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Die Schatzhöhle

Die Schatzhöhle

Titel: Die Schatzhöhle
Autoren: Berndt Guben
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ihre Pferde dahinflogen, dachte Michel an Ugawambi. Er würde ihm gehörig den Kopf waschen, sollte er ihn je wieder treffen. Der Pfeifer war sich der Gefahr bewußt, in der das ganze Volk im Dschaggaland schwebte.
    Für ihn stand es jetzt fest, daß Imi Bej und Abu Sef vorhatten, bis zum Berg des ewigen Schnees vorzudringen. Und Imi Bej und seine Leute würden bestimmt nicht als Freunde zu den Wadschagga kommen. Mit Schrecken malte sich Michel aus, wie die herrliche Königsstadt aussehen würde, wenn Imi Bejs Leute darin gehaust hatten. Freilich, auch Baluba und sein Volk lebten dort. Und sie hatten einige Gewehre. Es waren, wie sich Michel erinnern konnte, höchstens acht bis zehn intakte Flinten. Ob die Eingeborenen damit umgehen konnten, blieb allerdings dahingestellt.
    So blieb nur die Hoffnung, daß die Späher des Königs Aradman die Nahenden zeitig genug bemerken würden.
    Des Pfeifers Gedanken machten einen Sprung und verweilten ein Weilchen bei Maradsche, dem Königsläufer. Ob er wohl früh genug Kunde von der nahenden Gefahr in die Königsstadt bringen würde?
    Aber was war Aradmans Armee gegen die gut bewaffneten Sklavenjäger? Sicher waren die nackten Männer im Dschaggalande tapfere Krieger; was jedoch vermochten ihre Speere und Schilde gegen die Feuerwaffen?!
    Auf Michels Stirn zeigten sich kleine Schweißperlen. Zum Teufel mit der ganzen Bande, dachte er. Bleibt denn kein Volk der Erde von Vernichtung, Haß und Wut verschont?
    Und da waren noch die Steine, der Rest des Schatzes, den Michel, Tscham und Ojo nicht hatten mitnehmen können. Wenn Imi Bej erst dahinterkam, daß noch andere Werte im Dschaggaland zu holen waren als Sklaven, dann war das Schicksal dieses Landes besiegelt.
    Hinzu kam, daß Ugawambi ja sicher aus der Schule geplaudert hatte. Er kannte den Weg wie kein anderer. Er würde sie in das Land und in die Stadt führen. Vermutlich hatte er auch von den Säcken mit den Steinen gesprochen. Imi Bej würde sich seinen Reim darauf machen können. Schon die Wahl der Marschroute, die die Sklavenjäger eingeschlagen hatten, war Beweis genug dafür, daß sie mehr wußten, als Michel und dem Wadschagga lieb sein konnte. Es gab aber noch ein anderes Problem.
    Michel war fest entschlossen, den Sklavenjägern zu folgen und sie, wenn möglich, zu überholen, um ihnen den Weg ins Dschaggaland abzuschneiden. Sie, die nur sechzehn Mann waren, wären im Normalfall viel schneller als die große Meute Imi Bejs und Abu Sefs vorangekommen. Aber da war Tschams Krankheit. Mit Rücksicht auf den Jungen konnte man nur langsam vordringen. Michel rechnete sich aus, daß sie auch bei größter Marschleistung die Sklavenjäger nicht vor dem Fluß mit den vielen Krokodilen abfangen könnten. Wahrscheinlich aber lag der Zeitpunkt später. Das bedeutete, ganz gleich, ob man im Augenblick das Vorhaben der Sklavenjäger vereiteln konnte, daß viele Menschen vom Dasein der Wadschagga Kunde erhielten.
    Alle, die zurückkehrten, würden Nachricht über den Berg des ewigen Schnees an die Küste und nach Sansibar bringen. So zerriß mit einem Schlag der Schleier, der bisher bergend über den Wadschagga gelegen hatte. Wo Friede war, würde der Krieg einziehen. Wo bisher Vernunft geherrscht hatte, würde das Gift der Zivilisation eindringen. Wo zufriedene Menschen ein beschauliches Dasein verbracht hatten, würde die Gier der ewigen Profitgeier ganze Landstriche entvölkern.
    Michel verfluchte plötzlich die Karte des Lama, die ihnen den Weg ins Innere Ostafrikas erschlossen hatte. Er haßte sich in diesem Augenblick selbst. War nicht auch er, und waren nicht Ojo und Tscham zum Kilimandscharovorgestoßen, um Schätze zu finden, Schätze, die man zu Geld machen konnte? Es gab auch eine indirekte Schuld.
    Es war der unausweichliche Kreislauf, dem die ganze Menschheit unterlag.
    Michel spornte sein Pferd zu größerer Eile an. Die acht Hufe donnerten über das harte Gestein. Wo war der Sinn? Es war alles sinnlos, dachte Michel. Man konnte doch ehrlich versuchen, das Schöne schön zu erhalten. Immer wieder setzte sich das Zerstörerische durch. Es schien auf dieser Welt nichts zu geben, was ewigen Bestand hatte. Alles entsprang dem Augenblick, und alles war Glücksache selbst der Friede. Es war so schwer, sich in dieser Welt zurechtzufinden. Schweißnaß erreichten die beiden Reiter die anderen. Tscham lag nicht mehr auf der Bahre, sondern begrüßte sie lachend. Das Fieber war zurückgegangen.
    Ohne eine Erklärung zu geben,
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