen haben einen unheimlich guten Geruchssinn«, murmelte er dazu.
    MacDonald lächelte und half ihm bei der Befestigung der Decken, dann nickte er der Ärztin zu und sagte: »Alles klar, du kannst es bringen.«
    »Sofort!« antwortete sie. Sie kniete in einer Ecke der Hütte nieder, nahm den Deckel vom eingegrabenen tönernen Vorratsbehälter und langte hinein. Als ihre Hand wieder zum Vorschein kam, hielt sie eine Blechschüssel, in der ein gebratenes gewildertes Kaninchen ruhte.
    »Psst! Nicht so laut!« sagte der Lehrer.
    Behutsam setzte sie die Schüssel auf den Tisch und holte ein chirurgisches Besteck aus ihrem abgenutzten Arztkoffer. Die beiden Männer beugten sich über den Tisch und beobachteten mit größter Aufmerksamkeit jeden Schnitt, den sie machte. Schließlich hielt sie ein und blickte irritiert von einem zum anderen. »Drängt euch nicht so heran!« sagte sie. »Ihr macht mich nervös. Ich versuche, so gerecht wie möglich zu teilen.« Sie begann die Teller zu füllen.
    »Mir wässert der Mund wie einem von Pawlows Hunden«, sagte der Lehrer. MacDonald schluckte stumm, den Blick unverwandt auf die Portion Fleisch gerichtet.
    Dann machten sie sich in wortloser Gier über die Fleischmahlzeit her. Erst als ihre Teller zur Hälfte geleert waren, lebte das Gespräch wieder auf. »Mmmf«, sagte MacDonald mit vollem Mund. »Ich hoffe nur, daß es für uns alle zum Sattwerden reicht. Ich bin ausgehungert nach Fleisch.«
    Sie lächelte. »Keine Sorge, es ist genug für uns alle da.« Sie hob ihren Kopf von der Keule, die sie benagt hatte, und meinte selbstzufrieden: »Nicht übel, wenn ich als Köchin so sagen darf.«
    MacDonald und der Lehrer nickten und kauten. Diese Fleischmahlzeiten waren selten und immer sehr geheim. Das lag nicht daran, daß Kaninchen schwierig zu fangen gewesen wären – sie waren sehr häufig und relativ leicht zu erwischen, wenn man ein wenig Übung hatte –, sondern einfach daran, daß die Affen das Töten von Tieren nicht erlaubten, gleichgültig, zu welchem Zweck. Nicht einmal als Nahrung. Aber die Versuchung war groß, und Kaninchenfleisch schmeckte gut. Überdies hatte die Ärztin sich selbst übertroffen; das Kaninchen war gerade richtig gewürzt und gebraten. Wenn man die Augen schloß, konnte man sich gut vorstellen, wie ein Brathähnchen schmeckte. Beinahe ...
    Allzubald waren die Teller leer und die Knochen abgenagt. MacDonald seufzte enttäuscht und versuchte recht lange vom letzten Mundvoll zu zehren. Er hatte das Gefühl, noch mal soviel essen zu können. Das war das Dumme mit Kaninchen – es reichte immer aus, um auf den Geschmack zu kommen, aber richtig vollschlagen konnte man sich nicht. Bedauernd legte er Messer und Gabel auf den Teller. »Ich hatte gehofft, morgen nicht mit leerem Magen loszuziehen,
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