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Die Scheune (German Edition)

Die Scheune (German Edition)

Titel: Die Scheune (German Edition)
Autoren: Marion Schreiner
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legte großen Wert auf sein äußeres Erscheinungsbild und erhielt sich mit viel Sport eine äußerst attraktive Figur. Das mochte Johnathan besonders an ihm.
    Sie waren eben ein Team, das hervorragend funktionierte.
     
    Heute, in der Nacht vom 2. auf den 3. Mai, brachten sie beides mal wieder gelungen zusammen.
    Es war Johnathans 60. Geburtstag. Alle erwarteten, dass Dane eine großartige Party organisieren würde. Er enttäuschte uns nicht. Mal wieder. Wann hatte er uns je enttäuscht? Viele Gäste waren geladen und erschienen gut gelaunt, um dieses Fest mit ihm zu feiern.
    Johnathan trug sein Alter mit Stolz, seit Dane in sein Leben getreten war. Die Falten, die sich nun deutlich in seinem Gesicht zeigten, waren Überbleibsel ausgedehnter Lachsalven und das graue Haar eine Farbe des Stolzes.
    Dane hatte einen prächtigen Mann aus ihm gemacht. Und nun war es wichtig, ihn gebührend in das Alter der Sechzigjährigen zu begleiten, wie er so schön sagte. Also peitschte er gut gelaunt das Stimmungsbarometer in die Höhe und genoss den Abend.
    Ich konnte an diesem besagten Abend leider nicht anwesend sein, musste meinem Bereitschaftsdienst im Krankenhaus nachkommen.
    Die Feier bewegte sich gegen Mitternacht auf ihren Höhepunkt zu. Ein Raunen ging durch den Saal, als vier Männer eine riesige, unechte Torte zur Bühne trugen. Johnathan fühlte blankes Entsetzen in sich aufsteigen. Er wollte flüchten, aber ein strafender Blick von Dane ermahnte ihn, sich zusammenzureißen. Es war die Idee seiner Gäste, sagte er, nicht seine.
    Laute Musik eröffnete die Show. Langsam hob sich der Deckel der Torte in die Höhe und blond gelocktes Haar erschien. Johnathan erstarrte.
    Dane hielt sich in dieser Zeit hinten an der Theke auf und lächelte der Show genussvoll zu. Er fühlte sich in blendender Stimmung und ließ sich ein Glas Gin von Susie, der Bedienung, einschenken. Er nippte wohlwollend daran, während er sich die Stripperin besah. Er trank das Glas leer und verlangte nach einem zweiten Gin. Susie lächelte und stellte ihm die Flasche hin. Sie wusste, wie gerne er Gin trank. Dane schenkte sich nach. Susie sah, wie sich seine Miene plötzlich veränderte. Er wirkte von einen auf den anderen Moment abwesend. Dachte er an Joan?
    Dane hatte vor einigen Wochen eine Frau kennengelernt, von der ich wusste, dass sie ihn wirklich faszinierte. Zuvor hatte er immer nur oberflächliche Bekanntschaften. Nun hatte er eine Frau gefunden, von der er glaubte, dass sie einen großen Teil seiner Vorstellungen von einer Lebenspartnerin erfüllte. Zumindest soviel, dass er ein gutes Gefühl bei ihr hatte, wie er mir am Telefon einmal überraschend mitteilte. Es war das erste Mal, dass Dane sich wagte, über seine Gefühle zu sprechen.
    Johnathan mochte diese Joan nicht. Es war so ein Gefühl. Sie nahm ihn nicht nur aus unserem Freundeskreis fort, sondern auch von seinem Geschäftsleben. Danes korrekter Buchführung und Kalkulation war es mitunter zu verdanken, dass das Running Horse so erfolgreich lief. Er hatte ein Händchen dafür. So bemerkten wir alle natürlich, als sein Einsatz nachließ, weil er viel Zeit mit Joan verbrachte.
    Ich habe Joan nie persönlich kennengelernt und hatte gar kein Gefühl. Dane erzählte nur zögernd von ihr. Und auch nur dann, wenn ich gezielt fragte. Aber es war schon auffallend, wie unangenehm meine Fragen auf ihn wirkten. Im Nachhinein war auch auffallend, dass er Joan von uns fernhielt. Sei es Absicht oder Zufall gewesen. Johnathan hatte sie nur einmal gesehen, als sie plötzlich in dem Lokal auftauchte und Danes Aufmerksamkeit auf sich zog. Er setzte sich zwischen seiner Arbeit immer wieder zu ihr an den Tisch und fiel in ein anregendes Gespräch mit ihr.
    Da wurde Johnathan bewusst, dass diese Frau anders war, als die Frauen, die Dane ständig im Lokal in ihre Aufmerksamkeit zu ziehen versuchten. Dane war derzeit ein begehrter Junggeselle. Seinem Charme war es sicherlich zu verdanken, so viele weibliche Gäste begrüßen zu dürfen. Sie kicherten und flüsterten, wenn er sie bediente. Er alberte mit ihnen herum und gab jeder das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. Ein Teil seines Erfolgskonzepts. Das führte jedoch nie zu einer ernsthaften Beziehung.
    Das war bei dieser Joan plötzlich völlig anders. Sie kicherte nicht herum. Sie war still und wirkte geheimnisvoll, sagte Johnathan. Ihr kurzes dunkles Haar und die unaufdringliche schwarze Kleidung übten auf Dane eine besondere Anziehungskraft aus. Sie war
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