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Die Schattenfrau

Die Schattenfrau

Titel: Die Schattenfrau
Autoren: Ake Edwardson
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so.«
    Winter wollte nichts mehr hören. Eine Streife fuhr vorne bei der Shelltankstelle vorbei. Vielleicht hatten sie sich die Nummer des Autos, in dem er saß, notiert.
    »Wenn du nichts von den Höllenengeln weißt, musst du mir wenigstens mit Georg Bremer weiterhelfen.«
    »Ich habe dir doch gesagt, dass da nichts ist. Wenn er behauptet, er sei seit dem Gefängnis sauber, dann sagt er die Wahrheit. Jedenfalls nach allem, was ich weiß. Ich hatte seinen Namen noch nie gehört, bevor du ihn mir genannt hast.«
    »Ich spreche von deinen... Geschäftspartnern. Vielleicht weiß einer von denen Bescheid. Er muss ja gar nichts Schlimmes verbrochen haben, Kleinkram. Was auch immer. Ich will nur wissen, wo er gewesen ist. Ob ihn jemand gesehen hat. Irgendwo. Und ob er Jakobsson kannte.«
    Der Abend war noch jung, als Winter Angela zu Hause anrief. »Was machst du gerade?«, fragte er.
    »Mich von der Arbeit erholen. Bei Wein und Musik.«
    »Coltrane?«
    »Ja. Sven Coltrane's Boogie Woogie Band.«
    »Hört sich spannend an.«
    »Besser als Clash allemal.«
    »Die habe ich hier gerade aufgelegt.«
    »Im Büro?«
    »Ja. Aber das sollte ich dir lieber nicht verraten.«
    »Erzähl doch, was du willst.« Sie schwieg, als müsste sie sich über ihre Gefühle klar werden. Ihre Stimme klang anders, als sie weitersprach. »Tut mir leid, das mit deinem Vater. Ich habe es von Lotta gehört.«
    »Du hast mit Lotta gesprochen?«
    »Sie hat gerade angerufen, um zu erfahren, wie es geht und um sich noch mal für mein Geschenk zu bedanken, das du ihr ja dann doch noch gegeben hast. Mit zwei Tagen Verspätung.«
    »Sorry.«
    »Nein, das war kleinlich. Entschuldige, Erik. Dein Vater ist anscheinend auf dem Weg der Besserung.« »Herzmuskelentzündung.« »So ernst?«
    »Ich glaube, meine Mutter versucht eben, mich übers Handy zu erreichen«, meinte Winter.
    »Am besten gehst du ran.«
    »Ich muss heute Abend arbeiten«, sagte er noch. »Ich muss... was lesen. Ich rufe dich später noch mal an.«
    »Sprich jetzt mit deiner Mama«, antwortete sie.

59
    Staatsanwalt Wällde beschloss, Bremer am Vormittag verhaften zu lassen. Bis zur Haftprüfung konnte Bremer am Ernst Fontells Plats maximal vier Tage festgehalten werden.
    »Tu dein Bestes.« Winter hoffte, Wällde würde es so lange hinauszögern können.
    »Das sieht nicht einmal ansatzweise nach haltbaren Beweisen für eine Verhaftung aus«, meinte Wällde.
    »Danke, dass du's trotzdem gemacht hast.« »Nur Ihretwegen, Herr Kommissar. Und vielleicht kommt was Gutes dabei heraus.«
    »Aus dem hier kommt nichts Gutes heraus«, gab Winter zurück.
    »Und das Mädchen? Es ist doch noch irgendwo da draußen? Wir müssen einfach daran glauben, nicht wahr?«
    Winter antwortete nicht.
    »Hand aufs Herz, Erik. Glaubst du, das Mädchen lebt noch?«
    Winter sah sich um, nach dem, der sich da in sein Arbeitszimmer geschlichen hatte und nun auf Antwort wartete.
    »Nein. Ich halte es für ausgeschlossen.« Er sah Ringmar an, dass er genauso dachte. Das Gesicht des Fünfzigjährigen war blass und wirkte abgearbeitet in dem fahlen Licht, das sich wie ein Leichentuch über die Stadt gelegt hatte. »Aber wir können wenigstens ihre Leiche finden, wenn wir Bremer endlich zum Reden bringen. Oder einen andern.«
    »Oder einen andern«, echote Ringmar.
    »Bist du müde, Bertil?«
    »Bis in den Tod.«
    »Das ist das Wetter.« Winter blickte aus dem Fenster. »Bald braucht man eine Grubenlampe.«
    »Versuch nicht, mich aufzumuntern.«
    Winter fuhr sich mit der linken Hand übers Gesicht. Er kniff die Augen zusammen und drehte sich zu Ringmar um. »Sie hat diese Kippe absichtlich versteckt«, meinte er.
    »Was?«
    »Ich glaube, dass es Helenes Zigarettenstummel ist. Sie wusste, dass etwas passieren würde. Sie hat ihn so weit es ging hineingequetscht. Wo ihn niemand finden konnte, der nicht so gründlich war wie Beiers Bande.«
    »Konnte sie hellsehen?«
    »Vieles ist möglich. Sie hatte die Hölle durchgemacht, und vielleicht wusste sie, dass es noch lange nicht zu Ende war«, sagte Winter.
    »Wenn ihr Speichel dran ist, erfahren wir es, sobald das SKL fertig ist.«
    Bevor Winter den Durchsuchungsbefehl für Bremers Haus durchsetzte, sprach er mit Beier. Der Dezernatschef stand unter Zeitdruck und war es leid, auf das Kriminallabor in Linköping zu schimpfen. Den Kollegen dort mehr Druck zu machen. Schließlich würde er noch Jahre mit ihnen gut zusammenarbeiten. Wollte es sich nicht mit ihnen
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