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Die Schattenseherin: Roman (German Edition)

Die Schattenseherin: Roman (German Edition)

Titel: Die Schattenseherin: Roman (German Edition)
Autoren: Nina Hunter
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tief in seinem Rücken verkrallt.
    Cale keuchte unterdrückt unter der Sinnesflut, die auf ihn einprasselte. › Ich dachte, dass du sauer auf sie bist. Jetzt gerade an Sex mit deiner Ex zu denken ist nicht hilfreich! ‹ , protestierte er und fuhr sich über die Stirn.
    Caes’ Antwort war nur ein Brummen, ehe er sich ganz zurückzog. Für einen flüchtigen Moment streifte ihn noch etwas anderes, dunkler als das sexuelle Verlangen, das er sonst bei einem Zusammentreffen zwischen Lexa und Caes verspürte, aber auch sehnsuchtsvoller und süßer. Liebe?
    Cale wusste, dass er einen wunden Punkt getroffen hatte, wie so oft, wenn Cale mit seiner Chefin zusammentraf. Immerhin handelte es sich bei Lexa um Caes’ Ex-Geliebte, und Cale vermutete, dass der Dämon in ihm die Trennung noch nicht ganz verwunden hatte. Die Bilder, mit denen Caes ihn regelmäßig überflutete, wenn er kurzzeitig die Beherrschung verlor, bestätigten ihm das immer wieder.
    »Es tut mir leid, dass ich euch aus eurem freien Abend holen musste«, begann Lexa, und Cale konnte genau hören, dass es ihr genau das nicht tat – nämlich leid. Sie stand vor ihnen, die schmalen Arme vor der Brust verschränkt, und tippte unruhig mit der Spitze ihres atemberaubend hohen Schuhs auf den Parkettboden. Lexa senkte den Blick, und ihre vor der Brust verschränkten Arme spannten sich für einen Moment deutlich sichtbar an. Die vollen Lippen verzogen sich für den Bruchteil einer Sekunde zu schmalen Strichen. »Aber es gibt etwas, das ihr wissen solltet. Ich habe soeben einen Anruf der Polizei erhalten – Ezekiel wurde tot aufgefunden, zusammen mit einer Kundin. Die Cops wollen heute und auch morgen noch alle Mitglieder der Agentur befragen.«
    Cale starrte Lexa nach dieser Information wortlos an, und auch Desmond und Neil sagten kein Wort. Jedes einzelne Mitglied der Agentur war dämonischer Abstammung – entweder als Wirt für einen Dämon, der nicht in seinem eigenen Körper die Welt betreten konnte, oder er stammte direkt aus der Hölle. So wie Cale, der Caes in sich trug. Der Inkubus tötete niemanden, brauchte aber alle 24 Stunden die Lust einer Frau, um sich Schmerzen und äußerst intensive Qualen zu ersparen. Dafür gewährte er Cale all die Vorzüge, die ein Dämon besaß. Wenn man aus so einem Umfeld kam, starb man nicht einfach. Krankheiten und Alter machten einem nichts aus, Drogen und andere Gifte sorgten nur für einen kurzen Rausch, hinterließen aber keine Spuren oder verbrauchten den Körper. Wenn jemand einen Dämon tot sehen wollte, brauchte er dafür fundiertes Wissen und die nötigen Utensilien – und abgesehen von einigen Exorzisten in Rom gab es heutzutage niemanden mehr, der um Dämonen wusste und sie tot sehen wollte.
    Cale fuhr sich über das Gesicht. Aus ihren Reihen konnte niemand einfach so tot sein!
    Desmond hatte die ganze Zeit auf den Boden gesehen. Jetzt hob er den Kopf. Sein attraktives Gesicht hatte sich vor Wut zu einer Angst einflößenden Grimasse verzogen. »Warst du bereits dort?«, knurrte er in Lexas Richtung.
    Sie schüttelte den Kopf. »Noch nicht – es befinden sich noch zu viele menschliche Zeugen am Tatort. Ich wollte einen von euch bitten, hinzugehen. Ihr seid die ältesten und erfahrensten Dämonen bei mir. Ich kümmere mich solange um Ezekiels Leiche.«
    »Denkst du, es war ein Engel?«, fragte Neil ruhig.
    Lexa sagte nichts, aber Cale sah deutlich, dass sie über diese Möglichkeit schon sehr lange und sehr gründlich nachgedacht hatte. Ihr Kiefer zuckte; sie biss die Zähne zusammen. »Also?«, fragte sie.
    Cale stand auf. »Gib mir die Adresse«, brummte er.
    Zoe ließ die Taxitür hinter sich zufallen und lehnte, die Augen geschlossen, den Kopf gegen die hohe Nackenstütze. Der Fahrer fuhr schweigend los, und Zoe war dankbar, dass er sie nicht mit dem typischen gezwungenen Small Talk behelligte. Ihr war gerade einfach nicht nach Reden mit einem wildfremden Mann. Ihre Hand glitt über die große Fototasche neben ihr auf dem Sitz, und Zoe öffnete die Augen. Draußen zogen die gelben Lichter der Stadt an ihr vorbei – es war Samstagabend, fast Sonntagmorgen, und sie hatte den letzten Job der Nacht erledigt. Erschöpfung und Müdigkeit saßen ihr in den Gliedern, und so beobachtete sie einfach die Leute, die auf den Straßen unterwegs waren. Zoe genoss den kurzen Moment, in dem sie einfach an nichts denken konnte.
    Je weiter sie sich vom Stadtzentrum entfernten, desto leerer wurde es. Zoe reckte den Hals und
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