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Die Schattenseherin: Roman (German Edition)

Die Schattenseherin: Roman (German Edition)

Titel: Die Schattenseherin: Roman (German Edition)
Autoren: Nina Hunter
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immer reglos auf dem Boden lag. Eisiger Schrecken überkam sie. Er konnte nicht tot sein, oder?
    Sie lief zu ihm und nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände. Seine Augen waren geschlossen, und seine Brust war blutüberströmt. Er wirkte seltsam friedvoll. »Cale, Liebling, wach auf«, flüsterte sie, blind und taub für alles, was um sie herum vorging. Sie hörte Dumas schreien, doch es schien aus weiter Ferne zu kommen, und es kümmerte sie auch nicht weiter. Alles, was sie sah, war Cale. Sie hatte ihn zwar wiedergefunden, aber zu welchem Preis? Sie war zu spät gekommen.
    Behutsam streichelte sie sein Gesicht, berührte seine Lippen, doch er atmete nicht. »Nein«, hauchte sie und spürte Tränen ihre Kehle hinaufdrängen. »Nein, nein, nein, geh nicht, bitte, geh nicht«, murmelte sie und zog ihn in ihre Arme. Sein Körper war schwer, er selbst bewegte sich nicht, aber Zoe wollte ihn an sich spüren. Sie wollte ihm ihre Wärme geben, wollte, dass er etwas von ihrem Leben nehmen konnte, um aufzuwachen. wenn er nur endlich die Augen aufschlagen würde!
    »Cale«, weinte sie leise.
    Plötzlich spürte sie ein Zucken in seinem Körper. Seine Augenlider bebten. Zoe stockte der Atem. Sie starrte ihn an und zwang sich mit aller Willenskraft, die sie aufbieten konnte, ihn nicht zu schütteln.
    Cale öffnete die Augen, doch Zoe spürte, dass nicht er es war, der sie betrachtete. Es schien, als würden zwei Männer in ihm darum kämpfen, die Oberhand zu gewinnen. Sein Blick flackerte, und mit einem Mal öffnete sich sein Mund, und er atmete lang aus. Etwas floss dabei zwischen seinen Lippen heraus, wie dunkler, öliger Rauch. Er kroch über den Boden, waberte, schien nach etwas zu suchen und formte sich schließlich zu einem Wesen mit Hörnern. Zoe hatte ihn schon einmal in ihren Träumen gesehen – sofort drückte sie Cale schützend an sich, doch der hob schwach die Hand und richtete sich mühsam auf. »Caes«, murmelte er und nickte dem seltsamen Dämon zu.
    Der grinste breit und beugte sich zu Cale. »Na, Fleischsack? Wie es aussieht, ist das das Ende für uns beide.«
    Cale hustete und setzte sich, an Zoe gelehnt, ganz auf. »Freu dich nicht zu früh«, sagte er und wies mit dem Kinn auf Uriel und Luzifer, die zu ihnen kamen. Desmond, die Hände in den Taschen seiner Jeans, kam ebenfalls hinzugeschlendert, als wäre dies alles nichts weiter als das freundliche Treffen unter guten Kollegen. Über ihnen zappelte noch immer der große Mann an der Wand, aber er gab keinen Laut von sich – oder er konnte es nicht.
    »Hey, Caes, nett, dich mal wieder ohne Fleischhülle zu sehen«, grüßte Desmond den Dämon und entblößte seine Fangzähne in einem breiten Lächeln. Dann klopfte er Cale auf die Schultern, was der mit einem Husten quittierte. »Du bist auch bald wieder auf dem Damm.«
    Cale hob skeptisch die Braue, grinste aber schief.
    »Heißt das, das Tor zur Hölle ist wieder geschlossen?«, fragte Zoe niemanden im Speziellen.
    »Die Hölle ist nun wieder in den Händen derer, die ihr rechtmäßig gehören«, antwortete Uriel ihr. Seine Hand lag auf Luzifers Schulter, und die schien nicht unglücklich darüber zu sein.
    »Ich schulde euch beiden etwas«, sagte diese, die Arme vor der Brust verschränkt, und nickte Caes und Cale zu. »Immerhin habt ihr beide mir in eurer Rune Schutz gewährt.« Sie beugte sich zu Cale. »Wenn du es wünscht, kann ich euch endgültig trennen. Du könntest wieder sterblich werden, ohne den nächtlichen Hunger und ohne Gefahr, eine Frau zu verletzen.«
    Zoe konnte spüren, wie Cale sich versteifte, und auch der Dämon namens Caes machte eine angespannte Miene. Er neigte den Kopf mit den mächtigen Hörnern und sah Cale an. »Das ist es also«, sagte er mit rauer Stimme. »Der Abschied. Aber du hast es dir verdient, Fleischsack.« Er lächelte, und Zoe erkannte viel von Cale darin.
    Cale presste die Hand auf seine Brust, an der Stelle, an der die Rune lag. »Das könnte dir so passen«, sagte er, ehe seine Stimme in einem Keuchen unterging. »So schnell wirst du mich nicht loswerden.«
    Er wandte sich an Luzifer, die das Gespräch stumm mit angehört hatte. »Ich will ihn nicht loswerden – lass mir Caes. Aber gib mir die Chance, ihn jederzeit wieder in die Hölle zurückzuschicken, wenn ich es will.«
    »Was?!« Der Ausruf kam sowohl von Caes als auch von Desmond.
    »Halt mal, Fleischsack«, knurrte der Inkubus. »Glaubst du etwa, ich lasse zu, dass du mir jederzeit einen Arschtritt geben
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