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Die Scheune (German Edition)

Die Scheune (German Edition)

Titel: Die Scheune (German Edition)
Autoren: Marion Schreiner
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prima Kerl – auch im Bett. Man hatte ihr etwas von Anlocken gesagt, aber nicht von Mord. Man hatte ihr auch nicht gesagt, dass sie dabei sein würde. Sie hörte, wie die Männer Dane auslachten. Sie badeten sich in seinem Schmerz. Es ergötzte ihre Laune, ihre Stärke an ihm als Unterlegenen zu messen und jagte ihren Trieb in immer höhere Dimensionen. Sie hoben ihn hoch, schleiften ihn über den Boden bis hin zu dem alten Holztisch und warfen ihn vornüber. Widerstandslos blieb er liegen. Sein rechtes Auge schwoll zu und sein Rachen war durchtränkt von Blut. Plötzlich fühlte er die Nacktheit seines Unterleibes, als ihm die Situation bewusst wurde. Übelkeit stieg in ihm hoch, dann eine große Verzweiflung, sich nicht dagegen wehren zu können. Vergeblich bemühte er sich noch einmal aufzurichten, musste dann aber jene Demütigung ertragen, die er zu Lebzeiten nie mehr vergessen würde.
    Die Übelkeit überkam ihn bis hin zum Erbrechen. Der Gin presste sich durch die Speiseröhre nach oben, und er gab die säuerliche Flüssigkeit frei. Eine Lache bildete sich auf dem Boden unter seinem Gesicht. Er spürte mit jedem Stoß die Erniedrigung, gegen die er nichts mehr ausrichten konnte. Er versuchte zu schreien und inhalierte krampfhaft den ersten Sauerstoff nach seiner Kotzerei. Seine Stimmbänder krächzten, und er reizte sie aus, bis ihm ein erbärmlicher Schrei über die Lippen kam. Wie ein Irrer, ein Wahnsinniger schrie er: „NEIIIN!!“ Seine Hände wurden zu Krallen. Seine Gedanken explodierten. Ein so neues Gefühl und doch so alt, als hätte er es erst gestern noch verspürt.
    Es blieb nicht bei einem Mann. Es folgte ein zweiter, ein Dritter. Dann konnte Dane nicht mehr zählen. Sein Bewusstsein gab ihn frei und erlöste ihn von den Schmerzen. Es nahm ihm die Erniedrigung und ließ ihn nichts mehr spüren.
    Irgendwann ließen die Männer von ihm ab und schmissen ihn vom Tisch. Es war nur ein dumpfer Knall. Die Arme platschten, der Kopf knallte auf harten Beton.
    Einer der Männer beugte sich zu Dane herunter, packte ihn am Haarschopf und riss sein Gesicht in die Höhe. „Das wolltest du doch so, nicht wahr?“ „Der ist hin“, sagte ein anderer. Und er hatte Recht. Alles war weg: seine Fröhlichkeit, sein Lachen, seine lieben Augen – mit sich gebrochen und gebadet im eigenen Blut.
    Irgendwann kehrte Ruhe ein, als wäre nichts geschehen. Das Haus war unbewohnt.
     
     
    1979. Vierzehn Jahre früher.
    Glendale / Kalifornien. Dane, 24 Jahre.
    Dane lag mit offenen Augen im Bett. Da ihn oft eine starke Unruhe plagte, brachte er sich die Kunst der Meditation bei. Letzten Abend war sie wieder nötig gewesen. Sie hatte seinen Verstand geschärft und ihn sicherer gemacht. Wollte er doch herausfinden, wie weit der Lochschaufler gehen würde. Wann würde er die Grenze erreichen, dass Dane sich aufgefordert sah zurückzuschlagen?
    Ein neuer Versuch hatte ihn im Los Angeles Memorial Coliseum überrascht, als er die Ausgangstür passierte. Wieder war niemand in unmittelbarer Nähe gewesen. Das Geschoss war durch einen Dämpfer kaum hörbar gewesen, aber Dane hatte ein scharfes Klick vernommen, als die Kugel durch die Glasscheibe der Tür brach. Es hinterließ nichts weiter als ein kleines Loch.
    Aber dann erwischte der Lochschaufler ihn trotz großer Vorsicht doch. Auf dem Parkplatz vor dem Supermarkt durchschlug das Geschoss seinen linken Oberschenkel, knapp am Muskelgewebe vorbei. Dane ging mit stummen Schmerzensschreien in die Knie. Jetzt war er eindeutig zu weit gegangen. Jetzt hatte er ihn an den Abgrund getrieben.
    Ein Arztbesuch war nun unerlässlich, zumal eine Passantin zur Hilfe eilte und einen Rettungswagen anforderte.
    Dem Arzt erzählte er von einer Gruppe Jugendlicher auf dem Parkplatz. Die hätten wohl mit einer Waffe herumgespielt und wären davongerannt, als sich der Schuss löste. Damit war die Aussage aktenkundig, aber sinnlos.
    Zu Hause kümmerte sich Johnathan um ihn.
    Dane kaufte sich eine Waffe.
     
     
    1993. Vierzehn Jahre später.
    Glendale / Kalifornien. Dane 38 Jahre.
    S ie tun ihm Schreckliches an. Sie töten ihn!
    Ich hatte gerade meinen Bereitschaftsdienst im Krankenhaus beendet und war erschöpft in mein Bett gefallen. So war ich zutiefst erschüttert, als mich der Anruf einer Frau wieder auf dem Schlaf riss.
    „Schnell“, bettelte sie, „Palloma Street 34! Sie tun ihm Schreckliches an, sie töten ihn!“
    Ich hörte ein Handgemenge im Hintergrund, dann das Freizeichen. Die
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