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Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Titel: Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen
Autoren: Licia Troisi
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jetzt seine Kapuze abnahm, stieß Bhyf einen Seufzer der Erleichterung aus, denn zum Vorschein kam der Kopf einer jungen Frau mit blonden Locken und einem schönen, um die Nase herum mit Sommersprossen gesprenkelten Gesicht. »Guten Abend«, wünschte sie mit einem höflichen Lächeln.
    Bhyf zog seine Arbeitshandschuhe aus und musterte sie lange. Zunächst schien es ihm ratsam, misstrauisch zu bleiben. »Womit kann ich dienen?« »Nur mit einigen Auskünften.«
    Bhyf versteifte sich. Die Kleider der Frau waren fast vollkommen verhüllt von dem verschlissenen Umhang, doch um den Kragen herum schaute etwas Schwarzes hervor.
    »Was soll ich denn schon wissen ...?«
    »Nun, sind in letzter Zeit vielleicht ein junger Magier und ein zierliches Mädchen in Männerkleidung hier vorübergekommen?«
    Bhyf nickte, wobei er die beiden Männer in ihrer Begleitung nicht aus den Augen ließ. Das einzige Hindernis, das ihn von den Fremden trennte, war das Boot, an dem er gerade arbeitete.
    »Halten sie sich noch im Dorf auf?«
    »Nein«, antwortete er, während er ein wenig zurückwich.
    »Verstehe. Und wann sind sie fort?«
    »Gestern sind sie losgerudert.«
    »Mit welchem Ziel? Wisst Ihr das?«
    »Wozu all diese Fragen? Ich baue hier meine Boote und kümmere mich nur um meine Angelegenheiten ...«
    »Wisst Ihr es nun oder nicht?« Die junge Frau schien nicht zornig, doch ihre Stimme war sehr fest.
    »Ich weiß überhaupt nichts. Sie waren bei Torio untergekommen, fragt ihn doch.«
    Sie nickte und zog wieder die Kapuze über.
    »Habt Dank, Ihr ward uns eine große Hilfe.«
    Ohne ein weiteres Wort verließen sie die Werkstatt, und Bhyf bemerkte beunruhigt, dass ihre weiten Umhänge, ja sogar ihre Schritte kaum einen Laut machten.
    Torio saß auf dem Steg vor seinem Haus und ließ die Beine baumeln. Er war ein noch recht rüstiger alter Mann mit der leicht stumpfen Miene eines Menschen, der sein Lebtag am selben Ort gewohnt hat und sich gar nicht vorstellen kann, dass es außerhalb davon eine größere Welt geben könnte. Während er seine Netze flickte, hörte er plötzlich leise Schritte, wandte sich um und sah auch schon drei schwarze Stiefelpaare, die neben ihm stehen blieben. »Seid Ihr Torio?« Der Alte hob den Kopf und blickte in das Lächeln einer anmutigen jungen Frau. Die beiden Männer hinter ihr trugen Kapuzen über dem Kopf, und einen Moment lang überkam ihn ein seltsames Gefühl. »Ja«, antwortete er argwöhnisch.
    »Uns wurde gesagt, dass Ihr zwei Personen beherbergt habt, einen Magier und ein Mädchen in Männerkleidung. Wo sind die hin?«
    Torio erstarrte. Beim Abschied hatte ihn das Mädchen eindringlich gebeten: >Sollte jemand nach uns fragen, so wisst Ihr nichts von uns. Leugnet, dass wir hier waren oder sagt wenigstens, dass Ihr nicht wisst, wohin wir aufgebrochen sind. Auf keinen Fall dürft Ihr unser Ziel verratene »Da hat man Euch wohl einen Bären aufgebunden«, erklärte er jetzt und runzelte die Stirn, »schaut Euch doch mal um. Dieser Ort lockt keine Besucher an.« Und damit beugte er sich wieder über seine Netze als Zeichen, dass das Gespräch für ihn beendet sei.
    Da ging die Frau neben ihm in die Hocke und blickte ihm fest in die Augen. »Es ist nicht ratsam, uns an der Nase herumzuführen ...«
    Torio fielen ihre schönen, strahlend blauen Augen auf, doch in ihrem Blick und auch in ihrer Stimme lag etwas, das ihn zutiefst beunruhigte. Seine Hände begannen zu zittern. »Bei mir war niemand ... Wenn ich es Euch doch sage, seht doch ...«
    Er kam nicht mehr dazu, den Satz zu beenden. Die Frau hob nur die Hand, und blitzartig packten die beiden anderen den alten Fischer und stießen ihn ins Haus, schlossen die Tür und warfen ihn zu Boden, hielten ihn aber weiter an den Armen fest.
    »Was zum Teufel ...?«
    Sofort stellte ihm die Frau den Stiefel auf den Mund und drückte zu. Sie war stark, unerwartet stark für ihre schlanke Gestalt.
    »Jetzt sag schon, wo sind die beiden hin?«
    Torio schwieg beharrlich. Gewiss hatte er Angst, aber nicht so stark, dass er die eindringliche, überzeugende Bitte des Mädchens beim Abschied vergessen hätte. »Vielleicht ist dir noch nicht ganz klar, in welcher Lage du dich befindest!«, zischte die Frau jetzt mit einem gemeinen Lächeln.
    Sie öffnete ihren Umhang, und starr vor Schreck erblickte Torio ein weites Wams mit einem Oberteil aus schwarzem Leder, das mit roten Knöpfen besetzt war. Auch die Beinkleider aus Wildleder waren schwarz, und die beiden Männer in
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