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Die Scheune (German Edition)

Die Scheune (German Edition)

Titel: Die Scheune (German Edition)
Autoren: Marion Schreiner
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Hälfte, die ihm schon immer in seinem Leben gefehlt hatte. Jede Schwäche hat seine Stärke. Es war Zeit, die Schwäche hinter sich zu lassen und der Stärke die Macht zu geben. Diese Macht formte sich und entwickelte eine Eigenständigkeit.
     
    Am nächsten Morgen stellte Dane erregt fest, dass dieses neue Gefühl vollkommen in ihm war, als gehörte es schon immer zu seinem Leben. Und er bereitete sich innerlich auf einen unerbittlichen Kampf vor. Ein Kampf, den er zwar schon einmal verloren hatte, aber diesmal lagen die Dinge anders. Diesmal würde er nicht mehr verlieren. Und … diesmal würde es ihm Spaß machen!
     
     
    1993. Fünfzehn Jahre später.
    Glendale / Kalifornien. Dane, 38 Jahre.
    Es war 3.10 Uhr in der Nacht, als das Telefon Dane wieder aus dem Schlaf riss.
    Desorientiert und wild um sich tastend, fand er den Lichtschalter. Die Erschöpfung saß nun noch tiefer in seinen Knochen als vor einer Stunde – ebenso der Alkohol. Das Treiben unten schien ruhiger geworden zu sein. Schlaftrunken griff er nach dem Hörer. „Ja, hallo?“, kam es müde aus seinem Mund. Er roch seine eigene Fahne. Eine weibliche Stimme wimmerte ihn durch den Hörer an: „Dane? Hier ist Joan! Du musst mir helfen! Ich stecke in Schwierigkeiten. Ich bin auf der Palloma Street 34. Komm schnell!“
    Ehe Dane die dringenden Worte, die ihm schmerzend ins Ohr schlugen, sortieren konnte, war die Verbindung beendet. Verwirrt starrte er in die Sprechmuschel seines Apparates und versuchte seine Gedanken zu aktivieren. Joan! Der Name riss ihn endgültig aus dem Schlaf und ließ ihn aufrecht kommen. Sein Atem beschleunigte sich, und verzweifelt versuchte er, ihre Worte wiederzufinden. Joan steckte in Schwierigkeiten! Das erklärte auch ihre Abwesenheit auf Johnathans Feier. Damit war er hellwach.
    Dane sprang aus dem Bett und kleidete sich mit wenigen Handgriffen an. Er langte nach dem Autoschlüssel und verzichtete auf Ordnung jeglicher Art, was ihm sonst unerlässlich schien. Seine Bewegungen folgten mechanisch, bis ihm einfiel, für Johnathan eine Nachricht zu hinterlassen, falls er bis zum Frühstück nicht zurück sein würde. Das tat er immer. Das hatte die Zeit ihrer Freundschaft ihm zur Angewohnheit gemacht. Er überlegte. Kritzelig schmierte er auf ein leeres Blatt Papier neben dem Telefon: Bin bei Jim, Dane.
     
    Um unerwünschten Fragen aus dem Weg zu gehen, war ich immer ein guter Vorwand.
    Ich war neben Johnathan sein bester Freund. Oder besser gesagt, wir hatten eine andere Freundschaft als die, die er mit Johnathan pflegte. Da wir fast gleich alt waren, verbanden uns andere Interessen. Wir tranken guten Gin zu guter Musik und erlitten gemeinsam Schiffbruch, als wir meinen dreißigsten Geburtstag feierten und mitten in einer großen Wasserpfütze einschliefen. Bis die Polizei uns fand und für eine Nacht in die Ausnüchterungszelle steckte. Wir sangen Lieder in der Nacht am Strand von St. Monica und gaben uns stundenlang schweigend dem Rauschen des Pazifiks hin. Ich könnte unzählige Momente aufzählen, die mein Leben durch ihn wirklich bereichert haben. Er hatte mich verändert, ohne es zu bemerken.
    Bevor ich Dane getroffen habe, war ich verheiratet gewesen. Meine Ehe konnte dem Stress und der häufigen Bereitschaft in meinem Beruf nicht lange standhalten. Hinzu war ein unerfüllter Kinderwunsch gekommen, was zweifellos an mir gelegen haben muss.
    Dane hat meine Exfrau nie kennengelernt, auch nie nach ihr gefragt oder mir einen Vorwurf aus der Scheidung gemacht. Ja, so war eben mein Freund. Er ließ jeden sich selbst sein und kritisierte niemals persönliche Entscheidungen.
    Meine Exfrau wohnt jetzt in New York.
     
    Nachdem Dane die Nachricht geschrieben hatte, knallte er sie auf Johnathans Nachtkonsole und hoffte, sich damit die Ruhe zu verschaffen, die er jetzt brauchte, um Joan zu finden. Er rannte die Treppen hinunter vorbei an dem Lokal und blickte noch einmal flüchtig zu den letzten Gästen der Feier. Johnathan wartete mit großen Sprüchen auf und sah Dane nicht verschwinden. Nur Susie sah noch kurz seinen Schatten.
    Der raue Motor seiner geliebten 73’ Corvette hinterließ nichts weiter als ein störendes Geräusch mitten in der Nacht am Roderick Place.
     
    *
     
    Die Corvette war etwas ganz besonderes in seinem Leben. Er hatte sich diesen Wagen von seinem ersten selbstverdienten Geld mit dem Lokal gekauft. Sie gehörte zu seinem Leben wie das Loch, in das er immer wieder fiel. Eine seltsame Erregung
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