Die Schattenseherin: Roman (German Edition)

kannst wie einem räudigen Köter, hast du dich …«
    »Einverstanden.« Luzifer musste die Stimme nicht erheben, damit jeder sie hörte. Die Fürstin der Hölle reckte sich und streckte die Hand nach einem der Schatten an der Wand aus. Sie konnte ihn berühren, als wäre er einfacher Stoff, und zog ihn zu sich heran, hüllte sich darin ein, als wäre er ein Kleid. Etwas geschah mit ihr, kaum dass sie wieder bekleidet war – Lichtstrahlen wanderten über ihren Körper, wanden sich um ihre Arme, legten sich wie Ketten aus flüssigem Gold um ihre Handgelenke und funkelten in den roten Haaren. Doch nicht alle Lichtstrahlen blieben auf ihrem Körper, um die Königin der Unterwelt zu schmücken – einige von ihnen glitten ihre Schultern hinab, tanzten hinter ihr in der Dunkelheit, und mit einem lauten Fauchen entflammten auf ihrem Rücken Flügel aus Flammen und Licht.
    Zoe sah die Höllenfürstin in ihrer ganzen Pracht vor sich und spürte, wie ihr die Knie weich wurden. Die Augen Luzifers glühten nun, als sie auf Caes zuging.
    Der Inkubus biss deutlich sichtbar die Zähne zusammen. »Gebieterin«, knurrte er und senkte den Blick, als sie zu ihm trat. Ihre Fingerspitze legte sich unter sein Kinn, bis er sie wieder ansah.
    »Ich erinnere mich«, sagte sie, und ihre Stimme schien sich in der Vergangenheit zu verlieren. »Du warst an meiner Seite, als ich fiel. Und auch in jeder Schlacht. Du warst treu.«
    Caes brummte etwas, was Zoe nicht verstand. Sowohl Höllenfürstin als auch Dämon schienen in einer stummen Sprache Zwiesprache zu halten.
    Zoe sah auf Cale herab. Sie spürte Cales Hand, die nach ihrer tastete, und sie ergriff sie. »Entschuldige«, murmelte er, und sie legte fragend den Kopf schief.
    »Ich hätte mir gewünscht, dass unser erstes reales Treffen ein wenig anders ausgegangen wäre«, lächelte er schwach und lachte hustend.
    »Für ein erstes Date war es doch nicht schlecht«, erwiderte sie lächelnd. »Wer kann schon von sich behaupten, als Entertainment-Programm die Pforte zur Hölle zu sehen?«
    Cale grinste, und Zoe spürte glücklich, wie seine Finger ihre fest drückten. Was auch immer nun kommen mochte, konnte sie nicht mehr schrecken. Solange Cale nur bei ihr war.
    In diesem Moment lachte Caes laut auf – ein dröhnendes Lachen, das in der Halle widerhallte. »Einverstanden«, rief er. »Bei allem, was die Hölle mir beigebracht hat, einverstanden!«

Zwanzigstes Kapitel
    Zusammenkunft
    Ihre Haut war so unglaublich weich. Gedankenverloren ließ Cale seine Finger über die sanfte Rundung von Zoes Hüfte gleiten, zeichnete die Hügel ihrer Brüste nach und berührte ihre Brustspitzen, die sich fast sofort zusammenzogen. Sie seufzte laut und umfasste seinen Nacken. Cale ließ sich nur zu gerne näher ziehen und erwiderte ihren Kuss. Die Laken ihres Bettes raschelten unter ihnen, als er sich über sie beugte und den Kuss vertiefte.
    Ihr Duft war süß und verlockend zugleich. Cale konnte kaum genug davon bekommen – er vergrub seine Nase an ihrer Halsbeuge und hörte sie kichern. »Das kitzelt«, beschwerte sie sich lachend und schob ihn weg.
    Cale grinste, packte sie fester und blies seinen Atem gegen ihre Haut. »Wirklich?«, raunte er leise und setzte einen Kuss auf ihren Hals. Ihre Haut war noch immer erhitzt von ihrem Sex und schien unter seinen Fingerkuppen förmlich zu glühen. Sie war so verdammt schön.
    »Ja, wirklich«, bekräftigte Zoe, wurde aber ruhiger, als er ihre Haut küsste. Sie sah Cale an. »Ist es jetzt wirklich vorbei?«
    Er sah auf ihr Gesicht herab. »Luzifer ist in die Hölle zurückgekehrt, und wie ich Desmond verstanden habe, hat sie den geplanten Aufstand gegen sie niederschlagen können.«
    »Und Uriel?« Er konnte ein Schaudern auf Zoes Haut spüren. Der Gedanke an den Engel schien sie noch immer zu ängstigen. Sie hatte Cale erzählt, was geschehen war, nachdem sie in seinen Armen ohnmächtig geworden war – von der Verdammnis und den Leiden, die Uriel verstärkt hatte und mit denen er sie gequält hatte.
    Er zog sie näher in seine Arme, und dankbar schmiegte sie sich an seine nackte Haut. »Er ist wieder in den Himmel zurückgekehrt. Dumas ... Dumariel hatte dort wohl ebenso viel Chaos geschaffen wie in der Hölle, und Uriel will dort alles wieder in die Spur bringen.«
    »Wusstest du, dass Uriel es war, der Luzifer dabei geholfen hat, den Himmel zu verlassen?«, fragte Zoe leise. Cale schüttelte den Kopf. »Nein.«
    Im Gegenzug nickte sie. »Er hat sie