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Die Schattensurfer (German Edition)

Die Schattensurfer (German Edition)

Titel: Die Schattensurfer (German Edition)
Autoren: Hubert Wiest
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viel zu erzählen. Da sah es Sansibar. Aus Nachos zotteligem Fell ragte die Lamrag-Spritze. Sansibar riss sie heraus. Die Spritze war längst leer und das Lamrag wurde durch seine Adern geschwemmt. Nacho bellte unentwegt. Er plauderte sämtliche Hundegeheimnisse der letzten Jahre aus.
    „Pass auf, Sansibar“, rief Kalawesi, der immer noch hilflos in der Röhre steckte.
    Doktor Tornham, den Nacho mit seinem Sprung wie einen Kegel umgestoßen hatte, zog sich an einem Regal wieder hoch. Seine Augen brannten voller Zorn. Er streifte Staubflusen von seinem glänzenden Anzug. Doktor Tornham rückte seine Haare zurecht. Dann zog er wortlos einen Laser-Raptor aus seinem Gürtel. Er ließ die Waffe aufglühen.
    „Du hast es nicht anders verdient“, schnaufte er und schlug nach Sansibar.
    Sansibar rollte zur Seite. Auch Nacho wich vor dem glühenden Laser-Raptor zurück.
    Hasserfüllt starrte Doktor Tornham Sansibar an. Selbst sein Kristall loderte zornig. Doch nur für einen Moment. Dann floss die dunkelblaue Farbe heraus. Der Kristall verblasste, sah aus, als würde er erblinden. Die Farbe wich einem milchigen Weiß und trübte dann grau ein. Auf Doktor Tornhams schwarzem Seidenstirnband baumelte nur noch ein Kieselstein.
    Wut verharrte noch einen Augenblick in Doktor Tornhams Gesicht. Dann mischte sich ungläubiges Fragen darunter. Es verdrängte die Wut. Und dann verlor sie sich in Bedeutungslosigkeit. All die Anspannung fiel von Doktor Tornham ab. Er knipste den Laser-Raptor aus. Mit der erkalteten Spitze fuhr er unter sein Stirnband und streifte es ab. Der Protrektor des Stirnbands hing schwer herab. Wie ein Spielzeug schwang Doktor Tornham den Laser-Raptor im Kreis. Zunächst langsam, dann immer schneller. Das Stirnband drehte sich um die Spitze des Laser-Raptors. Doktor Tornham kicherte. Er hielt den Laser-Raptor mal nach unten, dann zur Seite. Schließlich reckte er ihn wie eine Fackel nach oben und schleuderte das Stirnband mit einem Jauchzer davon. Es schoss durch das Rechenzentrum und schlug krachend in einen alten Computer. Der Protrektor zersprang in seine Einzelteile. Doktor Tornham lächelte zufrieden.
    Mit offenem Mund starrte Sansibar Doktor Tornham an.
    Nacho heulte auf, als Luan ins alte Rechenzentrum stürmte. In der Hand hielt Luan ein verkohltes Skateboard, das auf einer Seite wie mit Käse überbacken aussah. Seine tintenblauen Augen strahlten. „Wir haben es geschafft“, murmelte er und nickte dabei die ganze Zeit, als müsste er sich selbst noch überzeugen.
    Sansibar rannte auf Luan zu und umarmte ihn. Sie hielt ihn ganz fest und er sie. Sansibar schloss die Augen. Sein Atem kitzelte an ihrem Hals. Am liebsten hätte sie die Zeit angehalten. Da sprang Nacho ungestüm an Sansibar und Luan hoch. Er war so aufgeregt, dass er beide umwarf. Begeistert wedelte Nacho mit dem Schwanz und bellte ununterbrochen.
    „Nicht schon wieder“, lachte Sansibar und schob Nachos Pfote aus ihrem Gesicht.
    „Ich störe eure kleine Feier nur ungern, aber vielleicht könntet ihr mir aus meiner misslichen Situation helfen?“, meldete sich Kalawesi aus dem Hintergrund.
    „Ja, gerne“, sagte Doktor Tornham. Er zog sein Seidensakko aus, krempelte die Ärmel hoch und steuerte direkt auf Kalawesi zu.
    Tornham half mit? Einfach so? Sansibar verstand die Welt nicht mehr.
    Zu dritt zerrten sie an Kalawesi. Kalawesi beschwerte sich, dass sie nicht fest genug zogen, und im nächsten Augenblick, dass sie mehr Rücksicht nehmen sollten. Sie würden ihn noch zerreißen. Aber als Kalawesi schließlich aus der Versorgungsröhre ploppte und so fest gegen das nächste Computerregal donnerte, dass es umstürzte, war alles längst vergessen. Nur Rüdiger quiekte. Kalawesi rappelte sich grinsend auf und schüttelte sich wie ein nasser Hund.
    „Danke“, brummte er.
    „Bitte, gern geschehen“, sagte Doktor Tornham und verbeugte sich vor Kalawesi.
    „Tornham, geht es ihnen gut? Ist alles in Ordnung?“, fragte Kalawesi.
    Doktor Tornham sah versonnen in die Ferne. Dann sagte er: „Noch nie habe ich mich besser gefühlt.“
    „Warum?“, fragte Kalawesi und riss für Rüdiger ein Senftütchen auf.
    Doktor Tornham wollte schon antworten, hatte seinen Mund geöffnet, da schloss er ihn wieder und biss sich auf die Lippe. Wie ein trotziges Kind schüttelte er seinen Kopf: „Nein, das möchte ich nicht sagen. Das ist mein GEHEIMNIS.“
    Sansibar zwinkerte Luan zu und flüsterte: „Der leidet unter Disinformie. Ein besonders schwerer
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