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Die Schattenritter: Kuss der Dunkelheit

Titel: Die Schattenritter: Kuss der Dunkelheit
Autoren: Kathryn Smith
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weiter kompliziert. Zwar hatte sie allen Grund, dem Mann nicht zu vertrauen, aber die Informationen, die er ihr gab, waren von unschätzbarem Wert. Wenn sie jetzt ginge, könnte sie Bishop auf eigene Faust jagen, von ihm erfahren, wo Saint steckte, und die Welt nicht bloß von
einem
Vampir, sondern von zweien befreien.
    Offensichtlich dachte er dasselbe. »Ich brauche ihn lebend, Madame. Foltern Sie ihn, falls es nötig ist, damit er Ihnen verrät, was Sie wissen wollen, aber ich
muss
ihn lebend haben! Ich garantiere Ihnen, dass ich ihn nicht am Leben lassen werde, nachdem er seinen Zweck erfüllt hat.«
    Zum ersten Mal, seit er durch die Tür gekommen war, spürte Marika an seiner Stimme und seiner Haltung, dass er die Wahrheit sagte.
    Sie biss die Zähne zusammen. »Haben Sie den Finderlohn dabei?«
    Lächelnd zog er einen kleinen Beutel aus der Innentasche seines Gehrocks und warf ihn vor ihr auf den Tisch, wo er mit einem dumpfen Knall landete. Ein Blick hinein bestätigte ihr, dass er randvoll mit Goldmünzen war.
    »Die Hälfte jetzt, die Hälfte, wenn Sie ihn mir bringen.«
    Die Hälfte? Das war nur die Hälfte von dem, was er ihr bezahlen wollte? Gütiger Herr im Himmel, schon miteinem Viertel davon könnten sie und ihre Männer wie Könige leben! Sie versuchte, sich ihre Überraschung nicht anmerken zu lassen.
    »Für gewöhnlich fange ich keine Vampire.« Nein, für gewöhnlich tötete sie sie einfach. »Ich kann ihn nicht überwältigen.«
    Seine schmalen Lippen kräuselten sich. Immer noch wirkte er extrem selbstzufrieden, doch inzwischen ärgerte es Marika nicht mehr allzu sehr. »Ich glaube, da kann ich behilflich sein. Ich habe geeignete Fesseln dabei.«
    Offenbar hatte er an alles gedacht. »Und ich darf ihn so lange behalten, wie ich ihn brauche?«
    »Nun, es sollte sich in einem vernünftigen Rahmen halten.«
    Mehr als ein paar Tage brauchte sie nicht, um den Vampir kleinzukriegen, wenn überhaupt. Diese Kreaturen waren für ihre mangelnde Loyalität gegenüber ihresgleichen berühmt. Sie fielen wie die Ratten übereinander her, wenn es galt, die eigene Haut zu retten.
    Der Mann streckte ihr seine lange saubere Hand über dem Tisch entgegen. »Dann haben wir eine Abmachung?«
    Mit keinem Wort hatte er sie gebeten, zu beweisen, dass sie diejenige war, für die er sie hielt. Sollte sie ihm jedoch jetzt die Hand reichen, würde er wissen, dass sie exakt die Person war, die er gesucht hatte. Mithin hätte er etwas, mit dem er ihr gefährlich werden konnte. Eines Tages hetzte er womöglich jemanden hinter ihr her. Es gab reichlich missratene Kreaturen, die sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen würden, ihr Blut zu vergießen.
    Aber er bot ihr die Chance, Saint zu finden, ebenjenesMonster, das sie bereits jagte, seit sie alt genug war, um zu töten.
    Marika legte ihre Hand in seine und drückte sie gerade fest genug, dass er nicht vergaß, wer von ihnen beiden stärker war.
    »Haben wir«, antwortete sie leise. »Ich bringe Ihnen diesen Bishop.«
    Und Bishop würde ihr Saint ausliefern – den Vampir, der ihre Mutter umgebracht hatte.
     
    Dreihundert Jahre waren vergangen, seit Bishop zuletzt das Fagaras-Gebirge gesehen hatte. Eigentlich wollte er nie wieder hierher zurückkommen, aber der Plan war denselben Weg gegangen wie so viele andere in seinem sehr langen Leben. Pläne änderten sich, Länder änderten sich, und selbst Unsterbliche wie er änderten sich.
    Reue indessen änderte sich nicht.
    Er war gestern Abend angekommen, hatte allerdings einen Tag Ruhe und eine Menge Mut gebraucht, um die Stadt zu verlassen und diese besondere Reise anzutreten. Unmöglich konnte er sich auf das konzentrieren, was ihn herbrachte, solange ihn die Gespenster dieser Region jagten.
    Einem rußigen Schleier gleich hing die Nacht über dem Land. Die kahlen Berggipfel ragten als schwarze Silhouetten in den Himmel auf und griffen nach den silbrigen Wolken. Ein bleicher Mond malte längliche Lichtstreifen ins Gras, über den Schutt und die Steine.
    In der Dunkelheit durchschritt Bishop die Ruine, die einst ein elegantes Landhaus gewesen war. Nun war nichts mehr davon übrig außer verfallenen Außenmauern. DasHausinnere war vor Jahrhunderten von einem Feuer zerstört worden. Vögel nisteten in den oberen, geschützteren Bereichen, während nachtaktive Tiere sich im unteren Teil eingerichtet hatten. Reste von Lagerfeuern deuteten auf Zigeuner hin, die längst weitergezogen waren.
    Sein früheres Zuhause war eine
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