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Die Schattenritter: Kuss der Dunkelheit

Titel: Die Schattenritter: Kuss der Dunkelheit
Autoren: Kathryn Smith
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überlegen gaben, trauten sie sich erst, sobald sie vermuteten, Marika wäre nicht auf eine Attacke vorbereitet. Ohne hinzusehen, wusste sie, dass der Engländer einen seiner Lakaien auf sie gehetzt hatte, statt sie selbst anzugreifen.
    In dem Moment, als der Mann den Arm nach ihr ausstreckte, wirbelte sie herum und packte ihn. Mit Leichtigkeit hätte sie ihm das Handgelenk brechen können, doch sie bremste sich und zwang ihn stattdessen in die Knie.
    Nun erhoben ihre Männer sich und kamen zu ihr, für den Fall, dass die Situation eskalierte.
    Marika stand da und sah den Schmalgesichtigen an, der von seinen restlichen Gefolgsleuten umgeben war und sie mit kaum verhohlener Bewunderung betrachtete.
    »Dann sind die Geschichten über Sie also wahr.« Er hörte sich an, als würde ihm in diesem Moment erst klar, dass sie keine gewöhnliche Frau war – eigentlich gar kein Mensch.
    Marika gefiel das nicht, denn schließlich wurden sie von den übrigen Gästen in der Taverne beobachtet. Sogleich hob aufgeregtes Getuschel an. Man flüsterte über sie – eine Frau, die wie ein Mann gekleidet war und wie ein Soldat kämpfte. War
sie
das? War sie auf der Jagd? Warensie womöglich alle in Gefahr? Vor Angst tuschelten sie immer lauter, und die Schweißausdünstungen nahmen zu.
    Zeit zu gehen.
    »Sie sind ein Mann, der stets andere ausschickt, um für ihn diejenigen zu erledigen, vor denen er sich fürchtet.« Mit diesen Worten ließ sie den Mann vor sich los und schleuderte ihn weg. »Männern wie Ihnen traue ich nicht.«
    »Ich bitte auch nicht um Ihr Vertrauen«, erwiderte er.
    Marika schnaubte kurz. Der Mann hatte kein Ehrgefühl, und sie würde ihr eigenes gewiss nicht einbüßen, indem sie sich mit ihm einließ. »Wir sind fertig.«
    Ihre Männer folgten ihr, als sie sich zum Gehen wandte. Sie blieben dicht bei ihr, als brauchte sie ihren Schutz. Natürlich wussten sie, dass dem nicht so war, aber sie waren nun einmal schlichte Gemüter und verhielten sich eben so, wie sie es von klein auf gewohnt waren.
    »Sagt Ihnen der Name Saint etwas?«
    Es war ein verzweifelter Versuch, der jedoch den gewünschten Erfolg hatte. Marika erstarrte, und ihre Lunge versagte den Dienst. Sie konnte weder blinzeln noch schlucken. Dafür flatterte ihr das Herz in der Brust wie ein aufgeregter Vogel in seinem Käfig.
    Langsam drehte sie sich wieder zu dem Mann um. Sein Gesicht war leicht angstgerötet, doch allmählich kehrte der arrogante Ausdruck von vorher zurück. »Wie ich sehe, ja.«
    Sie ballte die Hände zu Fäusten. »Sagen Sie mir, was Sie wissen!«
    Weder ihren ruhigen Tonfall noch ihre unbewegteMiene beachtete er. Er war entschieden zu selbstbewusst – oder dumm.
    »Nein, das werde ich nicht. Ich würde sagen, Sie setzen …«
    Weiter kam er nicht, denn sie packte seinen Hals mit einer Hand und drückte zu. In dem Moment, in dem er den Mund geöffnet hatte, war sie auf ihn zugesprungen wie eine Raubkatze auf die Beute. Nun drückte sie ihn rücklings auf einen Tisch. Er fuchtelte mit den Händen, während er nach Luft rang. Ein Krug fiel um, dessen Inhalt sich neben dem Kopf des Mannes über den alten Tisch ergoss und ins grobe Holz sickerte. Als Nächstes richteten sich Pistolen auf sie. Eine wurde mit dem Lauf gegen ihre Schläfe gedrückt.
    »Wenn ihr mich tötet, werde ich euren Anführer mitnehmen.« Während sie mit seinen Männern sprach, sah sie dem Engländer ins Gesicht.
    Seine blassen Augen fixierten einen Punkt neben ihrer Schulter, und sie erkannte das Kommando, das sie gaben. Außerdem sah sie Angst in seinem Blick, aber er wäre ja auch ein Idiot, sie nicht zu fürchten. Als Erstes verschwand die Pistole an ihrer Schläfe, gefolgt von den übrigen.
    Marika lockerte ihren Griff, so dass der Mann Luft holen konnte. Dann machte sie ein, zwei Schritte rückwärts, wobei sie bemerkte, dass die Männer sich um sie herum mit bewegten. Niemand wollte ihr mehr zu nahe sein, nachdem sie bewiesen hatte, wozu sie fähig war.
    Natürlich war es verrückt gewesen, so viel von sich zu offenbaren, aber wenigstens würde der Engländer es sich nun zweimal überlegen, ehe er sie wieder unterschätzte.
    Immerhin war offensichtlich, dass es kein Blutvergießengeben würde, und so entspannten die übrigen Gäste sich und wandten sich wieder ihren Angelegenheiten zu – oder taten zumindest so. Die meisten dieser Leute waren Bauern, die sich aus allem heraushielten, was sie nichts anging. Dennoch blieben sie auf der Hut –
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