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Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Titel: Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen
Autoren: Licia Troisi
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Beine hektisch strampelten. Sie legte ihm einen Arm um die Schultern und zog ihn hoch. Eine Weile rangen beide nach Luft und schwammen dann weiter, während das Brüllen hinter ihnen noch einmal anschwoll.
    »Es taucht wieder auf!«, rief Lonerin und begann, noch einmal die Zauberformel zu sprechen. Aber das war gar nicht mehr nötig.
    Ihre Füße berührten den schlammigen Grund des Flusses, und nach einigen weiteren Zügen konnten sie sich aufrichten. Immer niedriger wurde das Wasser, ihre Glieder schwerer, nur noch ein paar Schritte, und der Fluss lag hinter ihnen. Mit den Kräften am Ende, ließen sie sich noch ins Gras fallen, hatten keinen Blick für die Unerforschten Lande, die sie endlich erreicht hatten.
    Ein lautes Brüllen hinter ihnen ließ sie noch einmal herumfahren. In einiger Entfernung vom Ufer reckte sich ein grüner Schlangenkörper aus dem Wasser des Saars, warf seinen überdimensionalen Kopf, halb Reptil, halb Pferd, hin und her und brüllte dem Himmel seine Wut über die entgangene Beute entgegen. Von einem Fischer namens Torio, der ihnen vom Rat empfohlen worden war, hatten sie sich in Marva ein Boot geben lassen.
    Dubhe war der Mann nicht eben gescheit vorgekommen, und Lonerin schien diesen Eindruck zu teilen. Doch Torio half ihnen und versorgte sie mit allem, was sie für die Reise benötigten: Fisch und Trockenfleisch, auch etwas Obst für die lange Überfahrt sowie mit einem Beutel, um das alles zu transportieren. Auch die Fläschchen mit dem für Dubhe unverzichtbaren Trank, der den Fluch unter Kontrolle halten sollte, packte Lonerin hinein.
    »Der ist nach einem neuen Rezept hergestellt, das ich selbst entwickelt habe«, erklärte er, während er die Ampul len vorsichtig verstaute. »Reklas Mittel macht dich abhängig, das hier hoffentlich weniger.«
    In Lonerins Augen erkannte Dubhe wieder dieses scheinbar grenzenlose Mitleid mit ihr, und für einen Moment ärgerte sie sich darüber. Doch senkte sie nur den Blick und konzentrierte sich wieder darauf, ihre Ausrüstung in das Boot zu laden.
    Sie griff zu den Wurfmessern, den Pfeilen und dem Dolch, von dem sie sich niemals trennte. Es war der ihres Meisters.
    Lonerin hingegen kümmerte sich um das Boot.
    Dubhe blieb nicht, um ihm dabei zuzuschauen, wie er die Zauber sprach, die ihr Boot widerstandsfähiger gegen die Strömungen des Saars machen sollten. Nach den langen Jahren der Einsamkeit hatte sie sich noch nicht daran gewöhnt, einen Reisengefährten zu haben, und war, wenn möglich, lieber allein.
    In einiger Entfernung setzte sie sich auf einen Steg und ließ den Blick über das flache Sumpfgebiet schweifen. Dabei dachte sie an ihr Leben, an ihren Meister. Wenn sie es genauer betrachtete, kam ihr die Errettung von dem Fluch, dessentwegen sie unterwegs war, nur wie eine Notwendigkeit, nicht aber wie ein Herzenswunsch vor. Es war einfach der Weg, der ihr vorgegeben war und von dem sie nicht abweichen konnte. Nach irgendeinem unerforschlichen Ratschluss führte eine gerade Spur von dem dramatischen Einschnitt ihrer Kindheit -als sie ihren Kameraden Gornar unbeabsichtigt getötet hatte - bis zu diesem verlassenen Dorf in den Sümpfen.
    »Es ist noch niemandem gelungen, mit einem Boot den Saar zu überqueren«, hatte Torio beim Aufbruch zu ihnen gesagt.
    »Dann werden wir die Ersten sein«, erwiderte Lonerin trocken, »und ich verspreche dir noch mehr: Wir werden auch heil zurückkehren.«
    Er dachte nicht daran, es sich noch einmal anders zu überlegen, und Dubhe beneidete ihn um seine Zuversicht. Für sich selbst sah sie eher schwarz. Schließlich stiegen sie in das Boot und berühren einen kleinen Wasserlauf bis zu einem Nebenfluss des Saars, dem sie folgten, bis er irgendwann in eine Wasserfläche von immenser Weite mündete: den Großen Fluss.
    Allein schon der Anblick ließ Furcht aufkommen. Diese Weite erinnerte Dubhe an das Meer, an den Ozean, wo sie eine Zeit lang mit ihrem Meister gelebt hatte. Gewiss, hier gab es keine Wellen, doch das Schauspiel war ähnlich grandios, zumal die Wasserfläche ganz weiß erschien. Denn jetzt, im späten Frühling, war die Sonne schon so stark, dass sie die ganze Weite in grellstes Licht tauchte. Fast ehrfürchtig, so als verletzten sie geweihtes Gebiet, wagten sie sich in die Wasser des Großen Flusses vor. Aber war er nicht auch so etwas wie eine Gottheit, dieser Strom, der die Grenze zwischen der Aufgetauchten Welt und dem völlig Unbekannten bildete?
    Mächtig legten sie sich in die Riemen,
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