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Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Titel: Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen
Autoren: Licia Troisi
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wobei Lonerin, der vorn saß, den Takt vorgab. Dabei folgten sie dem Licht am Bug, das der Magier hervorgezaubert hatte, eine schmale leuchtende Sichel, die unbeirrbar nach Westen, zum anderen Ufer wies.
    Die Strömung war so gewaltig, dass ihre Arme bald schon so schwer wie Ambosse waren. Besonders Lonerins Kräfte ließen mehr und mehr nach, da er als Magier nie auf seine körperliche Ertüchtigung Wert gelegt hatte. Aber er ließ sich nicht unterkriegen - wie Dubhe bewundernd feststellte. Seine Entschlossenheit war wirklich beachtlich. So fuhren sie langsam, aber stetig ohne größere Schwierigkeiten dahin, und anfangs dachten beide, dass nur die immense Ausdehnung des Saars ein Hindernis darstelle. Die Wasser schienen keine Tücken zu bergen, und der Himmel über ihnen, an dem keine Vögel zu sehen waren, sodass sie fast den ganzen Tag in vollkommener Stille dahinglitten, war blau.
    Irgendwann gelangten sie zu einer Insel. Kreisrund lag sie mitten im Fluss vor ihnen. Als Lonerin sie erblickte, war er begeistert, und sogar Dubhe verspürte eine eigenartige Erregung. Zwei Tage waren sie mittlerweile auf dem Großen Fluss unterwegs und vom anderen Ufer noch keine Spur.
    Ohne lange zu überlegen, gingen sie an Land, glücklich, endlich wieder festen Grund unter den Füßen zu haben. Aber es war schon eine eigenartige Insel, ein so perfektes Rund, dass sie sich wunderten, und der Boden fühlte sich auch etwas seltsam an. Darüber hinaus aber war es eine ganz normale Insel, mit grünem Gras und niedrigem Buschwerk bewachsen.
    An einem solchen Busch machten sie das Boot fest, legten sich nieder und schliefen bald ein. Nur Dubhes leichtem Schlaf, den sie sich von ihrer Ausbildung bei dem Meister erhalten hatte, war es zu verdanken, dass sie noch rechtzeitig aufmerksam wurden.
    So fuhr sie plötzlich aus dem Schlaf hoch und merkte, dass die Erde unter ihnen seltsam bebte. Unverzüglich rüttelte sie Lonerin wach. »Was ist denn los?«, fragte er verschlafen.
    Noch konnte Dubhe ihm das nicht sagen, doch sie brauchte nur den Blick zu heben, um zu sehen, dass sich die Insel gegen den Strom bewegte. »Merkst du das nicht?«, rief sie und sprang auf.
    Augenblicklich war Lonerin hellwach. Ihr erster Gedanke galt dem Boot, das aber, noch fest vertäut, ebenfalls mitgezogen wurde. Als sie hinrannten, merkten sie, dass die Insel nach vorn kippte, immer schneller wurde und gleichzeitig zu sinken begann.
    Fassungslos blieb Dubhe stehen, doch Lonerins Stimme riss sie aus dem Staunen. »Verdammt! Ein Ungeheuer!«
    Sie standen bereits bis zu den Knöcheln im Wasser, und kurz darauf verloren sie den festen Boden unter den Füßen und trieben mitten im Fluss.
    Schwimmend erreichte Dubhe als Erste die Leine, mit der das Boot festgemacht war. Es hatte sich schon aufgebäumt, und einige Vorräte waren im Wasser gelandet, für immer verloren in den Tiefen des Flusses. Mit einer Hand ergriff sie das Tau, während sie mit der anderen rasch ihren Dolch zog. Ein kräftiger Hieb genügte, die Leine war gekappt, und das Boot schnellte wieder hoch. Unter großer Anstrengung gelang es Dubhe, an Bord zu klettern, und kaum war sie drin, reckte sie sich vor, um dem Kameraden hineinzuhelfen.
    »Hast du eine Ahnung, was hier los ist?«, fragte sie, während sie sich aufrichtete. Lonerin schüttelte nur den Kopf. »Nein, aber da ist es wieder.«
    Dubhe fuhr herum. Das Ungeheuer tauchte wieder auf, und was kurz zuvor noch eine Insel für sie war, sah jetzt nur noch wie eine groteske kreisrunde Rasenfläche auf einem überdimensionalen Körper aus. Es war der Leib einer riesenhaften Schlange, bedeckt mit grünen Schuppen, die zum Bauch hin, wo in regelmäßigen Abständen knallgelbe Flossen herausstachen, weiß wurden. Zitternd starrte Dubhe mit offenem Mund auf das Ungeheuer.
    »Die Ruder ...!«, rief Lonerin, nicht weniger schockiert als sie. »Die Ruder ...!« Doch als das Mädchen nach ihnen greifen wollte, tauchte plötzlich ein riesiger Kopf aus dem Wasser auf, halb Schlangen-, halb Pferdkopf, mit einem weit aufgerissenen Maul, das den Blick auf entsetzlich lange Reißzähne freigab. Im nächsten Augenblick würde sich dieser Schlund wieder schließen und sie verschlingen, und Dubhe dachte tatsächlich, dass es um sie geschehen sei. Unwillkürlich schloss sie die Augen, doch statt eines fürchterlichen Schmerzes durch diese Zähne, die ihr Fleisch zerrissen, gab es nur einen mächtigen Schlag. Sie riss die Augen auf und sah, dass sich um das Boot
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